Peter Simonischek, Brigitte Karner und Kaspar Simonischek

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Hörspiel

Bernhards "Theatermacher" erstmals als Hörspiel

Leonhard Koppelmann inszeniert eine Hörspielbearbeitung von Thomas Bernhards "Der Theatermacher" mit Schauspielerfamilie Peter Simonischek, Brigitte Karner und Kaspar Simonischek.

Claus Peymann, gerne als „Enfant terrible“ der deutschsprachigen Theaterszene bezeichnet, eröffnete 1986 mit seiner Inszenierung von Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ programmatisch seine Direktionszeit am Burgtheater, mit Traugott Buhre in der Hauptrolle.

Das Stück um den Theatermacher Bruscon, der mit seiner Familie durch die Provinz tingelt, um seine selbst geschriebene große Komödie „Das Rad der Geschichte“ aufzuführen, ist eines der beliebtesten und meistgespielten Stücke Bernhards. Dass sich der Schauspieler Bruscon auf Tournee nur von Frittatensuppe ernährt, ist heute ebenso bekannt und oft zitiert wie dessen Forderung, das Notlicht im Saal abzuschalten, mit der Bernhard selbstironisch auf eine Auseinandersetzung zwischen Claus Peymann und den Salzburger Festspielen anspielt, als bei der Premiere von Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ diese Forderung nach absoluter Finsternis nicht mehr genehmigt wurde, woraufhin Peymann und Bernhard alle weiteren Vorstellungen absagten.

Im Publikum von Peymanns „Theatermacher“-Premiere in Wien saß vor rund drei Jahrzehnten als Student Leonhard Koppelmann, der nun als Regisseur Bernhards Stück als Hörspiel inszenierte. Für ihn gab es eine absolute Idealbesetzung für die Rolle des Theatermachers - Peter Simonischek.

Peter Simonischek

ORF/SANDRA HERBSTHOFER

„Wohin wir gehen, überall hören wir nur Geplärr...“

In seiner Hörspielbearbeitung reduziert und verdichtet Leonhard Koppelmann die handelnden Figuren, statt sieben (teils stummen) Rollen gibt es nur drei: Vater, Mutter und Sohn, die von Peter Simonischeks Ehefrau Brigitte Karner und Sohn Kaspar Simonischek verkörpert werden. Der Fokus der Inszenierung liegt auf dem familiären Umfeld des Theatermachers Bruscon, der bei Bernhard als autoritärer Patriarch Frau und Kinder für seine Zwecke einspannt. Im Hörspiel sind die Verhältnisse etwas ambivalenter. Leonhard Koppelmann lässt die sonst nur hustend in Erscheinung tretende Frau Bruscon auch als Wirt des Gasthauses auftreten und wirft somit die Frage auf, ob dem Familienvater vielleicht nur mehr die Illusion einer vergangenen Zeit vorgespielt wird und er sein Welttheater bloß in den eigenen vier Wänden verwirklicht.

Als Theatermacher Bruscon gibt Peter Simonischek in diesem Hörspiel sein Rollendebüt. Die Ambivalenz dieser Figur mit ihren, vor allem aus heutiger Sicht, kontroversen und anfechtbaren Aussagen, hat für ihn etwas Faszinierendes.

Zwischen satirischer Überhöhung und selbstzweckhaftem Schimpfen ergießt sich Bruscon in Tiraden, die von einer Hassliebe zum Theater geprägt sind. Peter Simonischek meint, gewisse Parallelen zwischen der Figur Bruscon und Thomas Bernhard zu erkennen: „Diese Figur des Bruscon, das ist auch autobiografisch. Der will unsterblich sein und er will auch ein unsterbliches Werk hinterlassen.“ Als Bernhard-Kenner mag Simonischek gelten, spielte er den österreichischen Autor doch in verschiedenen CD-Produktionen, etwa im Briefwechsel mit Siegfried Unseld (gespielt von Gert Voss), in den „Städtebeschimpfungen“ (gemeinsam mit Michael König) und im Hörstück „Ein Jahr mit Thomas Bernhard“, basierend auf den Tagebucheinträgen von Bernhards Freud und Nachbar Karl Ignaz Hennetmair. Je länger er sich mit Thomas Bernhard beschäftige, desto mehr komme er zu der Überzeugung, dass Bernhard ein großer Dichter war: „Er wird einer von denen sein, die bleiben - das wünsche ich mir auch.“

Im September erscheint in der Edition Ö1 die ungekürzte Version auf zwei CDs.

Gestaltung: Hannah Balber