Durchgestrichenes B, Bitcoin

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Die Bitcoin-Falle

Ein paar Hundert Euro in Bitcoin investieren, um schnell reich zu werden: Mit diesem Versprechen legen Kriminelle gezielt Anleger:innen herein, die am Ende oft ihr Vermögen verlieren.

Digitale Währungen wie Bitcoin durchleben zurzeit einen sogenannten Kryptowinter. Die Zeit der hohen Kurse ist vorbei, das Vertrauen in die Branche tief erschüttert. Die bekannteste Kryptowährung, Bitcoin, zum Beispiel hat drei Viertel ihres Werts eingebüßt. Zu Hochzeiten lag der Kurs bei mehr als 66.000 Dollar. Wenn man also im Winter 2022/23 Nachrichten zu Bitcoin liest, dann sind das in aller Regel schlechte Nachrichten. Doch der Mythos vom schnell verdienten digitalen Geld lebt weiter.

Im Jahr 2019 war der Hype um die Währung und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie auf seinem Höhepunkt. Dieser Hype lockte einerseits Menschen an, die davon geträumt hatten, ihr Geld zu investieren, um schnell reich zu werden. Andererseits fingen Menschen an, diesen Wunsch nach schnellem Geld als Chance zu begreifen - und zwar, um andere Menschen abzuzocken. Im großen Stil.

Mehr als einer Milliarde Euro

Die Story, von der das Radio-Feature "Die Bitcoin-Falle" handelt, ist die einer gewaltigen Abzocke. Es geht um Beträge von mehr als einer Milliarde Euro. Eine Abzock-Industrie mit Opfern in ganz Europa, die Menschen in den finanziellen Ruin treiben kann. Es trifft Menschen wie zum Beispiel Günter Kupfer. Ein Fabrikarbeiter aus der ostdeutschen Provinz, dessen Traum es war, ein Haus zu bauen. Das vermeintlich sichere Investment in Bitcoin scheint eine Abkürzung in Richtung abgesichertes Leben zu sein. Durch Werbe-E-Mails hört er erstmals von der angeblich seriösen Anlageplattform Marketrobo. In professionell produzierten Werbevideos und langen Telefonaten erfährt er, wie das Investment ablaufen soll. Vereinfacht ausgedrückt: Wer etwas riskiert, wird dafür belohnt. Nicht Jahrzehnte später, sondern deutlich schneller.

Es läuft dann anders. Kupfer verliert Geld, viel Geld. Die Kurse von Bitcoin schwanken zwar, aber zur Hochphase wären es Gewinne bis zu 800.000 Euro gewesen. Geld, das er nie gesehen hat. Kupfers Geld landete bei Betrügern. Kupfer kennt zwar Namen, schließlich hat er mit den Betrügern stundenlang telefoniert, doch die Namen sind nur ausgedacht. Die Betrüger mit dem digitalen Geld längst über alle Berge. Die Polizei sagt ihm, sie könne ihm nicht helfen.

Alle Zahlungsströme sind dokumentiert

In den vergangenen Jahren hat es in der Kryptoszene eine "Slow-Motion-Erleuchtung" gegeben. So nennt es der Journalist Andy Greenberg im Interview mit dem amerikanischen Radiosender NPR. Greenberg ist Autor des Buchs "Tracers in the Dark". Er beschreibt darin die Geschichte der Erleuchtung. Denn Kryptowährungen sind, entgegen der allgemeinen Annahme, nicht anonym, sondern pseudonym. Alle Zahlungsströme sind dokumentiert und für jeden öffentlich einsehbar, wie in einem digitalen Kassenbuch. Zahlungsflüsse können so verfolgt werden. Es ist also möglich herauszufinden, wem das Geld gehört. Mittlerweile gibt es viele Expert:innen und auch Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, Licht in das Dunkel zu bringen, wie der Name des Buchs von Greenberg andeutet. Herauszufinden, wo das Geld nun ist und wer es kontrolliert.

Günter Kupfer will das auch wissen. Wer hat ihm sein Geld gestohlen? Wer steckt hinter Marketrobo? Also beauftragt er eine Spezialistin, die IT-Forensikerin Rebecca Zinke. Sie ist Kupfers letzte Hoffnung. Und sie findet tatsächlich eine Spur. Die Spur führt nach Deutschland. Wohin genau, das ist die Geschichte hinter dem Feature Die Bitcoin-Falle.

Text: Hakan Tanriverdi und Maximilian Zierer