Gloria Berghäuser

LAURENT ZIEGLER

Ö1 Talentebörse

Gloria Berghäuser, Tanz

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Künstlertalente Österreichs. Gloria Berghäuser studiert Zeitgenössischen und Klassischen Tanz, an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Portrait

Ich bin ein Springinkerl, ständig in Bewegung, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern und magischen Momenten. Über mich wurde gesagt, dass aus dem kleinen Wirbelwind ein Wirbelsturm wurde, damit war gemeint, dass ich mich nicht gerne an unnötige Normvorstellungen halte, sehr kritisch und konfrontativ sein kann und mich auch nicht davor scheue, anzuecken.

Was ist Kunst?

Kunst ist Lebenselixier.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Zum Tanz bin ich erst relativ spät gekommen, mit 15. Ich wollte unbedingt tanzen, hatte aber total Hemmungen und mich nie getraut als Neuling einen Kurs zu besuchen. Irgendwann habe ich mich dann doch getraut, sofort war ich Feuer und Flamme! Von da an habe ich dann eigentlich nur mehr getanzt und bin aber auch wieder nur über Umwege, dann doch zur Tanzausbildung gekommen. Es war also gar nie klar oder selbstverständlich, dass ich mal Künstlerin werde, es war eigentlich sogar lange Zeit ziemlich abwegig, obwohl es heute dann irgendwie der einzige Weg für mich ist. Grundsätzlich wurde mir aber von daheim ein Zugang zur Welt mitgegeben, der sehr künstlerisch grundiert war und mich bestimmt stark geprägt hat. In meiner Kindheit war immer alles verzaubert und voller Möglichkeiten, um sich kreativ auszudrücken, da gab es keine Grenzen, fast alles war möglich.

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Irgendwo zwischen einem authentischen Wollen und einem Müssen liegt wohl der erste Impuls, ausschlaggebend ist dann aber das Können. Können jedoch im Sinne von, die Ressourcen und Privilegien dafür zu haben, sich den Raum schaffen zu können um Kunst zu machen.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

Viel wichtiger als das Wo, ist für mich das mit Wem und für Wen! Gerne nicht nur in klassischen Theatern, ich möchte meine Kunst nach außen tragen, sie soll nicht in elitären Räumen vergammeln, um immer wieder von den gleichen müden Augen betrachtet zu werden. Offene Räume, gerechtere Orte mit weniger Barrieren, wie
es jetzt der Fall ist.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Es gibt sooo viele spannende Personen und Personengruppen, mit denen ich mich gerne künstlerisch austauschen würde! Grundsätzlich möchte ich mit Menschen zusammenarbeiten, die ähnliche Ansprüche und Zugänge zur Kunst haben, wie ich. Also etwas bewegen möchten, etwas sagen möchten und Kunst als etwas Politisches sehen. Am wichtigsten ist mir aber, dass es einem Freude bereitet, zusammen zu wirken und dass man aufeinander Acht nimmt, füreinander sorgt.
Tatsächlich gibt es aber auch eine konkrete Person, mit der ich gerne mal größere Projekte starten möchte, nämlich mit meiner Schwester Sophie, sie ist als Regisseurin und Aktivistin unterwegs. Wir wären echt ein super Team, bisher hatten wir noch nicht die Möglichkeit ein gemeinsames Projekt zu realisieren, aber das wird in der Zukunft ganz sicher passieren!

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Wenig, sehr wenig, eigentlich gar keinen. Als Akteur*innen in einem System, das auf kapitalistische Marktwirtschaft baut, sind wir alle abhängig vom Markt und müssen darin agieren. Diese Tatsache beeinflusst uns auch alle ständig, sowie unsere Kunst. Aber es tut weh, richtig weh, wenn man sieht und spürt, wie sich Kunst verändert, weil sie zu Geld gemacht werden muss, weil wir alle von etwas leben müssen. Eigentlich sollte Kunst frei davon sein, Kapital erwirtschaften zu müssen, dann wäre sie echter, authentischer und
bestimmt viel frecher.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Ich bin froh um gute Förderungsstrukturen, die sind aber oft auch ungerecht und Leute, die tolle Kunst schaffen gehen leer aus. Es gibt nie genug Kunst, es wäre noch Platz für viel, viel mehr. Wie oben bereits gesagt, sollte Kunst frei von kapitalistischen Zwängen sein.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Für veganen Kuchen!!!

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich habe absolut keinen Plan davon, wo ich in zehn Jahren sein werde. Sollte ich den haben? Ich plane nicht gerne so weit in die Zukunft, ich lasse mich gerne auf die Möglichkeiten ein, die sich mir im Moment bieten. Das hat bis jetzt auch immer sehr gut funktioniert, weil ich mir so selbst die Freiheit geben kann, oft dann ganz andere Wege einzuschlagen, wie erwartet. Mich erfüllen heute ganz andere Dinge, als noch vor ein paar Monaten und vielleicht ist morgen dann alles wieder ganz anders. Die Richtung ist aber ganz klar. Ich will tanzen, ich will Kunst schaffen, weiterhin politisch aktiv sein und viel Zeit in der Natur verbringen, ich will reisen und mich mit unbekannten Eindrücken und Erfahrungen konfrontieren. Nie aufhören, neugierig zu sein.

Haben Sie einen Plan B?

Ich habe so vielfältige Interessen und dadurch, dass es auch keinen wirklichen Plan A gibt, gibt es jetzt auch keinen konkreten Plan B, beziehungsweise einfach einen riesen Pulk an Plänen und Variationen, die alle irgendwie ähnlich und verknüpft sind oder total verschieden. Sollte das mit der Kunst dann doch nichts werden, trifft man mich entweder als Vollzeitaktivistin oder auf einem Bauernhof in Schweden an.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ehrlich gesagt falle ich ständig unangenehm auf, hier lässt sich aber darüber diskutieren, was mit unangenehm gemeint ist und wer das beurteilt. Dadurch, dass ich den Sommer wegen eines Engagements in Salzburg verbringe, bin ich in letzter Zeit oft aufgefallen, hier trifft man nicht so oft auf Menschen wie mich. Ich ecke manchmal an, lasse problematische und diskriminierende Aussagen nicht einfach stehen, versuche immer weniger an aufgezwängte Normen angepasst zu sein, da falle ich halt oft auf. Grundsätzlich bin ich aber ein friedliebender Mensch und komme dann doch immer mit fast allen zu recht.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ja! Ich bin durch und durch als aktivistisches Wesen auf diese Welt gekommen. Die Welt zumindest im Kleinen zu verändern ist, und war auch immer schon, ein ganz großer Motivator für mich. Ich bin davon überzeugt, dass all unser Tun und vor allem die Kunst, stets politisch ist und wir immer danach streben sollten, uns für eine gerechtere Welt einzusetzen.

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