Dominik Wilnauer-Leitner

SARA WILNAUER

Ö1 Talent im Porträt

Dominik Wilnauer-Leitner

Zehn Komponierende waren im Finale des Ö1 Talentebörse-Kompositionspreises, der mit 10.000 Euro dotiert ist und von der Oesterreichischen Nationalbank unterstützt wird. Die Finalist:innen wurden jeweils von einer der fünf österreichischen Musikuniversitäten nominiert. In "Zeit-Ton extended" werden die Komponist:innen porträtiert.

Junge Künstlerinnen und Künstler im Porträt

Geboren im Jahr: 1991 in Linz.

Zur Musik gekommen bin ich: Meine Nachbarin hat Blockflötenunterricht gegeben und zusammen mit ihrem Sohn haben wir dann jede Woche musiziert. Wir haben auch Triostücke gespielt. Ich habe dann in der Musikschule Klavier gelernt und später, als Teenager bin ich dann über den Bluesrock und Blues zum Jazz gekommen, vom Jazz zu zeitgenössischer Musik. Diese vermeintlichen Genregrenzen waren für mich nie wirklich existent oder relevant.

Meine Universität: Anton Bruckner Privatuniversität Linz.

Studium bei: Francois Sarhan und Hannes Löschel zuvor. Carola Bauckholt und Christoph Czech.

Künstlerische Inspirationen bekomme ich: Ich lese gern SciFi Bücher wie "Three Body Problem" und alles von Stanislaw Lem und Isaac Asimov. Ich schaue gern Filme und Serien und natürlich interessieren mich gesellschaftliche und politische Themen.

Lieblingsinstrument: Natürlich mein eigenes Instrument, das Klavier und Keyboards und Synthesizer in jeglicher Form. Die Zither und die E-Gitarre.

Bevorzugte Besetzung: Ich liebe die Direktheit und Knackigkeit eines Kammermusikensemble.

Lieblingsinterpret: Samuel Torro Perez auf der E-Gitarre. Ich hatte das Vergnügen, dass Samuel zwei meiner Stücke spielte. Das war einfach wunderbar.

Ein musikalischer Gänsehautmoment ist: Bei einem Konzert in Linz konnte ich wieder mal Mario Rom hören. Seine Improvisationen sind super spannend und sein Ton ist super vielseitig. Einfach zum Weinen schön.

Wenn ich einen Komponisten, eine Komponistin tot oder lebendig etwas fragen könnte: Ich habe meine Bachelorarbeit über die Anwendung von Jazztheorie bei „La vallée des cloches“ aus den „Miroirs“ von Maurice Ravel geschrieben. Stelle mir vor, ich sitze mit Ravel im Kaffeehaus und wir können uns angeregt über verschiedene harmonische Konzepte austauschen.

Wenn ich gerade nicht musizieren: Lese ich, am liebsten SciFi, dann Kaffee machen, Kaffee trinken, im Kaffeehaus sitzen und lesen. Also eine Kombination aus dem vorherigen und gerne kochen.

Ich höre
Beim Spazieren: Podcasts.
Zum Einschlafen: Podcasts oder am liebsten Stille.
Zum Aufwachen: Ö1 Radiokolleg natürlich.
Ich höre nie: Fahrstuhljazz und Lounge Musik.

Ich wünsche mir: Weiterhin von und mit der Musik leben zu können.

Mein größter Erfolg bisher ist: Keyboard bei der österreichischen Erstaufführung von "Making of Intimacy" von Clemens Gadenstätter mit dem Radio Symphonieorchester zu spielen. Und natürlich das Staatsstipendium Komposition 2025.

Meine Ideen für meine Kompositionen bekomme ich: Oft im Kaffeehaus, bei Jam Sessions und im Gastgarten mit Freunden.

Ich empfehle mein Werk: "Distillery". Das ist ein Werk für Amplified Ensemble. Also wir gehen auf eine musikalische Reise durch die verschiedenen Stadien bei der Destillation. Die geernteten Körner werden befeuchtet, keimen und brechen auf. Im Bottich wird Stärke in Zucker umgewandelt und im Brennkessel wird schließlich unsere feine Spirituose destilliert. Bei der Gitarre kommt ein Multi-E-Bow zum Einsatz. Ein E-Bow ist ein Gerät, das mithilfe von elektromagnetischen Schwingungen die Saiten der Gitarre zum Schwingen bringt. Unter Multi-E-Bow sind dann sechs davon, also pro Seite einer. Und im Gegensatz zum gewöhnlichen E-Bow kann hier auch die Kernschwingungsfrequenz geändert werden. Man kann so wunderbar feine, filigrane Obertonglissandi erzeugen und diese sollen dem fast magischen Verhandlungsprozess bei der Destillation darstellen. Den Geist in der Flasche, könnte man sagen.

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