Barbara Frischmuth

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Im Gespräch | 23 10 2003

Barbara Frischmuth

Michael Kerbler spricht mit der Schriftstellerin und Orientalistin Barbara Frischmuth

Der Al-Kaida-Terror, der Krieg gegen den Irak Saddam Husseins und die Debatte um den Stellenwert des Islam hat das Misstrauen zwischen den Kulturen, zwischen arabischer bzw. moslemischer Welt und den westlichen Industriestaaten vergrößert und neue Feindbilder entstehen lassen. Die österreichische Schriftstellerin Barbara Frischmuth, die Türkisch und Ungarisch, dann Orientalistik studierte, hat sich immer wieder für Toleranz und gegen die Diffamierung des Islam ausgesprochen. "Für sehr gefährlich halte ich, wenn westliche Politiker von einem 'Angriff auf die Zivilisation' sprechen. Damit wird den anderen die Zivilisation abgesprochen. Gerade der Islam war aber immer sehr zivilisiert, und wir haben viel von ihm übernommen."
Schon in ihrer Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele im Jahr 1999 hat die Autorin zu Verständnis zwischen Religionen, Kulturen und Literaturen aufgerufen. Frischmuth betonte damals besonders die Vermittlerrolle der Schriftsteller, die als "Übersetzer" und "Überläufer" zwischen Sprachen und Gesellschaften, Gefühlsebenen und Geisteszuständen, abstrakten Ideen und konkreten Erfahrungen fungierten. In ihren eigenen Büchern, etwa im Roman "Die Entschlüsselung", hat sich Frischmuth immer bemüht, Brücken zwischen den Kulturen zu schlagen - etwas, was sie übrigens bei vielen ihrer Kollegen und Kolleginnen vermisste: "Gerade die Intellektuellen haben sehr viel versäumt. Es gibt kaum Autoren, die den 'anderen Blick' gesucht haben."
Um mit ihr über die Vermittlerfunktion von Literatur, über ein Europa unterschiedlicher Kulturen und Religionen - auch unter Einbeziehung der Türkei - und die Rolle der europäischen Intellektuellen zu sprechen, hat Michael Kerbler die Schriftstellerin Barbara Frischmuth eingeladen, zu Gast in der Sendereihe "Im Gespräch" zu sein.

Barbara Frischmuth verstarb 2025 in Altaussee.

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