Jean-Luc Godard

AP/EDWIN REICHERT

Diagonal | 27 02 2016

Immer noch Avantgarde. Zur Person: Jean-Luc Godard

Mit nur 20 Jahren wird der 1930 in Paris geborene Godard zum jüngsten Filmkritiker der "Cahiers du Cinéma". Gleich mit seinem ersten Text sorgt er für Aufsehen: In kämpferischen Worten fordert er von den französischen Filmemachern mehr Innovation und weniger Altherren-Kino. Einlösen wird er diese Forderung schließlich selbst: Sein erster Film "Außer Atem" (1960) erzählt vom Lebensgefühl seiner Generation - in wilden Bildern, schnellen Schnitten und Menschen, die direkt in die Kamera sprechen. Was heute keine Besonderheit ist, war damals mehr als neu: Die "Nouvelle Vague" war geboren. Und Jean-Paul Belmondo wurde zu ihrem ersten Star.

1. Bildertaumel durch die Zeit. Die Filmographie Godards (Dominique Gromes)
2. Mit den Augen hören und den Ohren sehen. Godards Filmmusik (Thomas Mießgang)
3. "Nicht politische Filme, sondern Filme politisch machen". Gespräch mit Alexander Horwath (Erich Klein)
4. Liebe und Sprache. Godard im Gespräch mit Alexader Kluge
5. Das Dritte Kino. Godard in Afrika (Anna Katharina Laggner)
6. Besuch bei Fabrice Aragno (Dominique Gromes)

"Um einen Film zu machen, genügen eine Waffe und ein Mädchen", erklärt Godard. Schauspieler/innen wie Jean Seberg, Anna Karina, Brigitte Bardot, aber auch Michel Piccoli oder Michel Subor verdanken Godard ihre Karrierestarts.

Die Aufbruchsstimmung des "Pariser Mai" 1968 politisiert auch Jean-Luc Godard, er wendet sich dem Marxismus zu. Kommerzielles Kino macht für ihn keinen Sinn mehr. Er gründet die "Groupe Dziga Vertov", die Filme in den Dienst der Revolution stellt. 1975 wendet sich das gerade unabhängig gewordene Mosambik an Godard mit der Bitte, für das afrikanische Land eine Infrastruktur für Fernsehen und Kino mit aufzubauen. Es galt, den Analphabetismus zu bekämpfen und eine eigene (Film-)Kultur abseits von Hollywood entstehen zu lassen.

Und auch im 21. Jahrhundert hat Godard nicht damit aufgehört, den neuen Medien einen Schritt voraus zu sein. Er remixt Youtube-Videos und dreht einen Film in 3D. Eine seiner letzten Arbeiten, "Film Socialism" (2010), spielt auf einem Kreuzfahrtschiff und erzählt von europäischen Touristen, die unbeschwerten Urlaub in Krisenregionen wie Griechenland, Ägypten und Israel machen wollen. Gedreht wurde der Film auf der "Costa Concordia", die zwei Jahre später tragische Geschichte schreiben sollte. "Film ist die Wahrheit 24-mal in der Sekunde", hat Godard einmal gesagt.

Jean-Luc Godard starb am 13. September 2022 im Alter von 91 Jahren.