
APA/ALOIS LITZLBAUER
Memo
Zarathustra in Bethlehem
Sie bringen einen Hauch von großer, weiter Welt in die alpenländische Weihnachtskrippe: die Heiligen Drei Könige. Falls es sie wirklich gegeben hat, könnten sie Anhänger des Zoroastrismus gewesen sein - einer der ältesten monotheistischen Religionen der Welt. Zu ihrem Fest am 6. Jänner stehen sie mit ihren prächtigen Gewändern und Kronen neben den einfachen Hirten mit ihren Schafen bei Maria, Josef und dem Jesuskind: In der Bibel werden die Heiligen Drei Könige allerdings nicht erwähnt.
2. Februar 2024, 02:00
Das Matthäus-Evangelium bezeichnet sie auf Griechisch als "magoi" (wörtlich "Magier"), was in der Einheitsübersetzung mit "Sterndeuter" wiedergegeben wird, denn sie folgen einem Stern auf der Suche nach dem "neugeborenen König der Juden".
Drei Heiligen Könige als Botschafter
Die Zahl Drei ergibt sich aus der Zahl ihrer Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe - also sehr kostbare, "königliche" Geschenke. Außerdem haben sie sofort Zugang zu König Herodes. Sie müssten also zumindest so etwas wie Botschafter gewesen sein.
Ihre Herkunft "aus dem Osten" verortet sie in Mesopotamien, in einem der ältesten Kulturräume der Menschheit. Dort herrschen damals die Parther, die unbezwingbaren Erzfeinde Roms. Religiös dominiert im alten Persien der Zoroastrismus. Die "magoi" waren daher wohl Anhängerinnen und Anhänger des Propheten Zoroaster (auch Zarathustra genannt), der irgendwann zwischen 1500 und 500 vor Christi Geburt gelebt haben soll. Seine Lehre sieht die Menschheit in einem ewigen Ringen zwischen Gut und Böse.
Der Zoroastrismus
Der Zoroastrismus hatte zweifelsfrei wesentlichen Einfluss auf die griechische Philosophie. Bis zur islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert sollte er die dominante Religion in Persien bleiben - dann aber schon neben einer starken christlichen Präsenz.
Der Besuch der "magoi" im Stall zu Bethlehem macht damit eines deutlich: Jesus wird nicht in einer römischen Randprovinz geboren, sondern an der Schnittstelle zweier zumindest gleichrangiger Zivilisationen – mit Verbindungen bis weit nach Asien hinein.
Fakten & erfundene Geschichten
Das Matthäus-Evangelium präsentiert den jüdischen Wanderprediger aus Galiläa schon im Stall zu Bethlehem als Erlöser der gesamten Menschheit. Die kleine Episode wäre demnach eher eine nachträglich eingefügte theologische Deutung - und kein historischer Bericht. Allerdings würde man sich von einer frei erfundenen Geschichte mehr Details erwarten. So gesehen lässt gerade die Dürftigkeit der Angaben darauf schließen, dass in der Geschichte von den "magoi" doch ein Tatsachenkern stecken könnte.
Bleibt die Frage: Waren die Sterndeuter "heilig"? Im gläubigen Volk wurden sie auf jeden Fall schon bald wie Heilige verehrt - und sogar mit Namen versehen: Kaspar, Melchior und Balthasar. Und im alten Brauch des Sternsingens leben sie in gewisser Weise bis heute fort.
Gestaltung
- Markus Veinfurter