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Matrix
Der Matrix-Jahresrückblick 2022
Das Jahr zwischen Informationskrieg und Künstlicher Intelligenz. Ein Rückblick auf Themen des Jahres, die uns auch 2023 beschäftigen werden.
15. Jänner 2023, 02:00
Big Tech-Krise
Kündigungen und Chaos gab es bei Twitter nach der Übernahme von Multi-Milliardär Elon Musk. Große Umsatzverluste und Entlassungen folgten bei Mark Zuckerbergs Meta-Konzern, aber auch bei Amazon, Snap und Netflix. Das Silicon Valley erlebte ein Jahr der Pleiten.

Elon Musk
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Facebook unter Druck
Vergangene Woche ist die Aktie von Meta erneut gefallen, denn jetzt setzen auch noch die Europäische Union und die US-Regierung den IT-Konzern unter Druck: Laut Wall Street Journal darf Facebook künftig für seine Werbung keine Daten von Nutzer:innen mehr verwenden, wenn diese nicht zustimmen. Im Jänner könnte eine entsprechende Entscheidung des Europäischen Datenschutzausschusses anstehen.

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Entlassungswellen im Silicon Valley
Der Facebook-Mutterkonzern Meta ist aber schon länger in Turbulenzen. Im November hat Meta 11.000 Angestellte entlassen, so viele wie noch nie zuvor. Auch Amazon hat im Herbst begonnen, Leute zu entlassen. Microsoft hat Stellen gestrichen, ebenso der Online-Bezahldienst Stripe, und auch Netflix spürt die Krise. Der weltweit größte Streamingdienst und mittlerweile auch erfolgreiche Film- und Serienproduzent musste 2022 das erste Mal einen Rückgang seiner Abonnent:innen verzeichnen.
Kryptowinter
Ob es bis Weihnachten winterlich weiß bleibt, das lässt sich auch mit den besten Prognosetools nicht vorhersagen. Winterliche Bedingungen herrschen jedenfalls auf dem Kryptomarkt, und das schon seit März. Dieses Tief der Kryptowährungen und Kryptobörsen wird als „Kryptowinter“ bezeichnet – angelehnt an die Fernsehserie „Game of Thrones“, wo eine lange Zeit der Entbehrungen mit dem Satz „Winter is coming“ angekündigt wird.
Kryptobörsen-Pleite
Anfang der Woche wurde Sam Bankman-Fried auf den Bahamas verhaftet. Der junge Mann mit dem Wuschelkopf war in den letzten Jahren eine der zentralen Figuren in der Kryptowelt. Er galt als einer der größten Geldgeber von Joe Bidens Wahlkampagne, ein Stadion in Miami trug seinen Namen, und er hatte sich als der Ansprechpartner Kryptofragen etwa bei Politiker:innen in Washington positioniert.
Krypto-Wildwuchs
Allerdings: Anfang November gab es eine Art Bankensturm auf die von ihm gegründete Kryptobörse FTX. Menschen wollten das investierte Geld zurück, und es stellte sich heraus, dass um die 8 Milliarden Dollar fehlten. Bankman-Fried hatte Kryptotoken erfunden, die er als Sicherheit für Einlagen benutzte - eine Art Zirkelschluss der Wertlosigkeit.
„Der FTX-Skandal zeigt, dass hier aus einem Versuch, ein alternatives Finanzsystem zu schaffen, das ohne Vertrauen und ohne Banken passiert, ein Bereich geworden ist, wo es wimmelt von undurchsichtigen Konstruktionen, die man als Schattenbanken bezeichnen kann“, sagt dazu der Ökonom Beat Weber von der Österreichischen Nationalbank. Hier würden Bankgeschäfte nachgebildet mit Services, „die Banken mit anderen technischen Konstruktionen bieten, aber ohne die Regulierung und Sicherheitsnetze und Vorschriften, die für normale Banken gelten.“
EU reguliert Tech-Konzerne
Nach jahrelangen Verhandlungen hat die EU dieses Jahr zwei große Gesetzespakete beschlossen, die die allmächtig scheinenden Tech- und Social Media-Konzerne in ihre Schranken weisen sollen. Der "Digital Markets Act" (DMA) beschränkt die Marktmacht der großen Plattformen. Der "Digital Services Act" (DSA) wiederum will das Internet zu einem sicheren Ort für Nutzer und Nutzerinnen machen, sprich: Desinformation und Hass im Netz bekämpfen sowie Manipulation und Überwachung durch die Social Media Plattformen einschränken. Beide Gesetzespakete sind im November in Kraft getreten und müssen bis Frühjahr 2024 umgesetzt werden.
Schluss mit Cookie-Manipulation
Fragt eine Webseite, ob wir ihren Cookies zustimmen, ist schnell auf das „Ja“ geklickt. Mit diesen Dateien sammeln die Betreiber Informationen über unser Online-Verhalten – und das manipulativ. Der "Ja"-Button ist groß, fett, bunt. Um "nein" zu sagen, muss man noch dreimal auf unauffällige, kleine Links klicken. Solch manipulativen Seiten-Designs nennt man "Dark Patterns". Und damit ist ab spätestens 2024 Schluss, besagt der Digital Services Act (DSA).
Interoperable Messenger-Dienste
Bisher war es nicht möglich, von WhatsApp eine Nachricht an Signal-Nutzer:innen zu schreiben. Das wird dank Digital Markets Act jetzt einfacher. Die Messenger müssen nämlich interoperabel werden. Das heißt, es lässt sich dann auch zwischen unterschiedlichen Diensten kommunizieren.