APA/WIENER STAATSOPER/MONIKA RITTERSHAUS
Opernabend
Giacomo Puccini: "Turandot"
Mit Asmik Grigorian (Turandot), Jonas Kaufmann (Calaf), Kristina Mkhitaryan (Liù), Dan Paul Dumitrescu (Timur), Jörg Schneider (Altoum), Attila Mokus (Mandarin), Martin Häßler (Ping), Norbert Ernst (Pang), Hiroshi Amako (Pong). Chor und Orchester der Wiener Staatsoper; Dirigent: Marco Armiliato (aufgenommen am 10. und 13. Dezember 2023 in der Wiener Staatsoper, in 5.1 Surround Sound)
5. Februar 2024, 02:00
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Jonas Kaufmann (Calaf), Kristina Mkhitaryan (Liù), Asmik Grigorian (Turandot) und Ensemble im Rahmen einer Fotoprobe von Giacomo Puccinis "Turandot" in der Wiener Staatsoper.
Wie so oft beim Komponisten Giacomo Puccini, wenn ein Opernprojekt abgeschlossen war, hat auch nach der Einakter-Trilogie "Il Trittico", uraufgeführt 1918 in New York, ein langer Prozess der Sujet-Findung für ein neues Werk eingesetzt. Puccini selbst wollte ein Buch abseits ausgetretener Pfade und glaubte dies am ehesten in einem märchenhaften Sujet zu finden.
Der Librettist Renato Simoni hat daraufhin die chinesische "Turandot"-Geschichte um eine unnahbare Prinzessin, die jeden Freier köpfen lässt, der die ihm gestellten Rätselaufgaben nicht lösen kann, ins Gespräch gebracht - und der Komponist soll gesagt haben: "Wenn ihr mir auf diese Fabel eine andere Turandot, phantastisch, poetisch und voll Menschenliebe machen wollt, dann komponiere ich sie."
Im Zeichen des Exotismus
Während Giuseppe Adami und Renato Simoni, die beiden Librettisten, an der Ausarbeitung des Textbuches feilten, hat sich Puccini versucht, in die Welt des alten Chinas zu vertiefen. Einer seiner Bekannten war italienischer Konsul in China gewesen und besaß eine Sammlung erlesener Kunstschätze aus diesem Land. In besonderem Maß war Puccini von einer Spieldose mit der alten chinesischen Kaiserhymne angetan; in den zweiten Akt seiner Partitur wurde diese Melodie eingearbeitet. Doch es gelang Puccini auch mit eigenen Mitteln, das exotische Märchenmilieu in Klang umzusetzen, dank einer pittoresken Melodik und Harmonik, sowie dank der feinsinnigen Instrumentation, die neben Harfe und Celesta auch chinesische Gongs vorschreibt.
Unvollendetes Werk
1924 wurde bei Puccini Kehlkopfkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert; am 29. November des gleichen Jahres ist er an dieser Krankheit verstorben. Seine Oper "Turandot" war damals bis zur Szene des Freitods der seelenvollen Sklavin Liù abgeschlossen. Es fehlte das Schlussduett zwischen Turandot und Calàf, zu dem nur 23 Skizzenblätter im schwer lesbaren Manuskript des Komponisten vorlagen. Auf Empfehlung von Arturo Toscanini wurde dem Komponisten Franco Alfano die undankbare Aufgabe übertragen, die Oper zu "vollenden". Dessen Arbeit gefiel aber weder dem Dirigenten noch dem Verlag, weshalb große Kürzungen erzwungen wurden. Während bei der Uraufführung am 25. April 1926 in der Mailänder Scala nur die von Puccini fertiggestellten Teile der Oper erklangen - Maestro Toscanini brach nach der Todesszene der Liù ab und wandte sich an das Publikum mit den Worten "Hier endet das Werk des Meisters" - ist "Turandot" danach mit dem verkürzten Alfano-Schluss um die Welt gegangen.
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Noch im Uraufführungsjahr 1926 ist die Oper, kurz nach der deutschen Erstaufführung in Dresden, auch nach Wien gekommen. Die sechste "Turandot"-Inszenierung in der Geschichte der Wiener Staatsoper wird jetzt von Claus Guth inszeniert, Marco Armiliato ist der Dirigent dieser Neuproduktion von Puccinis letzter Oper.
Text: Michael Blees, Leiter des Ö1 Ressorts Konzert und Oper
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