Wandern an der Algarve

ORF/URSULA BURKERT

Ö1 Reiseatlas

Algarve (Portugal)

Maurisches Erbe, revitalisierte Dörfer, Salzgärten und steile Klippen. Wandernd Kultur und Natur im Süden Portugals entdecken.

Algarve (Portugal)

Über einsame Küstenpfade und vergessene Fischerwege geht es u.a. zum Castro Marim, zur Seefahrerstadt Lagos und zur Ría Formosa, einem Naturpark mit Wattenmeer. Dort verändern sich die Sandbänke und Inseln unablässig mit Wind, Wellen und den Gezeiten. Seltene Vögel nisten hier, das Wahrzeichen ist das Purpurhuhn, normalerweise in Madagaskar und im Nildelta beheimatet. Behutsam ganz den alten Traditionen folgend wird hochqualitatives Salz gewonnen. In der Manufaktur Salmarin von Jorge Riada am Fuße des Cartro Marin inmitten eines Naturschutzgebietes erfährt man alles über die Ernte von Fleur de Sel und kann auch verschiedene Salz-Arten vergleichen.

Die ehemals maurischen Stadt Tavira wurde einst von den Phöniziern oder Kathargern gegründeten. Als Teil des Kalifats von Córdoba entstand eine hoch entwickelte Kultur, deren Erbe man heute noch spürt. Lange Zeit war Tavira der wichtigste Hafen der Algarve, Fischfang und Handel blühten. Etliche Thunfischverarbeitende Betriebe entstanden.1755 verwüstete das Erdbebeben von Lissabon auch Tavira und als am Beginn der 20. Jahrhunderts die Thunfischschwärme ausblieben, verlor Tavira zunehmend an Bedeutung. Heute leben die meisten Menschen vom Tourismus, per Schiff und mit einer Eisenbahn kann man die vorgelagerte Insel, die "Ilha de Tavira" und deren Dünen samt Stränden erreichen. Sehenswert ist Fado com História, wo man alles über die Geschichte des Fado erfahren kann und täglich auch Liveperformances beiwohnen kann.

Bemerkenswert ist auch die Geschichte von Pedralva, einem Dorf in der Gemeinde Vila do Bispo im Hinterland der Westküste bei Carrapateira. Einst beherbergte es etwa 100 Bewohner:innen, litt aber zunehmend unter der Landflucht. Schließlich wurde es nur mehr von neun Menschen bewohnt, die meisten Gebäude waren dem Verfall preisgegeben. Ende des letzten Jahrtausends siedelten sich u.a. der Deutsche Werner Breidert an, der eines der verfallenden Häuser renovierte. Anfang der 2000er folgte eine porugiesische Initiative, die sich darum bemühte weitere Ruinen zu kaufen, zu renovieren und sie einer neuen Bestimmung zuzuführen: das "Slow Village" Pedralva entstand.

Letzte Station ist Aljezur etwa 30 Kilometer nördlich von Pedralva. Der 3500 Einwohner-Ort liegt auch am Weitwanderweg Rota Vicentina - der entlang der Westküste der Algarve durch den Naturpark Costa Vicentina bis ins Alentejo führt. Eine Burgruine aus marischer Zeit überragt den Ort, der bis zum Fluss Ribeira de Alcaria hinabreichte. Die Mauren bestimmten rund 500 Jahre die Geschickte von Aljezur, übersetzt "Insel". Ihre Geschichte wurde in Portugal lange Zeit totgeschwiegen. In Aljezur ist im kleinen Stadtmuseum ein Raum den Mauren und ihren Einflüssen auf Sprache, Kultur und Kulinarik Portugals gewidmet.

Ö1 Ambiente Sendung vom 28. Jänner 2024
Gestaltung und Redaktion: Ursula Burkert

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