Coco Brell

JAKOB FLIEDNER

Ö1 Talentebörse

Coco Brell, Schauspiel & Musik

In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Coco Brell studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar.

Ich wurde letztens als Pippi Langstrumpf in Baggy Pants beschrieben. Das mochte ich. Ich kann aber auch seriös.

Was ist Kunst und was nicht?

Kunst ist für mich, wenn in mir etwas Unerwartetes passiert. Das Gegenteil von Rationalität. Eine plötzliche Verbindung zum eigenen Inneren, ob sie sich beschreiben oder verstehen lässt, ist nebensächlich.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Durch meine Familie, die in der Musik- und Designbranche tätig ist bzw. war, war ich glücklicherweise schon früh von Kunst umgeben. Vor allem wurde mir die Sinnlichkeit in die Wiege gelegt, die mich vermutlich am stärksten für die Kunst sensibilisiert hat

Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?

Vom Wollen ganz sicher. Niemand entscheidet sich für die Kunstbranche, ohne es wirklich zu wollen. Manchmal würde ich mir wünschen, es nicht zu wollen. Deshalb in den meisten Fällen wahrscheinlich auch von Müssen, weil es einen inneren Antrieb gibt, der zu stark ist, um ihn zu ignorieren. Aber ganz sicher auch von Können - ob Naturtalent oder studiert. Ich glaube, ein/e Künstler:in muss herausgefunden haben, wie man trifft.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?

In der Antarktis, in einem Gefängnis, im Weltall und in Donald Trumps Oval Office.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Mit Tim Etchells So this is for you now, Tim Etchells:
My application has been sitting on my desk for far too long, half out of hesitation, half out of the desire to make it better. But here we go: I saw your play How Goes The World at the Wiener Festwochen 2024 and was fascinated by its unconventional and impressive performative style. You and your team created such an absurd dream that has been stuck in my head. I dare to think that working together could be a lot of fun. Combining musicality with acting and dancing across different cultures and backgrounds. Now I just have to reach out to you to make sure you read this and, by then, my submitted application. I am on it.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Wenig, wenn sich die Kunst permanent an Angebot und Nachfrage orientieren muss, verliert sie ihre Kraft gegen den Strich zu bürsten. Wie sollen neue Perspektiven entstehen, wenn es immer das bestehende Abo-Publikum zu befriedigen gilt? Dadurch entsteht eine gewisse Trägheit im System. Die Off-Theater bewegen sich im Gegensatz dazu freier und radikaler, haben aber auch dementsprechend weniger Geld.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Könnte nicht genug sein. Kunst sensibilisiert. Und sensiblere und empathischere Menschen, könnte diese Welt gebrauchen.

Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?

Ich habe Schauspiel studiert. Das ist unvernünftig genug. Da spielt Geld auch keine Rolle.

Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?

Ich wünsche mir, einen Ort geschaffen zu haben, an dem neue Kunstformen entstehen, mit Menschen aus aller Welt, mit den verschiedensten sozialen und kulturellen Hintergründen. Gemeinsam neu denken und entwickeln. Tanzen, spielen und leben! Ein bisschen wie Max Reinhardt im Schloss Leopoldskron: Das Leben selbst wird zur Bühne.

Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?

Ich wünschte ich könnte überzeugt Nein sagen und damit argumentieren, dass Schauspiel, das vor allem von der Fehlbarkeit des Menschen lebt, ja niemals authentisch von einem Nicht-Menschen verkörpert werden könnte. Allerdings halte ich es für denkbar, dass wir Schauspielenden nicht nur auf dem Bildschirm leicht zu ersetzen sind, sondern in der Zukunft auch im Theater. Ob das Publikum dann ebenfalls aus Robotern besteht, oder ob Roboter einfach besser gelernt haben, uns Menschen zu imitieren und uns im Endeffekt nur das ,,bessere Produkt’’ interessiert, bleibt spannend. Trotz allem hoffe ich auf die Wertschätzung einer echten, vom Leben geformten Person hinter einem Kunstwerk.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ich habe vor Kurzem mit zwei Kolleg:innen eine Preisverleihung moderiert und statt ‚Die Jury hat gefeedbackt‘ versehentlich ‚Die Jury hat gef*cktbackt‘ gesagt. Ich hatte keine Ahnung, was ich da gerade formuliert hatte, und das Publikum konnte sich nicht halten vor lachen.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?

Gefühl.

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