Markus Hinterhäuser

SF/NEUMAYR/LEO

Sound Art: Zeit-Ton

Markus Hinterhäuser über die Salzburger Klang-Vielfalt

Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, will die Kraft zeitgenössischer Musik sinnlich erfahrbar machen. Er skizziert im "Zeit-Ton"-Interview die kuratorischen Herausforderungen und das Musikprogramm der diesjährigen Festspiele - mit Fokus auf die starke Präsenz von zeitgenössischer Musik im aktuellen Programm.

Der Festivalleiter und Pianist betont die Vielfalt der Werke, die in den letzten Jahren in Salzburg aufgeführt worden sind, sei es in der "Ouverture spirituell" oder im Rahmen der Reihe "Zeit mit…". Gleichzeitig kündigt er ein Überdenken bestimmter Programmentscheidungen an.

Hinterhäuser über das zeitgenössische Musikprogramm der Salzburger Festspiele.

Langversion des Interviews.

Neue Musik "extrem gut besucht"

Es sei ihm ein Anliegen, Musik zu präsentieren, "die im kommunikativen Sinne vielleicht nicht ganz leicht ist, die durchaus einen gewissen Schutz auch braucht, eine gewisse Zuneigung". Aber letztlich bleibe die Auswahl immer subjektiv.

Auf herausfordernde Programme habe das Publikum mit "Empathie, Zuneigung und Interesse" reagiert. Nun habe man nicht mehr das Gefühl, "dass wir irgendeine Art von großer Überzeugungsarbeit leisten müssen. Diese Konzerte sind extrem gut besucht, 'Koma' von Georg Friedrich Haas ist bereits jetzt ausverkauft."

Markus Hinterhäuser

SF/LYDIA GORGES

Veränderungen in der Programmgestaltung

Der letzte lebende Komponist, dem ein "Zeit mit…"-Schwerpunkt gewidmet wurde, war Pascal Dusapin im Jahr 2019. Dann kamen nur noch verstorbene Männer: Feldman (2020/21), Bartók (2022), Ligeti (2023) und Schönberg (2024).

Auf die Frage, ob es keine lebenden Komponistinnen gäbe, die sein kuratorisches Interesse wecken könnten, kündigt Hinterhäuser Veränderungen an: "Ich bin in den letzten Jahren einer bestimmten Spur gefolgt. Und jetzt wird sich einiges in der Programmatik auch ändern." Das betreffe nicht nur die Konzerte oder die zeitgenössische Musik, sondern auch die Auswahl der Regisseure bei Opernproduktionen." Die jüngste Vertragsverlängerung bis 2031 erlebt er offenbar als Zäsur: "Ich glaube, jetzt ist ein Punkt gekommen, wo ich auch eine Art von Überdenken meiner letzten Jahre brauche."

Leidenschaft und finanzielle Herausforderungen

Wenn Hinterhäuser Details der "Ouverture spirituelle" erläutert, spürt man seine Leidenschaft: "Das ist für mich der kreativste Teil der Programmierung der Salzburger Festspiele." Hinterhäuser und Florian Wiegand, Leiter des Bereichs Konzert, seien hier "vollkommen frei von irgendwelchen Zwängen".

Hinterhäuser spricht im Interview auch über die Schwierigkeit, finanzielle Sponsoring-Unterstützung für innovative Projekte zu finden: Die Einstellung der Reihe "Young Directors Project" nach dem Rückzug des Sponsors im Jahr 2015 sei ein Verlust gewesen - "wir könnten das sehr gut brauchen".

RSO Wien mit Award-Gewinner

Im Rahmen des weiterhin bestehenden "Herbert von Karajan Young Conductors Award" sorgt der südkoreanische Dirigent Hankyeol Yoon auch für eine Uraufführung im heurigen Musikprogramm der Festspiele: Mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien wird er beim YCA-Preisträgerkonzert sein neues Werk "Grium" (Sehnsucht) vorstellen.

Das Interview endet mit einem Ausblick auf Musik-Höhepunkte der kommenden Festspiele - darunter die konzertante Aufführung jeweils einer Oper von Beat Furrer und Georg Friedrich Haas. Beide Werke befassen sich mit dem Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Hinterhäuser hat ihre spezifischen Klangwelten bewusst gegenübergestellt. Diese Kombination erfolgte aber nicht aus didaktischen Gründen: "Ich will gar nichts erklären, ich will etwas erlebbar machen."

Gestaltung

  • Rainer Elstner