Inklusive Kleinunternehmen
FreakCasters - Menschen, Geschichten, Leidenschaften. Herzlich willkommen, sagt Sandra Knopp. Heute haben wir eine spezielle Gastfolge. Mein Kollege Udo Seelhofer war für seinen Religionspodcast „Wer glaubt, wird selig“ auf der Zero Project Konferenz 2025 in der Wiener UNO-City. Dort hat er mit Astrid Körner und Michael Mellitzer von der Diakonie de la Tour gesprochen. Im Gespräch ging es um die Frage, wie die Diakonie de la Tour KMAs dabei unterstützt, inklusiver zu werden.
7. Juli 2025, 14:28
Udo Seelhofer:
Die Zero Project Konferenz ist eine jährlich stattfindende internationale Konferenz mit dem Ziel, innovative und skalierbare Lösungen für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen zu fördern. Sie wird von der Essl Foundation organisiert und findet seit 2013 im Büro der Vereinten Nationen in Wien statt. Einer der Organisationen, die dieses Jahr im März dabei vorgestellt wurde, ist Diakonie de la Tour. Bei Diakonie de la Tour geht es um Inklusion und um die Beratung von Kleinunternehmen, die gerne inklusiver werden möchten. Deshalb habe ich mich mit der Vorstandsvorsitzenden Astrid Körner und mit Michael Mellitzer unterhalten, der bei Diakonie de la Tour für das Thema Menschen mit Behinderung zuständig ist.
Frau Körner, was genau ist denn Diakonie de la Tour?
Astrid Körner:
Die Diakonie de la Tour ist eine evangelisch-christliche Sozialorganisation im Süden Österreichs, von Osttirol bis ins Burgenland. Wir sind seit 150 Jahren in verschiedensten Fachbereichen tätig, also von kleinen Kindern bis Menschen im hohen Alter, bis zur Sterbebegleitung. Und unser größter Bereich ist der Fachbereich für Menschen mit Behinderung.
Udo Seelhofer:
Herr Mellitzer, was können Sie uns über Ihren beruflichen Weg erzählen? Und wie sind Sie zu Diakonie de la Tour gekommen?
Michael Mellitzer:
Mein beruflicher Weg? Ich habe katholische Religionspädagogik studiert in Salzburg, habe aber in der Mitte des Studiums Zivildienst gemacht bei der Caritas in Kärnten im Behindertenbereich. Die Tätigkeit des Zivildienerbereich hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und so ist da die Idee entstanden, ob vielleicht sozusagen das ein zukünftiger berufliches Handlungsfeld sein könnte. Ich habe das Studium fertig gemacht, die Diplomarbeit schon zu diesem Thema geschrieben, habe dann nach dem Studium parallel einerseits das Unterrichtspraktikum gemacht und dann aber schon bei der Lebenshilfe in Salzburg mit 20 Stunden in der Woche gearbeitet. Das hat mir so viel mehr Spaß gemacht als das Unterrichten, dass ich mich entschlossen habe, ganz in den Behindertenbereich zu gehen, habe da als Assistent begonnen. Mein Vater hat dann gesagt: Um Gottes willen, du hast jetzt studiert und bist hier Behindertenbetreuer. Mir hat es aber tatsächlich wahnsinnig viel Spaß gemacht. Also mein Herz hat sofort für diese Tätigkeit geschlagen. Ich habe dann bei der Lebenshilfe in Salzburg nach ein paar Jahren, schon nach zwei Jahren, die Leitung von einer Einrichtung übernommen und nebenbei dann auch noch im Wirtschaftsmanagement eine Ausbildung gemacht. Im Jahr 2005 wollte ich mich beruflich verändern. Damals hat sich die Diakonie in Kärnten grad massiv verändert. Bis dorthin waren es zwei Diakonien. Die Stiftung de la Tour in Treffen und die Diakonie Waiern bei Feldkirchen, die sind miteinander fusioniert. Man hat das Unternehmen neu aufgestellt. Die Position der Fachbereichsleitung wurde ausgeschrieben. Auf das hin habe ich mich damals beworben. Seit 2005 bin ich bei der Diakonie de la Tour für den Fachbereich Menschen mit Behinderung zuständig.
Udo Seelhofer:
Frau Körner, evangelische Theologin und jetzt für die Forschung zuständig. Wie ist es dazu gekommen?
