Richard Nixon

PICTUREDESK/EVERETT COLLECTION

Radiokolleg

Die Watergate-Affäre

Ein Präsident, der - um der Schmach eines Amtsenthebungsverfahren zu entgehen - von seinem Amt zurücktritt. Heute, in Zeiten von Donald Trump, gar nicht mehr vorstellbar. Zumindest nicht in den USA. Doch vor 50 Jahren ist genau das dort geschehen: Am 8. August 1974 kündigte Richard Nixon als erster und bislang einziger US-Präsident seinen Rücktritt an. Ihm war die sogenannte Watergate-Affäre zum Verhängnis geworden. Zum 50. Jahrestag von Richard Nixons Rücktritt rollt das Radiokolleg die Watergate-Affäre neu auf und zieht Bezüge zur Gegenwart.

„Fünf Männer verhaftet, die planten, das Büro der Demokraten zu verwanzen“, meldete die Washington Post am 18. Juni 1972, einen Tag nach dem Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei, im sogenannten Watergate-Gebäudekomplex, der am Ufer des Potomac River in Washington liegt. Bereits am nächsten Morgen erhielt der junge Washington Post-Journalist Bob Woodward einen Anruf seiner Redaktion, er möge doch einen Artikel über diesen Einbruch schreiben.

Ein Einbruch mit Folgen

Ein Routinejob, dachte Woodward und begab sich zum Gerichtsgebäude, wo die Anhörung der Einbrecher stattfand. Dabei stellte sich heraus, dass zumindest einer der fünf Männer ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdiensts CIA war. Woodwards journalistische Neugier war geweckt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Carl Bernstein entdeckte er bald Verbindungen der Einbrecher zum Weißen Haus bzw. zum Komitee zur Wiederwahl von Präsident Richard Nixon, der sich damals gerade im Wahlkampf für seine zweite Amtszeit befand und in den Umfragen weit voranlag.

Das „Smoking Gun Tape“

Der Einbruch führte zu monatelangen Ermittlungen und Enthüllungen - nicht nur durch die beiden Journalisten Woodward und Bernstein, sondern auch durch einen vom Justizminister eingesetzten Sonderermittler sowie durch öffentliche, landesweit im Fernsehen ausgestrahlte Anhörungen des Senats. Dabei stellte sich heraus, dass es damals im Oval Office eine automatische Tonbandanlage gab, die alle Gespräche aufzeichnete. Eines dieser Tonbänder, das „Smoking Gun Tape“, offenbarte ein Gespräch, in dem Nixon die Ermittlungen zu dem Einbruch in das Watergate-Gebäude aktiv verhindern wollte. Nixons wiederholte Versuche, die Gunst der Bevölkerung nicht zu verlieren (unter anderem mit einer Fernsehansprache, in der der heute legendäre Satz „I‘m not a crook“ – „Ich bin kein Gauner“ fiel), scheiterten. In der Folge verlor er die Unterstützung seiner republikanischen Parteikollegen im Senat und kündigte am 8. August 1974 seinen Rücktritt als Präsident der Vereinigten Staaten an.

Die Aufarbeitung

Die Hintergründe der Watergate-Affäre wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehrfach aufgearbeitet, u.a. durch Bob Woodward und Carl Bernstein, die zahlreiche Bücher darüber schrieben. 2022 veröffentlichte der Historiker Garrett M. Graff sein für den Pulitzer-Preis nominiertes Buch „Watergate: A New History“. Darin veranschaulicht er eindringlich, dass der Einbruch im Juni 1972 nur die Spitze des Eisbergs war, was die kriminellen Machenschaften von Richard Nixon und seinen Konsorten betrifft. Auch den Mythos um „Deep Throat“, Bob Woodwards mysteriösen Informanten, setzt er dabei in ein neues Licht.

Richard Nixon ist bis dato der einzige US-amerikanische Präsident, der von seinem Amt zurückgetreten ist. Er wollte damit der Schmach eines Amtsenthebungsverfahrens entgehen, das im Senat eingeleitet wurde. In der Geschichte der USA wurde ein solches Verfahren gegen drei Präsidenten geführt: Andrew Johnson (1868), Bill Clinton (1998) sowie Donald Trump (2019 und 2021). Letzterer wurde von dem Historiker Max Paul Friedman als „Nixon 2.0“ bezeichnet, da es einige Parallelen zwischen Nixon und Trump gibt.

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