
MARKUS LACKINGER
Ö1 Talentebörse
Thomas Quendler, Jazz
In Kooperation mit den österreichischen Kunstuniversitäten präsentiert Ö1 junge Kunst-Talente Österreichs. Thomas Quendler studierte Jazz Klavier an der Kunstuniversität Graz.
26. August 2025, 07:55
Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt
Ich bin neugierig, musikalisch und jemand, der lieber zuhört als laut ist. In meiner Musik suche ich nach Klarheit, Tiefe und einer ehrlichen Sprache. Struktur ist mir wichtig aber nur, wenn sie offen genug ist, damit etwas Unerwartetes passieren kann.
Geboren: 16.11.2000 in Wolfsberg
Aktuelles Studium: Jazz Klavier an der KUG (bei Olaf Polziehn) und ab WS 25 Jazz-Klavier am Jam Music Lab (bei Danny Grissett)
Mein größter Erfolg: Der Gewinn des Ö1 Jazzstipendiums 2025 und die Veröffentlichung meines Debütalbums „Awaking“ bei Double Moon Records in der Reihe Jazz thing Next Generation.
Was ist Kunst und was nicht?
Kunst beginnt für mich dort, wo etwas Inneres in eine Form gebracht wird, egal ob durch Musik, Worte oder Bilder. Nicht alles, was ausgestellt oder gehört wird, ist automatisch Kunst – aber manchmal kann genau das Unerwartete oder Unfertige künstlerisch am stärksten wirken.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen?
Über die Musik. Zuerst auf der Steirischen Harmonika, später über das Klavier, und irgendwann über das, was zwischen den Tönen passiert das, was sich nicht üben lässt, aber mit der Zeit wächst.
Kommt Kunst von können, müssen oder wollen?
Von allen dreien. Man braucht ein gewisses Handwerk (können), einen inneren Drang (müssen) und die Entscheidung, sich immer wieder darauf einzulassen (wollen).
Wo würden Sie am liebsten ausstellen/auftreten/inszenieren?
Im Porgy & Bess, beim Jazzfestival Saalfelden, oder einfach an einem Ort, wo die Leute mit offenem Ohr und offenem Herzen zuhören.
Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?
Mit Musiker*innen, die zuhören können egal ob bekannt oder nicht. Und vielleicht irgendwann mit Künstlern aus anderen Sparten, z. B. Tanz, Film oder Literatur.
Wie viel Markt verträgt die Kunst?
Gerade so viel, dass sie sichtbar wird aber nicht so viel, dass sie ihre Richtung verliert.
Und wie viel Kunst verträgt der Markt?
Weniger, als man denkt aber mehr, als man manchmal glaubt. Es braucht Geduld.
Was ist etwas völlig Unvernünftiges, das Sie trotzdem sofort tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt?
Ein eigenes Studio bauen, mit einem Flügel,– und Platz für Musiker*innen, die einfach spielen wollen.
Welche Vision haben Sie für Ihre Arbeit – oder für sich selbst – in zehn Jahren, die Sie (noch) niemandem erzählt haben?
Ich wünsche mir, in zehn Jahren regelmäßig live zu spielen viel, vielfältig und an unterschiedlichen Orten. Egal ob mit meinem Trio, in neuen Projekten oder in anderen Settings– Hauptsache, die Musik lebt auf der Bühne und bleibt in Bewegung. Und vielleicht habe ich bis dahin ein Album gemacht, das mich selbst überrascht - eines, das zeigt, wie sehr sich musikalische Haltung über die Jahre entwickeln kann.
Glauben Sie, dass Ihre Arbeit in Zukunft von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte – und warum (nicht)?
Technisch vielleicht aber emotional nein. Musik lebt vom Moment, von Reibung, von Zwischenräumen. KI kann nachbauen, aber nicht erleben.
Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?
Ich bemühe mich, respektvoll und aufmerksam zu sein, deshalb fällt mir spontan kein konkreter Moment ein. Aber wahrscheinlich gab’s schon Situationen, in denen ich unabsichtlich etwas gesagt oder gemacht habe, das nicht ganz gepasst hat, auch wenn es niemand laut ausgesprochen hat.
Was wünschen Sie sich, dass Ihre Kunst bei anderen auslöst?
Ich wünsche mir, dass meine Musik Menschen für einen Moment aus ihrem Alltag holt. Ganz egal, ob durch ein bestimmtes Gefühl, durch Spannung, Ruhe oder einfach durch die Freude am Klang. Musik kann berühren, zum Nachdenken anregen, aber genauso gut unterhalten und Spaß machen – und genau das ist mir wichtig. Es muss nicht immer tiefgründig oder bedeutungsschwer sein. Wenn jemand nach einem Konzert lächelt, abschalten konnte oder einfach einen schönen Abend hatte, ist das für mich genauso viel wert wie ein „Aha-Moment“. Kunst darf leicht sein ohne oberflächlich zu werden.