Astrid Körner:
Ich bin evangelische Theologin und Pfarrerin. Und die Diakonie ist in ihrem Wesen nicht nur eine evangelisch-christliche Organisation, sondern versteht sich auch in dem, was sie tut, als wesenhaft. Eigentlich auch die Kommunikation des Evangeliums und zwar umgesetzt in sozialer Arbeit. Deshalb ist es bei uns eigentlich elementar eingeschrieben in unserer Organisationsform, dass wir uns so oder unsere Arbeit so gestalten wollen, dass sie dem christlichen Menschenbild oder dem christlichen Menschenbildern, einem christlichen Gesellschaftsbild und Weltbild entspringt. An dem sind wir sozusagen täglich dran und da ist für mich persönlich sozusagen der Brückenschlag kein weiter. Sondern das war genau meine Intention, warum ich als ursprüngliche Bauingenieurin evangelische Theologie studiert habe. Weil ich wollte eigentlich gerne mit Menschen für Menschen was tun und gerade auch mit der Vision, das wäre für mich so eine urchristliche Vision, eine Welt so zu gestalten, dass alle nicht nur einen Platz darin finden, sondern sich auch in Würde entfalten können. Und das tun wir in der Diakonie für alle Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen und Altersgruppen. Und deshalb habe ich mich vor mittlerweile fünf Jahren entschieden, den Weg vom klassischen Gemeinde-Pfarramt, was ich auch immer schon sehr sozialdiakonisch und gesellschaftspolitisch gestaltet habe, in der Führung der Diakonie zu machen.
Udo Seelhofer:
Was genau sind denn Missionen und Ziele von Diakonie de la Tour? Und welche Angebote und Projekte gibt es?
Astrid Körner:
Die Vision haben wir klar umrissen: Das ist eine Welt, in der alle selbstverständlich gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben haben. Diese Vision ist für uns handlungsleitend. Das Bild dahinter ist die Würde, die jedem Einzelnen zugesprochen ist, mit jeder Phase und jeder Faser seines Lebens und ihres Lebens. Die Rahmenbedingungen, die wir dafür schaffen müssen, weil es darf eben nicht so sein, dass jeder für diese Teilhabe selbst kämpfen muss, sondern das Wichtige ist, und das ist unsere Aufgabe als Diakonie, dass wir für die Rahmenbedingungen sorgen, damit jeder auf seine und ihre Weise sich so einbringen kann, in die Welt sich so entfalten kann, teilhaben kann, aber auch viel zu geben hat und sich so einbringen kann. Das heißt, die Projekte sind natürlich entsprechend vielfältig, je nach Fachbereich. Und auch im Bereich Mensch mit Behinderungen haben wir natürlich von geringen Unterstützungsbedarf bis höchsten Unterstützungsbedarf für unterschiedliche Projekte und Einrichtungen.
Udo Seelhofer:
Und welches Projekt wird jetzt genau hier auf der Zero Conference präsentiert?
Michael Mellitzer:
Auf der Zero Project Conference werden eigentlich drei Projekte präsentiert, nämlich drei inklusive Kleinunternehmen, wie wir dazu sagen. Im Großen und Ganzen geht es dabei um eine konkrete Umsetzung der Initiative Lohn statt Taschengeld. Das heißt, das sind Projekte, in denen Personen mit Behinderungen ein voll sozialversicherungsrechtliches Anstellungsverhältnis haben, die zuvor und bis dahin in Beschäftigungswerkstätten gearbeitet haben und dort lediglich von einem Taschengeld gelebt haben.
Udo Seelhofer:
Wie ist die Idee zu dem Projekt entstanden?
Michael Mellitzer:
Weil ich denke, dass wir uns schon sehr lange Zeit über dieses Thema Gedanken machen. Es wird da schon sehr lange Zeit diese Forderung gestellt, dass man Taschengeld durch echten Lohn ersetzen sollte. Es sind diese Umsetzungsschritte immer wieder gescheitert. Dass es jetzt gelungen ist, das umzusetzen, hängt ganz stark damit zusammen, dass auch der Kostenträger in Kärnten, nämlich die Landesregierung, sich entschlossen hat, solche Dinge einfach einmal auszuprobieren. Tatsächlich bewegen sich diese Projekte noch teilweise in rechtlichen Grauzonen, die oft daran gehindert haben, das umzusetzen. Jetzt haben wir mit dem Land Kärnten einen Partner, der mit uns diese Schritte geht und bewusst auch sagt: Probieren wir es aus und die Probleme, die sich dann stellen, werden wir gemeinsam lösen. Daher denke ich sozusagen, es ist uns vor vier Jahren mit dem ersten inklusiven Kleinunternehmen, nämlich der Küche Waiern Inklusiv gelungen, an diesen Schritt voranzukommen.
