
ORF musikprotokoll
Musik
Peter-Ablinger-Schwerpunkt beim ORF musikprotokoll 2025
Anfang Oktober findet in Graz das alljährliche Neue-Musik-Festival ORF musikprotokoll im steirischen herbst statt. In diesen letzten Junitagen wurde das Programm des steirischen herbstes präsentiert. Das diesjährige Plakatmotiv des ORF musikprotokolls stammt von dem im April 2025 verstorbenen Komponisten Peter Ablinger, einem langjährigen Weggefährten des Festivals. Ihm ist heuer auch ein programmatischer Schwerpunkt gewidmet.
27. Juni 2025, 15:29
Wie schon in den vergangenen Jahren basiert auch das Festivalplakat des ORF musikprotokolls im steirischen herbst 2025 auf einer Arbeit eines am Festival beteiligten Künstlers bzw. Künstlerin. Die Gestaltung des heurigen Plakats beruht auf der Zeichnung „Störfaktor (Tinte auf Papier, 2010)“ – ein Titel, der exemplarisch für Peter Ablingers künstlerisches Denken steht. Er hinterfragte konsequent unsere Wahrnehmung von Musik, Klang und Hören und eröffnete radikal neue Perspektiven auf das akustische Erleben.
Peter-Ablinger-Schwerpunkt
Der im oberösterreichischen Schwanenstadt geborene Komponist und Konzeptkünstler Peter Ablinger ist am 17. April 2025 im 66. Lebensjahr in Berlin verstorben. Seine Musik lebt jedoch weiter – auch bei dieser Festivalausgabe.
Peter Ablinger hat wenige Monate vor seinem Tod im April 2025 für das ORF musikprotokoll sein letztes Orchesterwerk komponiert: Die Wendel verdoppelt das ORF Radio-Symphonieorchester Wien elektronisch und setzt auf die Spannung zwischen live gespielten und manipulierten Klängen, die sich langsam wegdrehen.
Das Projekt Komplementäres Rauschen bringt Arbeiten von Peter Ablinger und Winfried Ritsch zusammen, die einander verbunden waren.
Im Zentrum steht „weiss/weisslich 27d“: komplementäres Rauschen, ein Vexierspiel mit Zwölftonskalen: Das Publikum bewegt sich in einem Kreis aus Lautsprechern, die es in eine akustische Spirale ziehen. Je nach Bewegungsrichtung steigen oder fallen die scheinbar endlosen Tonleitern – ein akustischer Escher-Raum.
Peter Ablingers Stück ist Winfried Ritsch gewidmet. Auch umgekehrt gibt es eine Hommage: Ritsch komponierte für diese Ausgabe das Werk „Gesang der Orgel 2b“ – ein Gegenstück, in dem feinste Veränderungen der Schwingungsverhältnisse unser Hören herausfordern.
In einer weiteren Arbeit – „Movement for Brass (Infringement)“ – erzeugt Peter Ablinger tieffrequente Schwingungsmuster auf Messingblech. An der Grenze zwischen Hören und Sehen lässt er eine Musik entstehen, die kein Klang sein will: ein Kunstprodukt unserer Sinneswahrnehmung, ein Störfaktor im besten Sinne.
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Text: Rainer Elstner