Maria Buresch mit Karin Berger für das Projekt "Österreichische Frauen im Widerstand"

KARIN BERGER

Es war ein kämpferisches Leben

Frauen gegen Faschismus

Das Buch "Der Himmel ist blau. Kann sein." ist 1985 erstmals erschienen und ist nun neu aufgelegt worden. 27 Österreicherinnen erzählen darin über ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime. Daraus entstand die Serie "Es war ein kämpferisches Leben. Frauen gegen Faschismus" In der man das breite Spektrum des antifaschistischen Widerstands sieht.

Die Idee zu dem Buch lag lang zurück: In den 1980er Jahren diskutierten die vier feministischen Forscherinnen Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth Trallori und Karin Berger die Frage: Hatten sich Frauen gegen den Faschismus gestellt und wenn ja, wie konnte man sie finden?

Das erste Interview machten die Autorinnen mit Anni Haider, sie hatte in der illegalen KPÖ gegen die Nationalsozialisten gekämpft. „Wir waren dann nach diesem Interview so beeindruckt. Es war so viel Neues, Unglaubliches, dass wir sofort weitergearbeitet haben. Anni Haider war aus dem organisierten Widerstand und hat uns gleich zehn Kontakte von Frauen mitgegeben, mit denen sie im Gefängnis war“, so Berger.

„Das war eines der ersten großen Oral-History-Projekte - ohne, dass wir wussten, dass es Oral History ist, was wir machen."

Buchumschlag "Der Himmel ist blau. Kann sein."

PROMEDIA VERLAG

Es sollten rund 100 Interviews mit Frauen folgen – von Vorarlberg bis ins Burgenland, von Linz bis Eisenkappel/Železna Kapla. „Das war eines der ersten großen Oral-History-Projekte – ohne, dass wir wussten, dass es Oral History ist, was wir machen“, sagt Karin Berger. Heute ist Oral History eine etablierte Methode der Geschichtswissenschaft, bei der Zeitzeuginnen sehr persönlich und frei erzählen.

Was zunächst als Interviewprojekt mit Tonband begann, sollte bald unerwartet große Kreise ziehen und zu dem Film „Küchengespräche mit Rebellinnen“ werden. Karin Berger sollte schließlich für ihr Filmschaffen den Großen Kunstpreis 2024 bekommen. „Und wo sind eigentlich die Interviews, die ihr vor 40 Jahren aufgenommen habt?“, fragte ich die Filmregisseurin. „Ein Teil ist hier in meinem Kasten“, sagte sie. „Aber die kann man vielleicht gar nicht mehr abspielen.“ Denn die Interviews wurden auf Tonband oder Musikkassetten aufgenommen.

Ein unglaublicher zeithistorischer Schatz!

Die Stimmen von Widerstandskämpferinnen, die noch nie zu hören waren. Die Erinnerungen von Frauen, die ihr Leben für die Demokratie riskiert haben.

Wir beschlossen, das Material neu zu bearbeiten. Karin Berger machte sich 40 Jahre nach den Aufnahmen, 80 Jahre nach den Ereignissen noch einmal daran, in die Geschichten der Frauen einzutauchen. 16 Frauen sind nun in einer Sommerserie zu hören.

„Beeindruckend ist, wie kreativ und mutig viele dieser Frauen waren."

In der Serie sieht man das breite Spektrum des antifaschistischen Widerstands – vom Versorgen der Partisanen über das Verteilen von Flugzetteln bis zur Sabotage im Betrieb oder der Arbeit als Funkerin. Bei sehr vielen Widerstandshandlungen war die wichtigste Motivation, den Krieg zu verkürzen, und sei es auch nur um ein paar Stunden. Viele der auf Tonband aufgenommenen Widerstandskämpferinnen wurden verhört, gefoltert, im KZ eingesperrt. Andere überlebten nicht.

„Beeindruckend ist, wie kreativ und mutig viele dieser Frauen waren. Sie schafften Handlungsspielräume, wo eigentlich gar keine waren“, sagt Karin Berger von der Kraft dieser Frauen wieder neu beeindruckt. Bis jetzt gibt es in Wien kein einziges Mahnmal, das an den Widerstand dieser mutigen Frauen erinnert.

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