Appel Doris

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Doris Appel

"Achte auf deine Gedanken!"

Die Ö1 Redakteurin und Ö1 Reisebegleiterin im Gespräch mit Michaela Zehetner

Stimmt es, dass du schon als Mädchen mit dem Kassetten­rekorder deines Vaters „Radiosendungen“ produziert und moderiert hast?

Ja, mein Vater hat mich einmal aufgenommen, ohne dass ich es wusste. Das hat mich sehr fasziniert und ich hab versucht, die Programme, die damals so liefen, nachzubauen. Ich war die Regisseurin und habe den jüngeren Kindern Rollen zugeteilt; und hab mich auch in Werbeeinschaltungen versucht, weil ich dachte, das muss so sein. Dann bin ich, Gott sei Dank, bei Ö1 gelandet, ohne Werbung. (lacht)

Was steckt hinter deinem Konzept für die „Religionsreisen“ mit Ö1?

Ich habe „Reisen für die Seele“ entworfen, also auf den Spuren der großen Mystiker:innen der bekannten fünf Weltreligionen. Wir hatten schon Spanien mit Teresa von Ávila fürs Christentum und die Türkei mit Rumi für den Islam. Die nächste Reise geht nach Bosnien und Herzegowina, wo auch das Judentum mit dabei ist. Für Buddhismus und Hinduismus müssen wir noch schauen, ob wir vielleicht nach Asien reisen können.

Sollte man für diese Reisen religiös sein?

Nein, nicht zwingend. Aber wahrscheinlich religiös inte­ressiert. Es sind Kulturreisen. Mein Religions- und Spiri­tualitätsbegriff ist ja sehr weit: Literatur ist für mich nahezu immer Spiritualität, und Musik auch. Ich lese unterwegs dann und wann Texte vor. Ein Spruch, der mich begleitet, stammt vom Rabbi Nachman von Brazlaw: „Du bist immer dort, wo deine Gedanken sind. Achte darauf, dass deine Gedanken dort sind, wo du sie haben willst.“

Wie ging es dir anfangs in deiner Rolle als Begleiterin?

Ja, das war aufregend. Ich hatte vor beiden Reisen Schmetterlinge im Bauch - aber ich bin ein sehr pflichtbewusster Mensch und wusste, das muss ich jetzt durchziehen (lacht). Zuerst war ich eher zurückhaltend, saß ­irgendwo in der Mitte und wollte mich nicht ­wichtig machen. Inzwischen hab ich gelernt, dass die Mitreisenden sich sehr freuen, wenn man auf sie zugeht, wenn man verschiedene Plätze einnimmt und immer wieder zum Mikrofon greift.

Und wie hat es sich dann weiter entwickelt?

Mittlerweile sind wir fast so etwas wie eine kleine ­Community geworden. Ich hab mich unendlich gefreut: Bei der zweiten Reise waren drei oder vier vom ersten Mal dabei, und es kamen einige dazu, die einfach gern „Lebenskunst“ hören. Wir sind noch in losem Kontakt.

Worum geht’s dir bei der Sendung „Lebenskunst“?

Es ist das Den-Menschen-Nahekommen, das Porträthafte. Und auch dem nahezukommen, was den Menschen wichtig ist und was im besten Fall andere beflügeln kann. Das ist eben oft etwas Spirituelles, also im ganz großen und weiten Sinn.

Gab es auf den Reisen auch spirituelle Momente?

Ja, zum Beispiel rund um das Grab des Rumi. Der ist ja gar nicht bei allen beliebt in der Türkei. Er ist eben Mystiker, hat wahrscheinlich Alkohol getrunken, hat getanzt und gesungen - der war anders als der Islam des Erdoğan. Aber dort hab ich Frauen gesehen, auch mit Schleier, die haben sich diese Spiritualität nicht nehmen lassen und wirklich ungemein innig gebetet. Und zu Hause dann, vor Weihnachten, hab ich „alle meine Rumis“ - die Reisegruppe - zu einer Sufi-Lehrerin in Wien zu einem Meditationsabend eingeladen.

Wo möchtest du auf der Welt noch hin?

Einer der großen Sehnsuchtsorte ist Neuseeland. Aber auch das südliche Afrika und Asien. Oder endlich ­Ma­rok­ko … Natur und Kultur ist das beste Gespann.

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