Jane Birkin

PA/AFP/VALERY HACHE

1946-2023

Jane Birkin ist tot

Die englisch-französische Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin ist tot. Sie starb im Alter von 76 Jahren, wie ein Sprecher der Stadtverwaltung von Paris der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag bestätigte. Birkin wurde international vor allem durch ihren Hit aus dem Jahr 1969 bekannt, in dem sie zusammen mit ihrem Geliebten, dem verstorbenen französischen Sänger und Songwriter Serge Gainsbourg, das sexuell eindeutige "Je t'aime...moi non plus" sang.

Jane Mallory Birkin wurde im Dezember 1946 in London als Tochter der britischen Schauspielerin Judy Campbell und des Kommandanten der Royal Navy, David Birkin, geboren. Seit dem Scheitern ihrer Ehe mit dem britischen Komponisten John Barry in den späten 1960er Jahren lebte sie in ihrer Wahlheimat Frankreich. Bevor sie im Alter von 22 Jahren den Ärmelkanal überquerte, erlangte sie 1966 in dem umstrittenen Film "Blow-Up" von Michelangelo Antonioni Berühmtheit, in dem sie nackt in einer Dreier-Sexszene auftrat.

Karriere hat Birkin jedoch in Frankreich gemacht - mit Regisseuren wie Michel Deville, ihrem späteren Partner Jacques Doillon, Agnès Varda, Bertrand Tavernier und Jacques Rivette hat sie gearbeitet. Sie drehte aber auch mit dem auf Komödien spezialisierten Claude Zidi, der etwa den Komiker Pierre Richard bekannt gemacht hat.

Serge Gainsbourg und Jane Birkin, 1971

Serge Gainsbourg und Jane Birkin, 1971

AP/BOB DEAR

Jung, unbekümmert und lustig

Weltbekannt wurde Jane Birkin durch ihr Image als junge, unbekümmerte, lustige Engländerin, die in Frankreich gelandet war und mit starkem Akzent Französisch sprach. Ein Image, um das sie sich nicht zu kümmern brauchte, sie war wirklich sie selbst mit ihren Miniröcken oder Jeans und ihrem ewigen Korb. Nur, meinte sie, hatte sie das Glück, die Erste zu sein, die so auftrat, die Franzosen wussten nicht, dass es in England noch viel mehr solche Mädchen gab.

Rote Birkin Bag

DPA/ROLF VENNENBERND

Die berühmte Birkin Bag des Modehauses Hermès entstand Anfang der 1980er Jahren nach einer Anregung von Jane Birkin.

Mit dem Komponisten Serge Gainsbourg, den sie bei Dreharbeiten kennen gelernt hatte, durchstreifte sie das nächtliche Paris. Ihn hatte sie bei Dreharbeiten zum Liebesfilm "Slogan" kennengelernt. Der gesungene Orgasmus "Je t'aime...moi non plus" wurde zum Skandal. In vielen Ländern wurde das Lied verboten, doch machte es die verführerische Frau mit der Zahnlücke über Nacht zum Star - und die beiden zu einem Paar. Zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter, Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, auf die Welt.

"La danseuse", ebenfalls ein erotisches Lied, und "Melody Nelson" gehörten zu ihren weiteren gemeinsamen Erfolgen. Im September 1980 setzte Birkin der Beziehung ein Ende. Sie war der Eskapaden des Frauenhelds und Alkoholikers müde. Doch noch nach der Trennung hat Gainsbourg weiter für sie geschrieben. Und sie weiter seine Lieder gesungen - auch nach seinem Tod im Jahr 1991. Bis auf eine Ausnahme: den gestöhnten Welthit "Je t'aime, moi non plus". Im Jahr 2002 etwa schrieb sie ihr eigenes Album "Arabesque" und veröffentlichte 2009 eine Sammlung von Live-Aufnahmen, "Au Palace". Ihre letzte Platte "Oh! Pardon tu dormais..." erschien 2020.

Ernstzunehmende Schauspielerin

Neben Musik hat Birkin mehr als 70 Filme gemacht. Der Regisseur Jacques Doillon, für den sie Serge Gainsbourg 1981 verlassen hatte, sollte sie endgültig als ernstzunehmende Schauspielerin in Filmen wie "La Pirate" oder "La Fille prodigue" etablieren. Jane Birkin drehte auch mit Jacques Rivette.

Peter Ustinov (Hercule Poirot), Jane Birkin (Christine Redfern)

Peter Ustinov und Jane Birkin in "Das Böse unter der Sonne", 1981.

ORF

Neben "Blow up" spielte sie im Erotikthriller "Der Swimmingpool" an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon, in der Agatha-Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" neben Peter Ustinov. Eine ihrer besten ernsten Rollen spielte sie 1991 neben Michel Piccoli in dem in Cannes mit dem Jury-Preis ausgezeichneten Film "Die schöne Querulantin" von Jacques Rivette. In Österreich wurde ihr Filmschaffen insofern gewürdigt, als sie zwei Mal, 2005 und 2009, als Stargast bei der Viennale eingeladen war.

Jane Birkin, 2009

Jane Birkin, 2009

PICTUREDESK.COM/ALEXANDER TUMA

2013 erlitt Birkin einen schweren Schicksalsschlag. Sie verlor ihre Tochter Kate aus der Beziehung mit dem Komponisten Barry. Die damals 46-jährige Fotografin hatte sich aus dem Fenster ihrer Pariser Wohnung im vierten Stock gestürzt. In den letzten Jahren hatte Birkin mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Vor zwei Jahren erlitt sie einen Schlaganfall.

Text: APA/Red., Audio: ORF

Service

Le Monde - Jane Birkin, chanteuse et comédienne, est morte à l’âge de 76 ans
Radio France Culture - Hommage à Jane Birkin
Radio France Culture - Jane Birkin, portrait intime