Johann Strauß Sohn mit seinem Orchester während eines Hofballes. Farblithographie um 1900

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Matinee live

Erinnerungskonzert 1900 - Johann Strauss

Der "Walzerkönig" Johann Strauss Sohn war schon zu Lebzeiten ein Star. Im Jänner 1900, rund ein halbes Jahr nach seinem Tod, veranstaltete die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ihm zu Ehren ein Erinnerungskonzert. Fast genau 125 Jahre später wird das Erinnerungskonzert nun mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Oksana Lyniv wiederholt und um vier weitere Stücke ergänzt.

Stundenlang brennt am 22. Oktober 1907 der Fabrikofen der Firma Karl Raus in der Esterhazygasse 8 in Wien. Stoß für Stoß Notenmaterial gehen darin in Flammen auf. Auf einem Lehnstuhl vor dem Ofen sitzt ein älterer Mann und bewacht die Aktion aufmerksam: Von keiner Partitur soll mehr als ein Häufchen Asche übrigbleiben, kein Notenblatt darf den Flammen entkommen. Der Mann auf dem Lehnstuhl ist Eduard Strauss, und in nur zwei Tagen wird er den gesamten Notenbestand aller Strauss-Kapellen verbrennen lassen.

Über die Gründe dieser Vernichtungsaktion kann nur spekuliert werden. Ob späte Rache an seinem verstorbenen Bruder, ominöse Vertragspflichten oder das Vertuschen geheimer Machenschaften; eines ist sicher: Obwohl damals Noten von unschätzbarem Wert in den Flammen aufgehen - dass die Musik von Johann Strauss zu diesem Zeitpunkt schon längst auf der ganzen Welt verbreitet, vervielfältigt und unsterblich geworden war, dafür hatten der Walzerkönig und seine Familie bereits zu dessen Lebzeiten gesorgt.

Johann Strauss komponierte im Akkord

Johann Strauss’ Musik mit ihren wunderbaren Melodien fährt dem Wiener Publikum Mitte des 19. Jahrhunderts vom Herz direkt in die Beine. Die Lust aufs Tanzen ist fast ebenso groß wie die Lust auf Neues. Johann Strauss komponiert im Akkord: Mehr als 500 Werke schreibt er im Laufe seines Lebens - und achtet auch auf deren schnelle Verbreitung. Kaum ist ein Walzer zum ersten Mal im Konzertsaal verklungen, gibt es auch schon die ersten Arrangements davon für den Hausgebrauch zu erwerben.

In einer Zeit ohne Radio und Aufnahmen verbreitet sich seine Musik durch das Publikum - und durch seine Brüder: Josef und Eduard Strauss führen mit der Strauss Kapelle am laufenden Band die neuesten Walzer und Polkas ihres berühmten Bruders auf.

Ein internationaler Star

Mit seinen vielen Reisen zieht Johann Strauss die Kreise noch größer: Mehr als 10 Sommer verbringt er alleine in Russland, dazu kommen Reisen in die USA, nach England, Frankreich, Deutschland - und natürlich in die gesamte Donaumonarchie. Die Geschichten, Melodien und Tänze des Vielvölkerstaates greift Johann Strauss in seinen Kompositionen auf und erzählt sie in seiner musikalischen Sprache. Aber er hat nicht nur ein gutes Gespür für die Menschen seines Landes, sondern auf für die musikalischen Entwicklungen seiner Zeit - und da stehen alle Zeichen auf Operette. 15 sollen es bis zum Ende seines Lebens werden, mit zahllosen Aufführungen auf der ganzen Welt.

Fast auf den Tag genau nach 125 Jahren

Der Tod eines solchen internationalen Stars und Genies der lebensbejahenden Musik bedeutet für die Menschen in Wien 1899 einen großen Verlust. Am 21.1.1900 wird im Musikverein Wien ein Erinnerungskonzert für Johann Strauss gegeben; auf dem Programm beliebte und späte Werke des Komponisten; eine Hommage an den großen Künstler.

Viele Konzerte mit Musik des weltberühmten Komponisten sollen ihm folgen, darunter das Neujahrskonzert als das berühmteste. Fast genau 125 Jahre später wird das Erinnerungskonzert nun mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Oksana Lyniv wiederholt und um vier weitere Stücke ergänzt, darunter der „Kaiserwalzer“ und „Ich lade gern mir Gäste ein“ aus „Die Fledermaus“. Kein Feuer und keine Öfen können der Erinnerung an diesen großen Wiener Sohn etwas anhaben.