Anna Maly

MIRA ENDER

Ö1 Talentebörse

Anna Maly, Klangkunst

Anna Maly, arbeitet und lebt in Graz, sie studiert Klangkunst an der Kunstuniversität Graz und arbeitetet an den Schnittstellen von Kunst und Technik. Als Mutter, ist Kunst und Familienleben für sie kein Widerspruch. Beruflich ist Maly in der Klangfeldforschung und Audiotechnologie aktiv. Anna Maly entwickelt ihre Kompositionen ausschließlich mit dem Computer, Algorithmen und Programmiersprachen spielt sie intuitiv, wie andere Musiker:innen ein Instrument.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt

Arbeitsvorhaben

In der heutigen Hochglanz- und Selbstoptimierungs-Gesellschaft scheint es allen ausgezeichnet zu gehen. Das Werk “Schrei” zeigt die Diskrepanz zwischen äußerer Fassade und innerem Leiden. Es lädt den Betrachter ein, hinter die Maske der Perfektion zu blicken und die stummen Schreie der modernen Gesellschaft zu erkennen. Während die Stimme normalerweise aus Grundton und Harmonischen besteht, ergeben sich außergewöhnliche Ausfransungen im Frequenzspektrum, sobald sich die Stimme im Schrei überschlägt. Diese werden für eine Ausstellung im esc medien kunst labor in Graz untersucht und auf andere Klänge projiziert.

Kommentar der Künstlerin

Im Bereich der bildenden Kunst setze ich mich künstlerisch mit Klang als skulpturalem Material auseinander. Durch das genaue Synthetisieren von natürlichen Klängen und deren vollumfängliche Beherrschung, sind fließende Übergänge in unnatürliche und fremdartige Klänge möglich. Klänge können gezielt erschaffen und geformt werden, die Grenze zwischen natürlich und unnatürlich kann ausgereizt und genossen werden. Konzeptuell interessiere ich mich für Transformation von Wissen zwischen diversen Disziplinen, insbesondere für das Zweckentfremden von Algorithmen und deren Verwendung im ästhetischen Kontext. Die daraus entstehenden neuen Methoden sind mir Hammer und Meißel. Frequenzspektren werden geformt, Teiltöne werden wie Bauklötze zusammengefügt, die Natur wird nachgeahmt, verfremdet und in neuen Kontext gestellt.

Im innersten Gemüt

Im innersten Gemüt, 2024 "Ihr Auge nass, Bestürzung in den Mienen, gebrochne Stimm, und ihre ganze Haltung gefügt nach ihrem Sinn." - Hamlet. In der Übersetzung des Textes, aus dem Original-Englischen ins Deutsche, wurde das englische “man” in Mensch und “he” in sie übertragen. In der künstlerischen Bearbeitung dieses Ausgangsmaterials erfolgt eine Verfremdung. Mittels Dehnung dieses Satzes, in unendlicher Langsamkeit, den Raum füllend, versetzen die Worte den Raum in Resonanz und lösen sich zeitgleich auf. So verwandelt sich Klang in Semantik und Semantik in Klang, und erinnert an die Verwandlung Hamlets.

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ANNA MALY

Hotelloby der Zukunft

Hotellobby der Zukunft, 2022 In der dystopischen Zukunft von Stanislaw Lem ist der Ausstellungsort gleichzeitig Hotellobby des “Futurologischen Kongresses” und Kartenverkauf für die Schauspiel-Aufführung. Mit umgehängtem Kongress-Ausweis spazieren die Besucher am Piano vorbei, das nicht von einem Menschen, sondern einer Maschine gespielt wird. So beginnt die sinnliche Reise durch Utopie und Dystopie bereits bei der Beschreitung des Gebäudes. In Kooperation mit Winfried Ritsch wurde die Vorrichtung seines sprechenden Klaviers erst zum utopisch-automatischen Hotellobby-Pianisten und dann zum dystopisch-mechanischen Klangobjekt-Orakel. Was vor Beginn von Lems Geschichte noch Traum ist, verwandelt sich in Alptraum und so ist beim Verlassen des Gebäudes nun ein sprechendes Klavier zu hören, das die erschreckende Wahrheit einer betäubten Gesellschaft preisgibt.

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ANNA MALY

Dies Irae

Dies Irae, 2022 Als Auftrag für das Mausoleum in Graz, eine Art Gruft mit Sarkophagen, wurden über das skulpturale Objekt des Ikosaeders Klang-Strahlen in alle Richtungen des Raumes geschickt. Raum und Reflektoren antworten dieser ortsspezifischen Installation durch Reflexionen von den Wänden - viele Stimmen singen durch einen Mund. Dies Irae (lat. “Tag des Zorns”) ist der Anfang eines mittelalterlichen Hymnus über das Jüngste Gericht. Als Bestandteil der Totenmesse unterstreicht die bekannte Melodie des gregorianischen Chorals die Aufgabe des Mausoleums. Durch die starke Bekanntheit der Melodie in Musik und Film war es möglich, die Melodie sehr sanft einzuführen, sie beinahe zu verstecken und gleichzeitig den Choral durch moderne Mittel neu zu interpretieren.

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ANNA MALY

Ausbildung

  • seit 2015 Universität für Darstellende Kunst Graz / BA Klangkunst bei Gerhard Eckel und Marko Ciciliani / unterbrochen durch Karenz zweier Kinder
  • 2008 - 2014 Technische Universität Graz / BSc, MSc Akustische Signalverarbeitung und Sprachsignal-Algorithmen / Künstlerische Bachelorarbeit: “Wellenklänge - interaktives Instrument durch Wellensimulation”

Erfahrung

Seit 2015 Forscherin am Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Graz

  • Mikrofonarrays und Beamforming
  • Machine Learning
  • Condition Monitoring
  • Datenanalyse

Website

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