Eugen Drewermann

AP/JENS MEYER

Im Gespräch | 17 06 2010

Eugen Drewermann

"Wir müssen tun, was das Christentum nie getan hat: uns der Verdammten annehmen". Michael Kerbler spricht mit Eugen Drewermann, Theologe

Mit zwanzig Jahren entschied sich Eugen Drewermann, Priester zu werden. Er studierte Theologie, wurde zum Priester geweiht, war Seelsorger, lehrte und predigte, bis ihm zuerst das Lehramt entzogen, dann ein Predigtverbot verhängt und er schließlich des Amtes enthoben wurde. Der Auslöser: als Drewermann 1991 in einem Interview mit dem "Spiegel" die Jungfrauengeburt als biologische Tatsache anzweifelte, kam es zum Entzug der Lehrbefugnis.

Drewermann, der suspendierte Priester, ehemalige Privatdozent, aktive Psychotherapeut und radikale Pazifist, trat schließlich 2005 aus der katholischen Kirche aus. Trotz Predigt- und Lehrverbot arbeitet der Gelehrte weiterhin als Redner und Schriftsteller vor allem zu theologischen Themen. Drewermann - er studierte Philosophie in Münster, Theologie in Paderborn und Psychoanalyse in Göttingen - geriet mit der Kirche übers Kreuz, weil er das biologisch-historische Verständnis von Jungfrauengeburt, Auferstehung, Himmelfahrt und Wundern in Frage stellt. Er kritisiert die katholische Kirche als psychisch gewalttätig und prangert die auf verinnerlichter Angst basierende Moraltheologie der katholischen Kirche an.

Drewermann wörtlich: "Das beamtete Christentum ist eine einzige Lüge." Am 20. Juni 2010 feierte Europas meistgelesener Theologe seinen 70. Geburtstag. Anlass für Michael Kerbler, Eugen Drewermann in Paderborn zu treffen, um mit ihm über die Reformierbarkeit der katholischen Kirche zu debattieren, weshalb er die Psychoanalyse als Bereicherung der Theologie betrachtet und welche Folgen die Erkenntnisse der Neurowissenschaft für Glaube und Religion haben.

Übersicht

  • Im Gespräch Archiv