Ruinen in Griechenland

ORF/MATTHIAS HAYDN

Ambiente

Artemis-Heiligtum "der Österreicher"

Ein Besuch auf der Hochebene von Lousoi auf der Halbinsel Peloponnes.

Wir stehen auf einer Passhöhe im Norden der Peloponnes, circa auf 1.000 Metern Seehöhe, ein paar Kilometer südöstlich der Stadt Kalavryta. Zu unserer Linken ragt ein mehr als 2.000 Meter hohes bewaldetes Gebirge in die Höhe. Auf der Kuppe gibt es sogar ein Skigebiet, erklärt Georg Ladstätter. Der Archäologe ist extra aus dem fernen Athen angereist, um eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten der "Außenstelle Athen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften" in Griechenland zu zeigen - aus der Ferne.

Ladstätter ist Archäologe im Ruhestand - bis vor Kurzem war er Direktor der Außenstelle Athen des ÖAI und lange Zeit auch Grabungsleiter in Lousoi. Der Ausblick von der Passhöhe ist fantastisch! Vor uns erstreckt sich die Ebene von Lousoi - in der Antike hieß sie Soudena.

Griechenland

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Schlundlöcher bewacht von Artemis

Es ist eine fruchtbare, landwirtschaftlich intensiv genutzte Fläche mit einer Besonderheit: Die Hochebene wird nicht durch einen Fluss entwässert, das Wasser versickert stattdessen im Karstgebirge in zwei "Schlundlöchern". Sind diese verstopft, droht die ganze Gegend bei anhaltenden Niederschlägen überschwemmt zu werden, mit massiven Folgeschäden für die Dörfer und die landwirtschaftlichen Flächen. Schon in der Antike war das ein Problem.

Die Schlundlöcher am Fuß von Dolinen standen nach Vorstellung der antiken Bewohner:innen unter dem Schutz lokaler Gottheiten - im Fall von Lousoi war das Artemis. Ihr zu Ehren wurde deshalb ein Denkmal errichtet. Das Artemis-Denkmal liegt am Fuß des Aroania-Gebirges und wurde von österreichischen Archäologen bereits 1898 entdeckt. Die Tempelanlage stammt wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert v. Chr.

Allein, bis auf zwei Hunde

Nach dem Interview fahren wir zur Ausgrabungsstätte nach Lousoi. Die Szenerie hier ist eine völlig andere als bei touristischen Hotspots wie Olympia, Mykene oder Delphi. Nur ein verrosteter Wegweiser zeigt von der Landstraße in Richtung der historischen archäologischen Stätte. Vor Ort ist kein Souvenirladen zu sehen, auch kein Ticketschalter. Genau genommen sind wir völlig allein, kein Mensch weit und breit. Dafür erwarten uns zwei ausgewachsene Hirtenhunde, die uns offenbar für gefährliche Eindringlinge in ihr Territorium halten. Sie stehen wütend bellend und zähnefletschend vor unserem Auto. Mit den beiden sei nicht zu spaßen, meint Ladstätter. Wir bleiben im Auto.

Ein Drahtzaun umgrenzt das Heiligtum. Über ihn sieht man recht gut auf das archäologische Feld. Für Laien ist dabei aber wenig zu erkennen. Die von den späteren Bewohner:innen der Region als heidnisch betrachtete Anlage wurde immer wieder zerstört. Mit den antiken Steinen der Tempel wurden Kirchen und Kapellen errichtet - teilweise auf den Ruinen des Artemis-Heiligtums.

Zum Schutz zugeschüttet

Von den Ausgrabungen ist auch deshalb wenig zu sehen, weil die Archäolog: innen den Großteil ihrer Entdeckungen nach ausführlicher Dokumentation wieder zugeschüttet haben - um sie zu sichern. Denn nichts schützt antike Steine besser als der Boden, in dem sie vergraben sind, erklärt der Archäologe.