Luise Müller

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Luise Müller, Kunst und Film

Luise Müller, geboren 1989 in Frankfurt am Main, studiert in der Klasse Kunst und Film an der Akademie der bildenden Künste Wien. In ihrer künstlerischen Arbeit, deren Fokus auf narrativem Dokumentarfilm liegt, interessiert sich Müller besonders für Unlösbares und Ambivalentes. 2023 feierte sie die Premiere ihres ersten Lang-Dokumentarfilms „Nördlich von Libyen“ auf der Dokumentarfilmwoche in Hamburg. Müller beschreibt sich als immer auf der Suche, und schätzt an narrativem Film vor allem den großen Raum zum Experimentieren.

Arbeitsvorhaben

Im Zuge des Stipendiums plane ich meine Diplomarbeit umzusetzen. Ausgangslage: ein dokumentarisches Hörstück, 60min
N. ist in einem kleinen Dorf in Süddeutschland aufgewachsen. Damals war er noch A.. Damals war er noch sie. Jetzt ist er in Berlin. Doch die Angst ist geblieben. Vor den Wutausbrüchen der Mutter und den Berührungen von Mutter und Vater. 1945 ist die Großmutter aus Danzig geflohen. In Deutschland hat sie N.s Vater bekommen. Ein Kind aus einer Vergewaltigung, hat er N. erzählt. N. weiß wenig über die Vergangenheit. Darüber wurde nicht geredet.

Kommentar der Künstlerin

Film funktioniert über Ton, über Bild, über Zeit, über Intellekt und über Emotionen. Dabei können zwischen den verschiedenen Ebenen Widersprüche entstehen - Ambivalenzen. Beim Dokumentarfilm setze ich mich intensiv mit Verhältnissen außerhal meines alltäglichen Umfelds auseinander. Einerseitz arbeit ich mit dem, was bereits da ist, ich reagiere. Andererseits gibt mir Film die Möglichkeit, das Gegebene neu zu ordnen, es so zu erzählen, dass Ebenen, die scheinbar unsichtbar bleiben, erlebbar werden.

Ausbildung

  • seit 2013: Diplomstudium an der Akademie der bildenden Künste, Wien in der Meisterklasse Kunst und Film unter der Professur von Thomas Heise (2015-22) und Tizza Covi (seit 2022) | Meisterklasse Kontextuelle Malerei unter der Professur von Ashley Hans Scheirl (2013-15)
  • 2010-12: Ausbildung Bühnenmalerei, die Etage, Berlin
  • 2008: Abitur, Max-Beckmann-Schule, Frankfurt/Main
Filmstills

Nördlich von Libyen (2023) 60 Minuten; Luise Müller (Regie), Lukas Schöffel (Kamera), Maria Lisa Pichler (Ton), Daniel Fill (Schnitt), Maria Lisa Pichler und Catrin Freundlinger (Produktion), Dokumentarfilmwoche Hamburg 2023
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Luise Müller

Antje hat als Sanitäterin auf Seenotrettungsmissionen gearbeitet, ihr Partner Dariush als Kapitän. In Italien ist Dariush wegen "Beihilfe zur illegalen Einwanderung" angeklagt. Es drohen zwanzig Jahre Haft. Der Film beginnt in Hamburg als ein Porträt von Antje und Dariush. Ihre Geschichte führt über Europas Außengrenzen hinaus, während die Bilder in der Norddeutschen Hafenstadt verbleiben. Zuletzt richtet sich der Blick direkt auf Europas Peripherie. "Seenotrettung ist ein Politikum, an dem ausgehandelt wird, welche Menschen Anspruch auf humanitäre Werte haben."

Filmstills

Staub (2018) Crossing Europe Festival 2018, Festival neuer Heimatfilm 2018, Campulung Film Fest, Rumänien; Luise Müller (Regie, Ton, Schnitt), Maria Lisa Pichler (Co-Regie, Kamera, Schnitt)

Der Dokumentarfilm begleitet eine Gruppe von Berliner Tischlerlehrlingen bei Restaurierungsarbeiten in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Oberösterreich. "(...) vor allem jüngere Leute wie uns, die nicht den geringsten Bezug dazu haben, weil's halt so lange her ist", sagt ein Protagonist und beschreibt damit eine Generation, die fast keine Zeitzeug:innen mehr kennt. Und doch entwickeln die Jugendlichen ein intimes Verhältnis zu dem Ort, an dem sie arbeiten. Der Film lädt dazu ein, Fragen nach der Gegenwart des Vergangenen zu stellen. Im Schnitt entstand die Frage, wie es filmisch möglich ist, einen medial überrepräsentierten Ort neu erschließbar zu machen.

Mensch und Maschine (2017) 8 Minuten, Rundgang Akademie der bildenden Künste 2017; Luise Müller (Regie, Kamera, Schnitt), Daniel Fill (Ton)

Lärm, Metall, tanzende Spulen. Ausschnitthafte Bilder setzen die Maschine langsam zusammen. Ein Fuß tritt heran, Hände greifen ein, Die Maschine lebt nicht mehr für sich allein. Die Ruhe der Beobachtung und die Länge der Bilder setzt sich der Geschwindigkeit und dem steigenden Lärm der Maschine entgegen. Mit einfachen Mitteln wird ein Arbeitsprprozess beschrieben und damit die ihm innewohnende Brutalität entblöst.

Ausstellungen und Festivals

  • 2023: Dokumentarfilmwoche Hamburg
  • 2022: Versuche 2, Breitenseer Lichtspiele, Wien
  • 2021: Versuche, Breitenseer Lichtspiele, Wien | Câmpulung Film Fest, Rumänien
  • 2019: Crossing Europe, Linz
  • 2018: Heimatfilmfestival, Freistadt | Crossing Europe, Linz
  • 2013-23: Rundgang, Akademie der bildenden Künste, Wien

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