Udo Seelhofer:
Sie haben erwähnt die rechtlichen Grauzonen, die es davor gegeben hat. Welche Herausforderungen hat es noch gegeben?
Michael Mellitzer:
Tatsächlich die Schwierigkeit, warum es so schwierig ist, die Beschäftigungswerkstätten in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. Das hängt mit mehreren Dingen zusammen. Ein wichtiger Teil dieses Problems ist, dass diese Personen in Werkstätten als nicht erwerbsfähig eingestuft sind. Das heißt, per Definition stehen diese Personen dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung. Wir haben in Österreich ein Behinderteneinstellungsgesetz, wo wir pro Mitarbeiteranzahl sozusagen eine gewisse Anzahl der Mitarbeiterinnen, behinderte Mitarbeiterinnen, einen geschützten Arbeitsplatz haben. Die Personen aus den Werkstätten sind aber nicht günstig behindert. Sie sind nicht erwerbsfähig. Wenn ein Unternehmen eine Person aus den Werkstätten anstellt, dann kann sie die nicht auf die Ausgleichstaxe anrechnen lassen. Sie zahlen ganz normal die Ausgleichstaxe, weil es eben kein geschützter Arbeitsplatz ist.
Udo Seelhofer:
Weil Sie gerade das Thema Lohn statt Taschengeld erwähnt haben: Ich denke, das ist aus mehreren Gründen ja wichtig ist. Nicht nur eben, weil es natürlich mehr Geld bedeutet, sondern auch eben Pensionsversicherungsbeiträge.
Michael Mellitzer:
Sozialversicherung, Pensionsversicherung und so weiter. Sie haben damit natürlich derzeit die Personen in den Werkstätten bei den Eltern mitversichert, also nicht selbstversichert. Und diese Anstellung bedeutet, dass Sie eben ein voll sozialversicherungsrechtliches Dienstverhältnis haben und damit selbstversichert auch.
Udo Seelhofer:
Wie kann man denn kleinere Unternehmen, da sagt man ja oft, die haben da vielleicht Probleme, wirklich inklusiv zu sein, wie kann man die eben inklusiver gestalten? Was kann man da machen?
Michael Mellitzer:
Für die Frage entscheidend, also ich denke, wo sind so die Erfolgsfaktoren, warum ist es da auch noch gelungen, dass diese inklusiven kleinen Unternehmen da tatsächlich funktionieren? Es hängt ganz sicher damit zusammen, dass die Personen mit Behinderungen in diesen Firmen auch eine Assistenz haben. Das heißt, das betrifft kleine Firmen, das betrifft größere Firmen. Diese Firmen brauchen Unterstützung in Form auch so eines Assistenten, der zwei Funktionen eigentlich hat: Das eine ist, die Mitarbeiterinnen mit Behinderungen zu unterstützen, entweder sozusagen, wenn es darum geht, die Arbeitsschritte zu erlernen, aber auch in der Kommunikation mit den Kollegen, Kolleginnen in diesem Unternehmen. Und andererseits hat er aber auch ganz eine wichtige Funktion, nämlich das Mindset in dem anderen Unternehmen auch zu erzeugen. Ja, also dass die Kollegen, Kolleginnen und die ganze Firma, der Firmenchef auch bereit ist, sich auf dieses Experiment einzulassen.
Udo Seelhofer:
Welche Benefits haben Unternehmen davon?
Michael Mellitzer:
Ich glaube sozusagen, ein wesentlicher Benefit ist der, dass sich dadurch in den Fällen, die wir kennen, das Betriebsklima immens verbessert.
Udo Seelhofer:
Inwiefern?
