Einführung

Epikur: "Brief an Menoikeus"

Der griechische Philosoph Epikur lebte vom 341 bis 271 oder 270 vor unserer Zeitrechnung. Von seinem Lebenslauf sind nur wenige Details bekannt, beispielsweise der Geburtsort auf der Insel Samos oder die Gründung seiner Schule in einem athenischen Garten.

Es liest Philipp Hauß. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet am 08.08.2025

Gerüchte über einen ausschweifenden Leben im Zeichen der Lust und des Hedonismus werden durch Epikurs Schriften nicht bezeugt, die allerdings zu großen Teilen auch verloren gegangen sind. So soll Epikur die Gäste seiner Schule mit einer Inschrift begrüßt haben auf der stand: "Tritt ein Fremder, ein freundlicher Gastgeber wartet dir auf - mit Brot und mit Wasser im Überfluss, denn hier werden deine Begierden nicht gereizt, sondern gestillt."

Der Lehrbrief an Epikurs Freund, Menoikeus, den Sieim Audio hören können, widmet sich der Ethik und den Fragen der Lebenskunst. Auch dieser Brief feiert nicht die Lüste und den Reichtum, sondern vielmehr die Lebensfreude.

Die Freude, so heißt es in dem Brief, sei der Anfang und das Ziel eines glücklichen Lebens. Dazu brauche es nur wenig, beispielsweise die Aufmerksamkeit für den jeweiligen Augenblick jenseits aller Schmerzen der Vergangenheit und jenseits aller Ängste vor den Gefahren der Zukunft. Empfohlen wird die Selbstgenügsamkeit und die Gewissheit, dass das Natürliche bequem zu beschaffen ist, das Überflüssige aber schwer.

Wenn das schmerzhafte Hungergefühl erst einmal beseitigt ist, gewähren die einfachen Suppen, so schreibt Epikur, die gleiche Freude wie ein üppiges Mahl. Und Gerste, Brot und Wasser sind der Gipfel der Freude, wenn ein Hungriger sie genießt. Dem Ziel der Lebensfreude, so argumentiert Epikur, dienen nicht die ungezügelten Freuden, die im Genuss liegen, sondern vielmehr die Schmerzlosigkeit am Körper und die Ungetrübtheit der Seele.

Besonders bekannt geworden ist Epikurs Argument gegen die Todesangst, das kurz nach Beginn des Briefs an Menoikeus erläutert wird. Das schauderhafte Übel, der Tod, brauche für uns keine Bedeutung zu haben, da ja, solange wir leben, der Tod nicht anwesend ist, sobald aber der Tod eintritt, wir nicht mehr leben werden. Diese Erkenntnis mache die Vergänglichkeit des Lebens zu einem Genuss. Nicht etwa, weil diese Erkenntnis dem Leben unendliche Zeit hinzufügen würde, sondern weil sie das Verlangen nach Unsterblichkeit beseitigt. Ohne dieses Verlangen, ja, gerade ohne dieses Verlangen würden wir wie ein Gott unter den Menschen leben.

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