
DYNAMO WIEN/FLORIAN JUNGWIRTH
Ö1 Space Day
50 Jahre europäische Raumfahrt
Die Violinen setzen mit einem leisen Tremolo ein, das Hornsolo verrät nach wenigen Sekunden die weltberühmte Komposition: An der schönen blauen Donau gilt als heimliche Nationalhymne Österreichs – und als inoffizielle Hymne des Weltalls. Am 31. Mai 2025 wird der Donauwalzer als elektromagnetische Welle in das Universum geschickt: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Europäischen Weltraumagentur (ESA) sendet die Deep Space Antenna DSA 2 die Komposition Johann Strauss‘ während eines Konzerts der Wiener Symphoniker in Echtzeit ins All.
29. April 2025, 14:52
Ö1 Space Day
Ö1 feiert fünf Jahrzehnte europäische Raumfahrt bereits in der Vorwoche. Am 22. Mai steht das Programm des Senders einen Tag lang im Zeichen des ESA-Jubiläums: Der „Space Day“ wird ein Streifzug in fernste Ferne und zurück zur Erde, der von der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Universum über die Weltraumforschung der Gegenwart und die sicherheitspolitische Bedeutung des Erdorbits bis zu kosmischen Klängen reicht.
Die enge Verbindung von Musik und Weltraum wird an diesem „Space Day“ immer wieder deutlich werden: Beginnend mit Guten Morgen mit Ö1 mit Raphael Sas, der vom Kosmos inspirierte Stücke präsentiert, über ein Weltraum-Spezial am frühen Nachmittag mit Christian Scheib und einem musikalisch-literarischen Weltraum-Essay oder den Spielräumen mit Andreas Felber und Musik des musikalischen Raumschiffs Sun Ra Arkestra bis zum Ausklang mit Xavier Plus, der vom „Space Day“ in die Space Jazz Night führt.
Musik kann beglücken, berauschen oder trösten - auch im All
Musik sei eines der persönlichsten Dinge, die man in den Erdorbit mitnehmen könne, sagt der Astronaut Steve Robinson. Sie vermittle ein Gefühl von Heimat im Weltall, etwa bei monatelangen Einsätzen auf der Internationalen Raumstation ISS. Dort betreibt die ESA das Raumlabor Columbus, in dem die Crew-Mitglieder wissenschaftliche Experimente durchführen. Welchen gesundheitlichen Belastungen Astronautinnen und Astronauten dabei ausgesetzt sind, thematisiert das Gesundheitsmagazin Am Puls am „Space Day“ mit einer Spezialausgabe zu Weltraummedizin.
„Ich sah, wie schön unser Planet ist. Leute, lasst uns diese Schönheit erhalten."
Was so gut wie allen Raumfahrenden gemein sein dürfte: Die Erde vom Weltall aus zu sehen verändert – Wertvorstellungen, politische Haltungen, soziale Einstellungen. Ein Phänomen, das als Overview-Effekt bekannt ist. Juri Gagarin, 1961 der erste Mensch im All, schrieb nach seinem historischen Raumflug: „Ich sah, wie schön unser Planet ist. Leute, lasst uns diese Schönheit erhalten und vermehren, nicht zerstören!“ Der deutsche Astronaut Alexander Gerst konnte sich an Bord der ISS am wunderschönen Blauen Planeten nicht sattsehen. Die aus dem Erdorbit deutlich sichtbare Abholzung des Regenwalds im Amazonas zu beobachten, beschrieb er jedoch als bedrückende Erfahrung.
Was dem menschlichen Auge in 400 Kilometern Entfernung von unserem Planeten nicht verschlossen bleibt, erfassen Erdbeobachtungssatelliten seit Jahrzehnten mit großer Genauigkeit. 1977 startete der erste Meteosat-Wettersatellit der ESA. In den vergangenen Jahrzehnten konnte die Europäische Weltraumagentur ein dichtes Netz von Satelliten im Erdorbit installieren, das Auskunft über den Zustand unseres Planeten gibt: Sie dokumentieren die Spuren, die Klimawandel und Umweltzerstörung hinterlassen. Wie der Blaue Planet zum braunen Planeten wird, berichtet Robert Czepel am „Space Day“ im Radiokolleg.
Weltraumaktivitäten und Erkenntnisse die Wissenschaft
Die Erdbeobachtung via Satelliten war über viele Jahre hinweg das zentrale Forschungsgebiet des Generaldirektors der ESA: Seit vier Jahren leitet der Geophysiker Josef Aschbacher die Europäische Weltraumagentur – der erste Österreicher in dieser Funktion. Am „Space Day“ ist er in Punkt eins zu Gast, um über aktuelle Vorhaben der ESA, wie die Weiterentwicklung der europäischen Trägerrakete Ariane 6, zu sprechen. Ein auch aus strategischen Gründen wichtiges Projekt: Die Rakete soll Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum sichern, um eigene Wissenschafts- und Kommunikationssatelliten in das All bringen zu können.
Am 22. Mai beleuchtet Ö1 jedoch nicht nur Gegenwart und Zukunft der europäischen Weltraumaktivitäten. Paul Sihorsch wird im Lauf des Tages über die wichtigsten Missionen der 50-jährigen ESA-Geschichte berichten und zeigen, welche Erkenntnisse die Wissenschaft dadurch über das Weltall und unseren Planeten gewinnen konnte. Letztlich ist die Erforschung des Weltalls eine Konsequenz menschlicher Neugier: Zu verstehen, woher wir kommen, wo wir leben und wohin wir gehen, hat kulturelle Bedeutung.