Michael Mellitzer:
Ich denke sozusagen, wir haben vor Kurzem, gerade in der Küche Waiern in einem ersten inklusiven Kleinunternehmen einen Workshop gemacht. Warum haben wir den Workshop gemacht? Weil die Mitarbeiterinnen mit Behinderungen gesagt haben: Was uns da am schwersten fällt, ist, dass der Umgangston unter den Kollegen, Kolleginnen oftmals recht rau ist. Dann sind wir hergegangen und haben alle Mitarbeiter, mit und ohne Behinderungen, zu einem Workshop eingeladen, wo es um dieses Thema gegangen ist: Was können wir tun oder was brauchen wir, damit wir gut zusammenarbeiten können? Und alle Mitarbeiterinnen, ob mit oder ohne Behinderungen, konnten formulieren, was sie sich wünschen für ein positives Betriebsklima. Die Folge war, dass alle Mitarbeiterinnen davon profitiert haben und dass sich das Betriebsklima insgesamt verbessert hat. Und ich denke, das ist etwas, wo man sehr deutlich machen kann, dass jedes Unternehmen davon profitiert, wenn sie Diversität zulassen. Aber nicht nur zulassen, sondern dass sie damit aktiv arbeiten.
Udo Seelhofer:
Frau Körner, welche gesellschaftlichen Hürden stehen Menschen mit Behinderungen denn aktuell noch im Weg? Und wie kann die Diakonie dabei helfen, diese abzubauen?
Astrid Körner:
Ich glaube, grundsätzlich schon einmal das Bild, das wir verbinden mit Menschen mit Behinderungen. Also Menschen, die sozusagen Hilfe brauchen, die damit sozusagen, wo wir einfach schon trennen zwischen denen, die die Gesellschaft formen und setzen, was das normale Maß ist, und die, die sozusagen dann Unterstützung brauchen, damit sie dem entsprechen. Ich glaube, in diesem Mindset steckt einfach schon ganz viel eine Barriere drin, weil wir einfach so das definieren, was eigentlich das normale sein sollte. Da haben wir einen sehr schönen Satz von einem Klienten von uns, der gesagt hat: „Ich glaube, alle Menschen haben die gleiche Rechte wie normale Menschen.“ Das ist ein sehr guter Satz und zeigt einfach schon einmal auf, dass Menschen mit Behinderungen offenbar immer auch so diese Folie des normalen Menschen auch irgendwo als Hintergrundfolie mitlaufen haben. Und das mal kritisch zu hinterfragen, worin definieren wir Normalität, wäre glaube ich schon einmal etwas, was unserer Gesellschaft gut tun würde. Wie wir es gerade gehört haben, Rahmenbedingungen zu verändern für Menschen mit Behinderungen, heißt nicht nur, wir entscheiden, was sie brauchen, sondern wir erleben sie als Subjekte, die selbst ihre Sicht in die Welt einbringen in die Gesellschaft. Und das würde uns allen gut tun, weil wir damit einfach diverser werden, weil unsere Blickweite eine weitere und auch eine differenziertere wird. Und ich glaube, an dem liegt schon einmal sehr viel: Was setzen wir schon einmal als die grundlegenden Standards und wie wollen wir die dann überwinden, statt dass wir von Anfang an sagen, wir müssen vielfaltsfähiger werden. Und die Blickwinkel von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen oder Behinderungen sind aber gleichzeitig auch andere Blickwinkel, die unser aller Blick weiten können und uns allen mehr an Qualität bringen.
Udo Seelhofer:
Das ist ja für die Unternehmen, zum Beispiel, wenn es ein Unternehmen ist, das etwas produziert, auch nicht schlecht, wenn die Mitarbeiter dann quasi die Barrierefreiheit dann automatisch mitdenken dann schon, oder?
Michael Mellitzer:
Definitiv. Also ich denke, man schiebt das Thema Barrierefreiheit ja immer Menschen mit Behinderungen irgendwie zu, dass die das nötig hätten. Unterstützte Kommunikation, zum Beispiel, Bildkommunikation sagt man, okay, das ist für die, die es nicht lesen können. Aber jetzt muss man sich mal vorstellen, wenn man selber einen internationalen Flughafen sozusagen benutzt, ich glaube, es wäre wirklich ein großes Problem, wenn dort Toiletten zum Beispiel nicht in Form von Piktogrammen angeschrieben wären.
Udo Seelhofer:
Oder keine Bindenleitsysteme oder ähnliches?
Michael Mellitzer:
Wie auch immer, genau. Also ich denke sozusagen, oder Einfache Sprache oder einfach lesbare Texte. Ich bin ja der Meinung, es sollten alle Texte, egal sozusagen, in welchem Bereich in einfacher Sprache formuliert werden, es würden alle davon profitieren. Also wenn mal irgendjemanden, egal wen, glaube ich, die Möglichkeit gibt, pass auf, du hast da einen Gesetzestext, der ist unglaublich kompliziert und schwierig und da hast du jetzt einen Gesetzestext, der ist in leichter Sprache übersetzt, das versteht jeder, also zu welchem Texten wird man greifen?
