"Le Grand Macabre", Szenenausschnitt

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

Opernabend

"Le Grand Macabre" live aus der Wiener Staatsoper

Erstmals ist György Ligetis "Anti-Anti-Oper", wie sie der Komponist bezeichnete, an der Wiener Staatsoper zu erleben. Mit Georg Nigl (Nekrotzar), Sarah Aristidou (Chef der Gepopo), Xavier Sabata (Fürst Go-Go), Maria Nazarova (Amanda) u.a. Musikalische Leitung: Pablo Heras-Casado. Ö1 überträgt die Premiere live.

Die ersten Aufführungen von György Ligetis grotesker Oper "Le Grand Macabre" haben nicht nur Begeisterung ausgelöst: der Autor dieser Zeilen erinnert sich, als nach der Uraufführung in der Königlichen Oper von Stockholm (in schwedischer Sprache) und der Erstaufführung der deutschen Originalfassung an der Hamburgischen Staatsoper, beide 1978, das Werk im Folgejahr erstmals in Saarbrücken zur Aufführung gekommen ist und ebendort schon die von Autohupen als Einleitung intonierte Toccata vehement geäußerten Unmut bei Teilen des Publikums entfacht hat; protestierende Besucher:innen haben immer wieder, lautstark Türen-schlagend, die Aufführung verlassen.

Dem Siegeszug des vom Komponisten als "Anti-Anti-Oper" bezeichneten Werkes haben solch empörte Reaktionen bei frühen Aufführungen aber keinen Abbruch getan, "Le Grand Macabre" ist zu einer weltweit vielgespielten Oper geworden und wird jetzt im Ligeti-Gedenkjahr - im Mai hat sich der Geburtstag des Komponisten zum 100. Mal gejährt - auch erstmals in der Wiener Staatsoper präsentiert.

Vor dem Weltuntergang

Das Schauspiel "La Balade du Grand Macabre" von Michel de Ghelderode, eine Art absurdes Mysterienspiel aus dem Jahr 1934, hat dem Komponisten den tragikomischen Stoff geliefert, es geht um einen bevorstehenden, letztendlich aber gar nicht stattfindenden Weltuntergang, den Nekrotzar, der Große Makabre, volltönend verkündet. Der selbsternannte Todesprophet gerät in den Sog des zwischen Sex und Alkohol allzu irdischen Treibens im von korrupten Politikern regierten, imaginären "Breughelland" - die Apokalypse wird in einem kollektiven Besäufnis verschlafen, der Einzige, der am Ende - allerdings aus Gram, sein Ziel verfehlt zu haben - stirbt, ist Nekrotzar selbst.

"Le Grand Macabre", Szenenausschnitt

WIENER STAATSOPER/MICHAEL PÖHN

"Ich mag die absolut wahnsinnigen Dinge", György Ligeti

Oder, wie es im Pressetexte der Wiener Staatsoper zu lesen ist: "Der stark synästhetisch veranlagte Ligeti - er assoziierte Farben und Formen, aber auch Maschinen und physikalische Apparate mit musikalischen Vorgängen und umgekehrt Klänge und Geräusche mit Farben, Wörtern und Buchstaben - suchte in ‚Le Grand Macabre‘ die totale Verschmelzung von Handlung und Musik. Eine bewusst verrückte und übertriebene Musik wohlgemerkt, die eine geradezu regelwidrige Orchestration auszeichnet. Neben der eher kleinen Streicherbesetzung finden sich im Instrumentarium eine Mundharmonika, Trillerpfeifen, Türklingeln und nicht zuletzt zwölf unterschiedlich gestimmte Autohupen."

Text: Michael Blees, Audio: Sebastian Fleischer

"Le Grand Macabre", Szenenausschnitt

WIENER STAATSOPER/WALTER PÖHN