Karin Peschka

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Literatur

Die "Ex libris"-Sommergespräche

Am Sonntag, den 25. August findet in Ö1 die letzte Ausgabe der „Ex libris"-Sommergespräche statt, in der Wolfgang Popp mit Ann Cotten spricht. Von 26. bis 30. August sowie am 2. September sind die Aufzeichnungen der Gespräche jeweils ab 13.00 Uhr in ORF III zu sehen.

Im Rahmen der Ö1 Reihe "Ex libris"-Sommergespräche stand seit 14. Juli sonntags ab 16.00 Uhr ein Autor bzw. eine Autorin im Mittelpunkt - es ging aber nicht um den Schriftsteller bzw. die Schriftstellerin als "Marke", sondern um ein Gespräch zwischen zwei Zeitgenossen, die sich in einem grundlegend demokratischen Sinn über Themen austauschen, die sie bewegen.

Dialog als demokratisches Grundprinzip

Daniel Kehlmann über die unangenehmen Begleiterscheinungen des Schreibens.

Daniel Kehlmann im Gespräch mit Judith Hoffmann

Mit "Die Vermessung der Welt" gelang Daniel Kehlmann 2005 der Durchbruch. Es folgten weitere Bestseller wie "Ruhm", "Tyll" oder zuletzt "Lichtspiel" über den Filmregisseur G.W. Pabst, oft mit unerwarteten, nie beabsichtigten Gegenwartsbezügen, beteuert Kehlmann. 1975 in München geboren, zog Daniel Kehlmann als Sechsjähriger mit seiner Familie nach Wien. Der Vater war Regisseur, die Mutter Schauspielerin und er selbst wusste schon als 15-Jähriger um seinen Berufswunsch Schriftsteller, wie Kehlmann rückblickend erzählt.

Karin Peschka im Gespräch mit Nicole Dietrich

Karin Peschkas Interesse gilt Menschen in Ausnahmesituationen, dem Überleben in der Zerstörung, dem lange Nachhallen von Kriegen, den inneren wie äußeren Trümmerlandschaften, dem Moment, in dem ein Vorher vergeht und ein Danach beginnt. Mit feinem Sinn für Lücken aller Art übersetzt die Autorin Schuldfragen in Geschichten, die weiter aber nicht auserzählt werden und findet für eine spezifische Nachkriegs Sprachlosigkeit mit klug gesetzter Normverletzung in Syntax und Wortstellung eine stimmige Sprache. "Dschomba", ihr jüngster Roman, spielt in den 1950er und 70er Jahren im oberösterreichischen Eferding, wo über die Vergangenheit ziemlich beredt geschwiegen wird.

Bodo Hell im Gespräch mit Julia Zarbach

Der 1943 in Salzburg geborene Schriftsteller studierte unter anderem Orgel am Salzburger Mozarteum und Philosophie, Germanistik und Geschichte an der Universität Wien, ehe er sich entschloss, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Bodo Hell lebt in Wien und seit über 45 Jahren im Sommer als Senner auf einer Alm am Dachstein. Friederike Mayröcker und Ernst Jandl nennt er seine literarischen Leitfiguren. Seine Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit ergibt sich durch den Anspruch Fakten zu recherchieren und sie mittels differenzierter sprachlicher Methoden in einen Prosazusammenhang zu bringen. Bodo Hell wird seit 11. August im Dachsteingebiet vermisst.

Nava Ebrahimi im Gespräch mit Günter Kaindlstorfer

Die 1978 in Teheran geborene und seit 2012 in Graz lebende Autorin Nava Ebrahimi wurde 2017 für ihren Roman "Sechzehn Wörter" beim Österreichischen Buchpreis mit dem Debütpreis ausgezeichnet, 2020 veröffentlichte sie ihren zweiten Roman, "Das Paradies meines Nachbarn". 2021 erhielt sie in Klagenfurt für ihren Text "Der Cousin" den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Hans Platzgumer im Gespräch mit Peter Zimmermann

1969 in Innsbruck geboren begann Hans Platzgumers künstlerischer Weg vor ziemlich genau vierzig Jahren ebendort, damals recht verhaltensauffällig als Punk, allerdings als Punk mit Ambitionen. Im Gespräch erzählt Hans Platzgumer von seinen Versuchen, Rockstar in den USA zu werden, von seiner Rückkehr nach Europa, wo er jahrelang geradezu manisch Musik in alle Richtungen produziert hat, von seinem eher zufälligen Beginn als Schriftsteller, als der er sich mittlerweile mehr begreift, denn als Musiker.

Anna Mitgutsch im Gespräch mit Christine Scheucher

In ihrem viel beachteten Debütroman "Die Züchtigung" beschäftigte sie sich 1985 mit der gewichtigen Frage, wie die Kernfamilie zur Keimzelle faschistischer Gewalt werden kann. Hier spricht Anna Mitgutsch über ihr vielstimmiges Oeuvre und erweist sich einmal mehr als politisch bewegte Zeitgenossin, die als Mitglied der jüdischen Gemeinde in Österreich die aktuellen Eskalation im Nahen Osten mit großer Sorge beobachtet.

Service

Die „Ex libris Sommergespräche“ sind ein multimediales Projekt, das von Ö1 initiiert und im multimedial ausgestatteten Studio im neuen Ö1 Haus produziert wurde. ORF III zeigt die Aufzeichnungen der "Ex libris"-Sommergespräche ab 26. August jeweils ab 13.00 Uhr. In der ersten Ausgabe spricht Judith Hoffmann mit Daniel Kehlmann, in den weiteren Folgen Nicole Dietrich mit Karin Peschka (27.8.), Julia Zarbach mit Bodo Hell (28.8.), Peter Zimmermann mit Hans Platzgumer (29.8.), Christine Scheucher mit Anna Mitgutsch (30.8.) und Wolfgang Popp mit Ann Cotten (2.9.). Diese Videos sind auf ORF ON jeweils ein halbes Jahr abrufbar.