Udo Seelhofer:
Da würde ich mir auch leichter tun eben bei der Zeit oder so, wenn es vielleicht ein bisschen leichter formuliert wäre, sage ich mal. Wie kann man denn generell das Bewusstsein dafür stärken, dass es sehr viele Menschen gibt, die eine unsichtbare Behinderung haben? Barrierefreiheit, da denkt man ja sehr oft an die Rampe, an das Blindenleitsystem, etc. Was könnte man da machen?
Astrid Körner:
Ich glaube, diese Perspektiven einfach auch einmal wahrnehmen und sie einfach auch viel zu Wort kommen lassen, einbeziehen in Planungen. Ich glaub, vieles sehen wir einfach nicht. Dann kommt immer dieses eigentlich auch Annahmen über andere drüberstülpen, statt sozusagen umgekehrt. Ich denke auch Menschen aus dem Autismus-Spektrum, das ist ja auch nicht immer von außen gleich wahrnehmbar, wie wertvoll das ist, wenn man da ins Gespräch geht und einmal diese Sichtweise von Menschen, die im Autismus-Spektrum sind, kennenlernt. Genauso wie wir Autismus-Beratung ja auch mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum sind machen, weil das einfach einen ganz anderen Mehrwert hat. Diese Perspektiven viel Gehör, die Sichtbarkeit zu geben, weil wir ganz viel, ja wirklich ganz viel nicht wissen.
Udo Seelhofer:
Du kannst einfach das Bewusstsein dafür stärken einfach.
Michael Mellitzer:
Ja, das Bewusstsein stärken und die Personen vor allem sprachfähig machen.
Udo Seelhofer:
Was wird denn jetzt in naher Zukunft bei den Projekten von Diakonie de la Tour weiter geschehen und welche neuen Projekte wird es vielleicht geben?
Michael Mellitzer:
Grundsätzlich sozusagen arbeiten wir an dem Thema Lohn statt Taschengeld weiter. Wir haben jetzt drei solche inklusive kleinen Unternehmen in der Diakonie de la Tour. Wir haben zwar zusätzliche Arbeitsplätze jetzt geschaffen im Rahmen der Haustechnik für solche Personen. Und es geht jetzt Stück für Stück darum, bestehende Werkstätten zu reduzieren. Wir werden sie nicht ganz auflösen, weil wir Personen haben, für die durchaus diese Werkstätte noch das richtige Setting ist. Aber wir werden sie reduzieren und Stück für Stück mit solchen Unternehmen ersetzen.
Udo Seelhofer:
Was würden Sie sich von der Gesellschaft wünschen für Menschen mit Behinderung?
Astrid Körner:
Ehrliches Interesse, Demut. Die Einsicht, dass wir alle in Angewiesenheit leben. Das ist, glaube ich, ganz was Entscheidendes. Wir haben oft so ein bisschen den Eindruck, die ein... Also manche leben in Angewiesenheit, andere schaffen's alleine. Wir schaffen gar nichts alleine. Da sind wir nicht alle in höchstem Maße angewiesen. Ich glaube, diese Einsicht, dass jeder ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben hat und dass diese Möglichkeiten gestärkt werden müssen und dass wir gleichzeitig auch aus der Demut heraus leben, dass wir alle angewiesen sind auf andere und aufeinander. Durchaus vielleicht im biografischen Verlauf unterschiedlich stark, aber definitiv immer und jeden Tag. Jeder Einzelne. Ich glaube, das würde zu einer... Das kann schon eine Haltung verändern, die uns stark machen könnte als Gesellschaft.
Udo Seelhofer:
Frau Körner, Herr Mellitzer, vielen lieben Dank für das Gespräch.
Michael Mellitzer:
Bitte, gerne!
Astrid Körner:
Gerne, danke schön.
Das war FreeCasters – Menschen. Geschichten und Leidenschaften für heute. Wenn euch dieser Podcast gefallen hat, dann empfehlt uns doch bitte weiter und erzählt euren Freunden und eurer Familie von uns. Außerdem freuen wir uns über eine gute Bewertung auf der Podcast-App eurer Wahl. Udo Seehofers Podcast heißt „Wer glaubt, wird selig“ und ist auf allen gängigen Podcast Apps zu finden. Auf Wiederhören und bis zum nächsten Mal, sagt Sandra Knopp.