Helena Adler

APA/HERBERT NEUBAUER

Literatur

Schriftstellerin Helena Adler verstorben

Die Salzburger Schriftstellerin und bildende Künstlerin Helena Adler ist tot. Wie ihr Verlag Jung & Jung mitteilte, starb sie heute Nacht nach schwerer Krankheit.

Geboren 1983 als Stephanie Helena Prähauser, wurde sie mit dem Roman "Die Infantin trägt den Scheitel links" einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreis und wurde - wie auch der Nachfolgeroman "Fretten" - für den Österreichischen Buchpreis nominiert. 2023 war Adler zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur eingeladen, musste ihre Teilnahme aus gesundheitlich Gründen absagen.

Die Infantin trägt den Scheitel links

Irene Binal im Gespräch mit Helena Adler im Frühjahr 2020

Frech, aufmüpfig, und voller rabiater Sprachspielereien

So demontierte Helena Adler das österreichische Landleben entlang autobiografischer Ankerpunkte. Den Bauernhof ihrer Kindheit machte sie zum heimlichen Protagonisten ihrer Anti-Heimat-Romane. Als Stephanie Helena Prähauser wurde die Schriftstellerin und bildende Künstlerin 1983 in Oberndorf bei Salzburg geboren. Die Liebe zu Sprache und Literatur wurde früh gefördert. Prähauser studierte Germanistik, Psychologie und Malerei am Mozarteum Salzburg. Unter dem Pseudonym Helena Adler veröffentlichte sie 2018 ihren Debütroman "Hertz 52" im kleinen Arovell Verlag. 2020 begeisterte sie Publikum und Kritik mit dem Roman "Die Infantin trägt den Scheitel links". 2022 folgte "Fretten".

Helena Adler in "Intermezzo" | 08.01.2023

Seit ihrem zweiten Roman "Die Infantin trägt den Scheitel links", der Kritik wie Publikum begeistert hat, galt die Salzburger Autorin Helena Adler als Expertin im Genre des lange totgesagten Antiheimatromans. Diesem hauchte sie auch in ihrem Roman "Fretten" neues Leben ein. Wenn Adler die Sprache gegen den Strich bürstet, bleibt von der bukolischen Verklärung des Landlebens wenig übrig. Mit "Fretten", einer Frauenbiografie, deren mitunter aberwitzige Sprachpirouetten an große Vorbilder wie Elfriede Jelinek erinnern, hatte es die 39-jährige Autorin 2022 auf die Shortlist des Österreichischen Buchpreises geschafft.

Christine Scheucher

Der Abgrund hinter der Idylle

Beide Romane standen auf der Shortlist zum Österreichischen, die „Infantin“ auch auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Adlers Schreiben war geprägt vom schonungslosen Blick auf dörfliche Machtstrukturen, Missbrauch und Gewalt und getragen von sprühendem Wortwitz und Kalauern. 2023 sollte sie beim Wettlesen um den mit 25.00 Euro dotierten Bachmannpreis antreten, doch eine Woche vor der Veranstaltung musste Adler ihre Teilnahme aus Krankheitsgründen zurückziehen. Zuletzt lebte Helena Adler mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Salzburg.

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