Wolfgang Puschnig

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

CD-Box & Konzerte

Wolfgang Puschnigs Reflexionen

Der Saxofonist, Flötist und Komponist, Mitbegründer des Vienna Art Orchestra und musikalische Grenzgänger hat mit einer vierteiligen CD-Box eine künstlerische Bestandsaufnahme vorgelegt und ist mit seinem aktuellen Projekt "Fulsome X" in den kommenden Tagen live zu erleben.

Ein Cello gibt eine freie Melodielinie vor, die von einer Tuba irgendwann in ein rhythmisches Grundgerüst eingebettet wird, sanfte Akkorde der E-Gitarre gesellen sich dazu - und schließlich schaltet sich das Altsaxophon in diese ruhige und doch spannungsreiche musikalische Interaktion ein.

Mit "Fulsome X" begibt sich Wolfgang Puschnig ein weiteres Mal auf die Suche nach neuen Klangbildern. In der Band findet sich die Cellistin Asja Valcic ebenso wie der in Wien lebende US-Tubist Jon Sass, der einst schon im Vienna Art Orchestra gespielt hat.

"Die Tuba war ursprünglich das Haupt-Bassinstrument im - wenn man so will - Jazz", erläutert Puschnig. "Und da bin ich froh, dass ich Jon schon so lang kenne, denn der Klang und die Art und Weise, wie er diese Bassfunktion ausfüllt, ist schon ganz anders. Er ist ja ein Bläser wie ich."

Faible für tiefe Lagen

Er habe ein Faible für tiefe Tonlagen, gesteht Wolfgang Puschnig - weshalb im ursprünglichen Projekt "Fulsome" neben der Tuba auch Jamaaladeen Tacuma vertreten war, langjähriger Bassist des Freejazz-Pioniers Ornette Coleman und ebenfalls ein enger Wegbegleiter. Erst als er wegen der Hochzeit seines Sohnes nicht mit auf Tour gehen konnte, brachte Puschnig Cello und Gitarre ins Spiel. Doch Colemans Freigeist schwingt auch so in den Aufnahmen des Ensembles mit.

"Er hat das Konzept von Begleitung und Solist durchbrochen", sagt Puschnig. "Und da wird es dann ganz besonders wichtig, dass alle aufeinander hören. Da tritt kein Alphatier auf, das alle anderen begleiten, sondern jede Stimme ist gleichberechtigt."

"Musste mich beschränken"

Den gemeinsamen Weg mit Jamaaladeen Tacuma, mit afrikanischen Vokalensembles und koreanischen Perkussionisten oder auch seine Auseinandersetzung mit den eigenen kulturellen Wurzeln in Projekten wie "Alpine Aspects" kann man nun in geballter Form nachvollziehen: Aus einem Konzertzyklus, den Wolfgang Puschnig 2016 zu seinem 60. Geburtstag im Wiener Konzerthaus gegeben hat, ist eine vierteilige CD-Box entstanden.

"Heute denke ich mir, es war auch ein bisschen eine musikalische Reflexion", so Puschnig. "Denn es hätte noch viel mehr 'Sources', wie die einzelnen Sets heißen, gegeben. Doch ich musste mich auf diese vier beschränken. Letztendlich hat sich das Konzerthaus das ausgesucht."

Es ist ein schwer zu erschließender Kosmos, den Wolfgang Puschnig über fünf Jahrzehnte kreiert hat. Dass es sich trotzdem lohnt, beweist diese CD-Box mit dem Titel "World Embrace" auf eindrückliche Weise.

Gestaltung