
UN CONVENTION TO COMBAT DESERTIFICATION
Radiokolleg | 17 - 20 2025
Die grüne Mauer
Die Staaten am Rande der Sahara leiden besonders unter den Folgen der Klimakrise. Eine sogenannte Grüne Mauer aus Bäumen quer durch den Kontinent soll die Sanddünen aufhalten. Kann das gelingen? Wetterextreme, politische Krisen und Kriege werfen die Menschen immer wieder zurück. Eine Reise durch fünf Länder zu Menschen, die an die Zukunft glauben.
4. April 2025, 11:53
Senegal: Waldarbeit ist Sozialarbeit
Die Soziologin Fatou Ndoye stellt sich der Resignation entgegen: Im Delta des Saloum-Flusses forstet sie zerstörte Mangrovenwälder wieder auf und schafft neue Einkommensquellen für jene, deren Lebensgrundlage durch den Klimawandel bedroht ist. Auch Oumar Ba nimmt den Kampf gegen die Wüste auf. Im internationalen Projekt der "Großen Grünen Mauer" ist Ba für den Abschnitt im Senegal verantwortlich. Eine große Verantwortung: Es geht ums Überleben, um Bleiben oder Auswandern. Oumar Ba ist in der Trockenzone aufgewachsen, die zu neuem Leben erweckt werden soll. Er glaubt fest daran, dass es möglich ist, der Wüste Flächen abzuringen und sie wieder fruchtbar zu machen, nutzbar als Weide- und Ackerland. Im Senegal sind erste Erfolge zu sehen.
Burkina Faso: Vom Mut, nicht aufzugeben
Die Folgen des Klimawandels sind auch in Burkina Faso allgegenwärtig. Infolge von Dürren und Überschwemmungen fällt immer öfter die ganze Ernte aus, noch mehr Menschen hungern. Trotzdem ist für die Landwirtin Blandine Sankara "Wandel" noch immer ein positiv besetzter Begriff. Sankara hat ihr Projekt "Yelemani" genannt, auf Deutsch "Wandel". Sie will eine Veränderung, weg von Verödung und Verwüstung, hin zu Ernährungssicherung. In einem Vorort von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, hat sie ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Und sie ist nicht die einzige Optimistin in dem Land, in dem bewaffnete Islamisten viele Regionen kontrollieren und Hauptmann Ibrahim Traoré nach zwei Militärputschen seit 2022 an der Spitze des Staates steht.
Nigeria: Klimakrise, Konflikte und Wege zum Frieden
In Nigeria treiben Armut und die Enttäuschung über den Staat etliche Bauern und Viehhalter in die Arme von Boko Haram. Die Miliz begann vor 15 Jahren, die Bevölkerung in Nordost-Nigeria zu terrorisieren und angeblich im Namen des Islam gegen die nigerianische Armee zu kämpfen. Auch Konflikte zwischen Bauern und Viehhaltern um die knappen Ressourcen werden infolge der Klimakrise häufiger. Ein Teufelskreis, denn die desolate Sicherheitslage macht es zugleich immer schwieriger, Bäume zu pflanzen und verödete Flächen wieder fruchtbar zu machen.
Tschad: Die Träume der Förster
Der Gärtner Ali Mboudou arbeitet als einer der letzten Angestellten für das ehrgeizige Projekt der "Großen Grünen Mauer" im Tschad. Es fehlt an Geld für das Pflanzen von Bäumen. Die Militärregierung investiert stattdessen in die Armee, um Aufstände im Norden des Landes zu bekämpfen. Aber Mboudou sorgt dafür, dass am Baumwall gegen die Wüste jederzeit weiter gepflanzt werden könnte, sollte die Regierung das Projekt zu neuem Leben erwecken.
Hörbilder: Die Grüne Mauer - Äthiopien
Für Valerie Browning sind die Veränderungen durch den Klimawandel so spürbar wie der eigene Atem. Die Hebamme zog vor 35 Jahren aus Australien nach Afar, in den kargen Norden Äthiopiens. Viele Nomaden hier können kaum noch mit ihren Tieren überleben. Infolge vieler Dürren und Überschwemmungen sind die meisten Herden mittlerweile für das Überleben der Menschen zu klein. Browning hat mit ihrem Mann, einem Afar, eine Hilfsorganisation gegründet und sucht mit den Nomaden nach Überlebensstrategien. Eine davon: dass Viehhalter dort zu Bauern zu werden, wo Tiefbrunnen oder Flüsse die Bewässerung von Feldern ermöglichen. Der Klimawandel hat die Probleme Äthiopiens in fast dramatischer Weise verschärft - 80 Prozent der Bevölkerung ernährten sich von der Landwirtschaft, die Klimakrise bedroht ihr Überleben.