
THOMAS STEINEDER
Ö1 Talentebörse
Ida Kammerloch, Bildende Kunst
Ida Kammerloch, geboren 1991 in Ischewsk, Russland, lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Trans Arts an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ida Kammerloch befasst sich mit der Wende in den 1990er Jahren. Anhand von Found Footage und gefundenen Gegenständen, entwickelt sie ihre Videoarbeiten und Rauminstallationen. Zurzeit arbeitet sie mit dem Videoarchiv ihres russischen Großvaters, das über 400 Stunden umfasst und aus dem schon mehrere Videoarbeiten entstanden sind.
14. November 2024, 11:39
Arbeitsvorhaben
Angeregt durch Reflexionen über Massenware, architektonische Nachbildungen und die Chinareisen meines Großvaters in den 90ern, möchte ich im Rahmen des Stipendiums weitere Video- und Recherchereisen unternehmen. Mein Ziel ist es, das Phänomen der sogenannten Duplitecture weiter zu erforschen, insbesondere durch Reisen nach China, um beispielsweise Orte wie das chinesische Hallstatt zu erkunden, das eine exakte Kopie des österreichischen Alpenidylls darstellt. Das Stipendium würde mir die einzigartige Gelegenheit bieten, meine filmische Sprache zu vertiefen und weitere faszinierende Projekte umzusetzen.
Kommentar der Künstlerin
Ein zufälliges Stockfoto in einem Bilderrahmen, eine eBay-Auktion mit Polaroids aus den 1980er Jahren, eine einzelne Schlagzeile aus dem Internet – ausgehend von gefundenem Material untersuchen meine recherchebasierten Filme und Installationen soziopolitische Mechanismen hinter Produktions- und Zirkulationszyklen. Massenware wird dabei zur reflektierenden Projektionsfläche für Konzepte kollektiver und individueller Erinnerung.

ULTRA ALL INCLUSIVE, 2024
Videostill, April 2024, Antalya
Das Kremlin Palace Hotel ist Teil der türkischen WOW Hotelkette (World of Wonders) und ist eine Nachbildung des Moskauer Kremls. Am Mittelmeer gelegen, umrahmt von Pools und Palmen wird die architektonische Replik ihre Bedeutung nie los. Durchdrungen von historischen Simulakren, lässt das „ultra all inclusive“ Wellnessangebot eine utopische Kulisse für gesellschaftspolitische Verhandlungen und Drohnenflüge entstehen.
IDA KAMMERLOCH

AREN‘T YOU AFRAID TO SWING ON RUSSIAN SWINGS?, 2023
In front of a Videostill, Found Footage from 1996, Ischewsk
Basierend auf dem Heimvideoarchiv meines Großvaters, das über 400 Stunden Videomaterial umfasst, stellt dieser Film eine persönliche Untersuchung familiärer Erinnerung in Zeiten politischer Krisen und Unsicherheit dar. Er setzt unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion an und veranschaulicht eine Art Rekalibrierungsprozess, der in den 1990er Jahren stattfindet.
IDA KAMMERLOCH

MEMBRANE OF THE NEW, 2024
Fotogramm, „Dreamy Girl“, 2024
„Membrane of the New“ zeigt eine Serie von analog entwickelten Fotogrammen, bei denen statt eines herkömmlichen Negativs die transluzente Plastikverpackung von Spielzeugartikeln zur Belichtung des Fotopapiers verwendet wird.
IDA KAMMERLOCH
Ausbildung
- 2022 - 2024 Universität für angewandte Kunst Wien, TransArts (Master)
- 2017 - 2019 Hochschule der Bildenden Künste Saar Saarbrücken, Freie Kunst (Meisterschülerin)
- 2018 Rodchenko Art School Moscow (Gastsemester)
- 2013 - 2014 Universitat de Valencia (Erasmus)
- 2012 - 2017 Hochschule der Bildenden Künste Saar Saarbrücken, Freie Kunst (Bachelor 1,0)
Ausstellungen und Screenings (Auswahl)
- 2024 harmlessly contagious / ok transit / Wien
- 2023 KSRS – Die Ausstellung / Kunsthalle / Düsseldorf
- 2023 SaarArt 2023 − Au rendez-vous des amis / Städtische Galerie / Neunkirchen
- 2021 Scope Hannover / Biennale für Fotografie und Medienkunst / Städtische Galerie / Hannover
- 2021 VIDEONALE.18 - Fluid States / Solid Matter / Kunstmuseum / Bonn
- 2020 Reframe / PrismaStudio / Genua
- 2020 play / Hilbertraum / Berlin
- 2020 Ebayaesthetics29,82m / Stadtgalerie / Saarbrücken
- 2020 VIDEO WORKS / Kubus / Bochum