
ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
September 2025
Ö1 Buch des Monats von Gospodinov
"Der Gärtner und der Tod" von Georgi Gospodinov ist das Ö1 Buch des Monats.
1. September 2025, 11:43
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Ex libris | 07 09 2025
"Einen Tod zu erzählen ist nicht leichter, als ihn zu erleben." Dieser Satz aus Georgi Gospodinovs neuem Roman "Der Gärtner und der Tod" bringt auf den Punkt, worum er in 91 kurzen Sequenzen immer wieder kreist: um das Sterben, um den Tod des eigenen Vaters; und um die immer wieder neuen Anläufe, davon zu erzählen.
Einen Tod zu erzählen ist nicht leichter, als ihn zu erleben.
"Die Odyssee" und viele andere literarische Werke kommen dem Autor zu Hilfe, um den Schrecken des Todes zu deuten und zu überstehen. Susan Sontag, Dylan Thomas oder Montaigne kommen zu Wort.
Ein ganz besonderer Glücksfall
Der Roman ist ein Abgesang auf die Individualität des Vaters, stellt den großen und schönen Mann dar, der er einmal war und den der Erzähler als Kind verehrt hat und mit dem er ein Leben lang in einer besonderen Verbindung geblieben ist. Auch seine unbekümmerte Widerborstigkeit in den Zeiten des Kommunismus leuchtet noch einmal auf, und so weitet sich das Porträt des Vaters auch zu einem Panorama seiner Generation und seines Landes.
Georgi Gospodinovs Roman "Der Gärtner und der Tod" ist ein ganz besonderer Glücksfall: Ein bereits mit allen Wassern des Romanhandwerks gewaschener Autor lässt sich auf ein ganz offensichtlich autobiografisches Erzählen über den Tod des eigenen Vaters ein und schafft es, die Wucht des einschneidenden Lebensereignisses nicht literarisch abzumildern, und gleichzeitig lässt er sich von der Wucht des Erlebten sein literarisches Werkzeug nicht aus der Hand schlagen. Immer wieder reflektiert der Erzähler, schafft ein Geflecht von Rückblenden und Vorausdeutungen und lässt im Fokus auf den Vater eine ganze Welt entstehen. "Der Gärtner und der Tod" ist eines der bewegendsten Romane der letzten Jahre.
Gestaltung
- Peter Zimmermann