Buch mit Wiese

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Kultur aktuell

Sommerbücher ...

... zum Eintauchen und Drin-Versinken. Empfehlungen von Judith Hoffmann.

Mit ihrem fast 600 Seiten umfassenden Roman "Am Himmel die Flüsse" hat die türkisch-britische Autorin Elif Shafak einen der wenigen wirklichen "Wälzer" dieses Sommers geschrieben - ein Roman, der von der Themse bis zum Tigris, vom viktorianischen Zeitalter bis zur Gegenwart reicht.

Ungleich kürzer, aber äußerst vergnüglich ist Amor Towles "Eve". Der große US-amerikanische Erzähler schickt darin eine Landpomeranze ins glamouröse Hollywood der 30er Jahre. Fans von Colson Whitehead dürfen sich ab Mitte August auf die späte Übersetzung seines Debütromans "Die Institutionistin" freuen, ein kurioser Science-Fiction-Krimi über New Yorks erste Schwarze Fahrstuhlinspekteurin.

Sommerliche Krimilust

Leonardo Padura liefert mit "Anständige Leute" den zehnten Mario-Conde-Krimi und zugleich einen historischen Krimi, den der Ex-Kommissar neben seinen Ermittlungen schreibt. Der aktuelle Fall führt in die korrupte Politik der 70er, der historische ins Havanna der 1910er Jahre - und damit verknüpft Padura wieder einmal große Krimilust mit viel sozialpolitischem Lokalkolorit.

Bernhard Aichner lässt im neuen Rache-Thriller "Yoko" die Titelheldin, Betreiberin einer Glückskeks-Manufaktur, zusehen, wie ein angeketteter Hund misshandelt und getötet wird, bevor mit dem folgenschweren Satz "Jetzt bist du an der Reihe …" das große Grauen beginnt, auf das der Tiroler bekanntlich spezialisiert ist.

Viel Neues aus der heimischen Literaturszene

Zwei literarische Gegenwartsanalysen liefern die neuen Bücher von Thomas Köck und Jana Volkmann. Köcks in Hinblick auf die Nationalratswahl verfasste "Chronik der laufenden Entgleisungen" entstand als Auftragswerk der Schauspielhäuser von Wien und Graz (UA: 22. September). Ein Jahr kommentierte er tagebuchartig die österreichische Innenpolitik kommentiert - viel Stoff zum Lachen und Staunen, Fremdschämen und Achselzucken.

Weniger parteipolitisch, aber ebenso aktuell nimmt sich Jana Volkmann in "Der beste Tag seit langem" mit viel Witz der Themen Tierschutz und Aktivismus an, beginnend mit einem verwaisten Pferd, das die Ich-Erzählerin und ihre Nichte kurzerhand von einer nächtlichen Tour mit nach Hause nehmen. Neues gibt es auch von Reinhard Kaiser-Mühlecker ("Brennende Felder"), Ljuba Arnautovic ("Späte Töchter") und Barbara Zeman ("Beteigeuze"), Arno Geiger wiederum überrascht mit seinem historischen Roman "Reise nach Laredo" über Karl V. in dessen Todesjahr 1558.

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