
MIRJAM KÄMMERER
Ö1 Talentebörse
Leonie Lindinger, Bildende Kunst
In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Leonie Lindinger studiert Bildnerische Erziehung am Mozarteum Salzburg.
7. August 2025, 13:26
Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt
Ich bin ein nachdenklicher Mensch, ich hinterfrage viel und äußere mich, wenn nötig, dazu kritisch. Ich bin mutig und scheue nicht davor zurück etwas zu machen, das ich zuvor noch nie gemacht habe. Zu beobachten ist dabei eine wichtige Tätigkeit für mich.
Geboren: 2000 in Richterswil bei Zürich, Schweiz
Aktuelles Studium: Bildnerische Erziehung in der Klasse für Malerei bei Prof. Agnes Scherer sowie Gestaltung: Technik. Textil an der Universität Mozarteum Salzburg und Russisch auf Lehramt an der Universität Salzburg.
Mein größter Erfolg: Ein wichtiger Schritt in meiner künstlerischen Laufbahn war es, erstmals einen eigenen Text zu vertonen. In weiterer Folge entwickelte ich basierend auf diesem Lied eine Performance, sowie eine dazugehörige Installation. Die Verbindung von unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen und die Bearbeitung eines Themas auf diesen verschiedenen Ebenen betrachte ich als gelungene Arbeit.
Was ist Kunst und was nicht?
Kunst zu machen verstehe ich als Verarbeitung der Welt auf persönlicher sowie gesellschaftlicher Ebene. Kunst bietet die Möglichkeit Themen auf eine Art und Weise zu bearbeiten, die sie zugänglich macht für andere Menschen. Wenn ein Kunstwerk gelungen ist, dann bewegt es etwas in anderen Menschen.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Durch mein familiäres und schulisches Umfeld bin ich in Berührung mit Kunst gekommen. Gleich einer Sprache hat sich der Zugang zur und das Schaffen von Kunst über die Jahre entwickelt und ist mit mir mitgewachsen.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
Kunst kommt in unterschiedlichen Situationen in unterschiedlicher Gewichtung von können, müssen oder wollen. Künstlerische Prozesse können vom Willen getragen sein, jedoch kommt immer wieder auch das Müssen hinzu, ohne das bestimmte Dinge wohl nie fertig werden würden. Oftmals können Limitierungen auch eine sehr produktive Wirkung haben.
Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?
Ich würde gerne in einem Baumhaus, in einem Gewächshaus oder in einem botanischen Garten ausstellen und performen.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Seit dem letzten Jahr beschäftige ich mich verstärkt mit Performance und Musik in meiner künstlerischen Praxis. Ich würde sehr gerne einmal mit Alicia Edelweiss zusammenarbeiten, deren Bühnenpräsenz und Musik mich sehr bewegt.
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Kommerzielle Absichten beeinflussen und verändern den Prozess des Kunstschaffens, die Wahl der Themen und Medien. Insofern frage ich mich, ob die Kunst den Markt überhaupt verträgt. Auf jeden Fall finde ich es wichtig, dass es auch Kunst gibt, die sich abseits vom Markt entwickeln sowie existieren kann.
Und wie viel Kunst verträgt der Markt?
Der Markt verträgt so viel Kunst, wie er verdauen kann.
Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?
Ich würde alle Straßen in Salzburg gelb einfärben, die Salzach pink, die Kirchen grün, den Kapuzinerberg und den Mönchsberg blau.
Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?
Ich möchte, dass sich meine Arbeit kontinuierlich entwickeln kann. Ich hoffe, dass es mir gelingt die unterschiedlichen Ausdrucksformen weiterhin zu einem Gesamten zu verbinden und dabei nicht das Gefühl zu haben, alles ein bisschen und nichts ganz zu machen.
Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?
Ich denke nicht, dass meine Arbeit vollumfänglich von KI ersetzt werden könnte. Künstlerisches Schaffen beinhaltet so viele unterschiedliche, komplexe Aspekte des Menschseins, die nicht einfach von einer KI generiert werden können. Gerade auch für die Arbeit mit Performances live vor Publikum ist der Mensch unabdingbar. Es kommt auf die Momente an, in denen Kunstwerke eine Resonanz bei anderen Menschen auslösen und ich glaube nicht, dass man dafür die Handschrift eines Menschen vollkommen außen vorlassen kann.
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Unlängst habe ich auf einer Hochzeit eine Frau gefragt, ob sie die Mutter der Braut ist. Tatsächlich war sie einfach eine Freundin und schwer entrüstet darüber, dass ich denken würde, sie sehe so alt aus, dass sie ihre Mutter sein könnte.
Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?
Ich wünsche mir, dass meine Kunst auf Resonanz bei anderen Menschen stößt. Ich wünsche mir, dass meine Kunst berührt, und Anlass gibt für weitere Assoziationen, Gedanken und Auseinandersetzungen. Dass meine Kunst einen Nachhall hat.