ORF
Dezember 2023
Terézia Mora, "Muna"
Der Roman "Muna oder die Hälfte des Lebens" von Terézia Mora ist das Ö1 Buch des Monats.
2. Jänner 2024, 08:47
Judith Hoffmann im "Ö1 Mittagsjournal" über Terezia Moras Buch.
Muna Appelius, geboren in der DDR, der Vater früh verstorben, die Mutter Trinkerin - ein trostloses Leben. Dann 1989 die Befreiung, das Ende der DDR, Studium in Berlin und London, Aufenthalt in Wien, die große Liebe, die große Enttäuschung, Brustkrebs. Muna ist vierzig. "Ich habe die Hälfte meines Lebens noch vor mir. Im statistischen Mittel", sagt sie.
Terézia Mora beschreibt ein "statistisches" halbes Leben als Kampf einer Persönlichkeitswerdung und Befreiung mit offenem Ende. Manche Stellen aus Moras Roman "Muna" lassen Parallelen zu Ingeborg Bachmanns Roman "Malina" zu: Auch bei Bachmann ist die Heldin eine an sich eigenständig agierende, intellektuelle Persönlichkeit. Sie verfällt einem Mann, der sie nicht versteht, vielleicht nicht verstehen kann. Anders aber als bei Bachmann geht das weibliche Ich bei Mora nicht zugrunde. Im Gegenteil: Muna Appelius ist eine Lebensakrobatin. Eine Traumtänzerin wohl auch, die sich immer wieder aufrichten kann. Lesend hofft man, dass sie die zweite Hälfte ihres Lebens doch noch auskosten kann.
Service
Terézia Mora, „Muna oder die Hälfte des Lebens“, Roman, Luchterhand Verlag
Gestaltung
- Peter Zimmermann