![AP/JESSIE WARDARSKI "God, Guns and Trump" und "Jesus is my savior, Trump is my president" auf Schirmkappen](/i/intro/8b/dc/8bdc08ef725a8f4110f29787a52528134594525a.jpg)
AP/JESSIE WARDARSKI
Im Fokus
Evangelikales Christentum und der Staat Israel
Die Existenz des Staats Israel hat für viele Christinnen und Christen eine hohe theologische Bedeutung. In den USA hat diese religiöse Sichtweise zudem konkrete politische Auswirkungen.
11. Februar 2025, 15:13
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Im Fokus | 12 02 2025
Flugzeuge stürzen vom Himmel, Autos rasen in den Straßengraben, lebensrettende Operationen müssen abgebrochen werden - denn mit einem Schlag werden alle wahrhaft gläubigen Christinnen und Christen in den Himmel entrückt.
So oder so ähnlich stellen sich viele evangelikale Christinnen und Christen den Anfang vom Ende der Welt vor - besonders in den USA, wo eine Reihe von Abenteuerromanen in millionenfacher Auflage diese Vorstellung breit popularisiert hat.
![AP/JOHN MCDONNELL Gläubiger breitet seine Arme aus, im Gegenlicht](/i/paragraph/0e/75/0e75a9a8205aa6d1096065f1de1ff61fab8b1cd3.jpg)
AP/JOHN MCDONNELL
Das Phänomen Left Behind
In 16 Bänden beschreibt Left Behind (von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins) was auf die „Rapture“ (die Entrückung) folgt. In den 14 Jahren der „Tribulation“ (der Bedrängnis) übernimmt der Teufel die Herrschaft über die Welt. Erst die Schlacht bei Armageddon (hier als konkreter Ort in Israel interpretiert) bringt das „Happy End“. Christus kehrt auf die Erde zurück, besiegt die Kräfte des Bösen und errichtet in Jerusalem ein „Tausendjähriges Königreich“, eine Art „Himmel auf Erden“. Diese Strömung wird daher oft als Millenarismus bezeichnet (abgeleitet vom lateinischen Begriff für Jahrtausend) - oder auch als Chiliasmus (griechisch) oder als Dispensationalismus (abgeleitet von „Dispensation“ als ein wenig gebräuchlicher Begriff für „Zeitalter“).
Voraussetzung für die Rückkehr Jesu
Im Grunde ist der Glaube an die Rückkehr Jesu christliches Allgemeingut. Die Apostel erhofften sie noch zu ihren Lebzeiten. Und wenn hierzulande in der Kirche beschwingt „Ja, wenn der Herr einst wiederkommt“ gesungen wird, steckt genau diese Endzeiterwartung dahinter. Neu ist hingegen die historisch und politisch konkrete Interpretation der biblischen Verheißungen, wie sie in evangelikalen Kreisen vertreten wird. So gilt als eine wesentliche Voraussetzung für die Rückkehr Jesu die Rückkehr des jüdischen Volks in sein Gelobtes Land.
Die Existenz des Staats Israel hat daher für viele Christinnen und Christen (vor allem in den USA) eine zutiefst religiöse Relevanz. Wer ihre Unterstützung will (zum Beispiel im Wahlkampf), muss sich sehr klar und konkret zu Israel bekennen. Die Unterstützung Israels geht also für eine einflussreiche, lautstarke und gar nicht so kleine Minderheit weit über jedes politische oder militärische Kalkül hinaus. Und die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem ist (beispielsweise) mehr als ein symbolischer Akt.
Nahostkonflikt längst geklärt
Für diese christlich-evangelikale Gruppe ist im Lichte der biblischen Verheißungen auch die Kernfrage des Nahostkonflikts längst geklärt: Das Land gehört dem jüdischen Volk „zum ewigen Besitz“. Und über ein göttliches Geschenk lässt sich auf Erden nicht verhandeln. Andere Christinnen und Christen würden dem zumindest entgegenhalten, dass man das jüdische Volk der Bibel nicht mit dem konkreten Staat Israel von heute gleichsetzen könne.
Apokalypse als einträgliches Geschäft
Aus der Buchreihe Left Behind ist seit dem Erscheinen des ersten Bands im Jahr 1995 ein Multimedia Franchise geworden. Es gibt fünf Filme (einer sogar mit Nicolas Cage), ein Videospiel, eine eigene Buchreihe für Kinder, eine Graphic Novel“, mehrere Spin-offs und ein Hörspiel. In den USA - so scheint es - wird sogar die Apokalypse zu einem einträglichen Geschäft.