Symbolbild KlangTheater

INGO PERTRAMER

Treffpunkt KlangTheater

Kino für die Ohren

Es sieht aus wie ein hippes Programmkino. Der Boden ist etwas ramponiert - früher fuhr hier ein Waggon die Besucher:innen durch den lang gestreckten Raum, um ihnen ein einzigartiges Hörerlebnis zu bieten.

Die Schiene ist noch zu sehen. Es wurde nichts kaputtrenoviert - die Patina des Raumes wird durch zeitloses Design (die Sessel sind von Adolf Krischanitz) sowie zeitgenössische Kunst abgefedert. Links, hinter Glas, sehen wir Hörobjekte von Johann Garber, rechts an der Wand Zeichnungen von Oswald Tschirtner, zwei Künstlern der Art Brut Gugging.

Die Tschirtner-Werke und die Sessel kennt das Publikum freilich noch aus dem RadioCafe. Seit dieses geschlossen hat, sind wichtige Livesendungen, die wir weiterhin vor Publikum veranstalten wollen, ins KlangTheater übersiedelt. Über 20 Jahre war das RadioCafe Austragungsort des "Klassik-Treffpunkts", und nach wie vor wünschen sich viele, auch wir Sendungsgestalter:innen, dass es wieder aufsperrt. Andererseits aber herrscht im KlangTheater eine besonders konzentrierte Stimmung.

André Hellers Gesamtkunstwerk

Der von André Heller entworfene lange Raum ist ein Gesamtkunstwerk, zu dem schon die Vorräume gehören: Der Gang ins Theater wirkt wie das Hinabsteigen in eine eigene Welt. Stufe für Stufe haben wir den Eindruck, alle Schalleindrücke der Straße und der Garderobe hinter uns zu lassen. Originale von Adolf Frohner und anderen begleiten uns ins Theater selbst.

Apropos Theater: Die Gäste im anstehenden Monat September bieten unterschiedliche spannende Einblicke in die Welt des Musiktheaters, ohne stilistische Grenzen und Schubladen. Am 10. September ist die neue Direktorin der Wiener Volksoper, Lotte de Beer, zu Gast bei Helmut Jasbar. Es wird einerseits um ihre Abenteuerlust und innovativen Pläne für das traditionsreiche Haus am Währinger Gürtel gehen, andererseits um ihre Arbeit als Regisseurin, die schon in ihrer niederländischen Heimat aufsehenerregende Produktionen hervorgebracht hat.

Otto Schenk und Hyo-Jung Kang

17. September: Mit dem Begriff "lebende Legende" müssen wir sehr vorsichtig sein. Aber im Fall von Otto Schenk ist er eindeutig angebracht. Mittlerweile im 93. Lebensjahr, gehört Schenk zu den Zeitzeugen längst vergangener Theatertage, hat unter anderem mit Carlos Kleiber und Leonard Bernstein zusammengearbeitet. Darüber hinaus ist er bis vor Kurzem noch aktiv auf der Bühne ge-standen, u. a. 2019 in Tschechows "Kirschgarten" am Theater in der Josefstadt, wo er ab 1955 auch Regie führte. Schenk ist vor allem ein einzigartiger Erzähler, was er diesmal anhand einer Auswahl von Lieblingsmusikstücken, die er mit Ulla Pilz zusammengestellt hat, unter Beweis stellen wird.

Am letzten Septembersamstag dreht sich im KlangTheater alles um den Tanz, wenn zwei Mitglieder des Wiener Staatsballetts zu Gast sind. Hyo-Jung Kang, Erste Solotänzerin, und Davide Dato, Erster Solotänzer, erzählen freilich von viel mehr als dem klassischen Ballett, hat sich ihr Berufsbild in den vergangenen Jahren doch sehr gewandelt. Elemente von Modern Dance und Performance sind hinzugekommen. Unter dem neuen Ballettchef, Martin Schläpfer, bringen Hyo-Jung Kang und Davide Dato einige Glanzrollen auf die Bühne, in denen Musik durch faszinierende, genreübergreifende Choreografien in Bewegung verwandelt wird.

Im Frühjahr 2023 wieder offen

Auch wenn wir das RadioCafe vermissen: Kommen Sie ins KlangTheater - die Atmosphäre dort ist in jeder Hinsicht radiofon!

PS: Knapp vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die wunderbare Nachricht, dass das RadioCafe im Frühjahr 2023 wieder aufsperren wird.

Gestaltung