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Barrierefrei reisen
Ungehindert unterwegs
Menschen klettern blind auf Felswände, fahren im Rollstuhl mit der Transsib und reiten fast ohne Muskeln durch den Grand Canyon. Einfach ist weder dies noch ein gewöhnlicherer Urlaub. „Eine komplett barrierefreie Reise wird es nicht geben. Man muss möglichst gut planen und flexibel bleiben“, so der Tenor in der Community. Behilflich sind dabei Apps, Filter auf Tourismusplattformen - und spezialisierte Reisebüros.
11. November 2025, 16:12
Reiseveranstalter
Grenzenlos Barrierefrei Reisen
Pürierte Lasagne
Franz-Joseph Huainigg war im Rom-Urlaub. So weit, so gewöhnlich. Außer für jenen Koch, vor dessen entgeisterten Augen Huainiggs Ehefrau den mitgebrachten Pürierstab zückte und die Lasagne zu Brei machte, damit ihr Mann, der damals relativ starke Probleme beim Atmen hatte, sie genießen konnte; außer für die Airline, die mit seinem Betreuer vorab vier Flugzeugtypen durchtestete, ob das Beatmungsgerät auch nicht die Instrumente stört. Zum Einsatz kam beim Rückflug dann allerdings ein fünfter Typ, sodass Gerät und Reisende erst recht am Boden bleiben mussten. Mit einer oder mehreren Behinderungen unterwegs zu sein, kann herausfordernd sein und birgt oft Überraschungen; davon erzählt Huainigg, Beauftragter für Barrierefreiheit im ORF, früher Nationalratsabgeordneter, nach wie vor Autor, mit einigen Prisen Humor. Das Recht und auch die Möglichkeit zu reisen sollte jede:r haben, findet er und hat darum schon in den 1980er Jahren in Kärnten Türbreiten vermessen und Toilettengrundrisse studiert, um dann einen Reiseführer für „Behinderte und ältere Menschen“ zu publizieren. Fliegen sei für ihn immer ein Abenteuer, Bahnreisen in Österreich hingegen würden in der Regel wunderbar klappen, sagt er. Die Einstiege seien entweder ohnehin flach oder das Personal zuverlässig zur Stelle und gut geschult.
Worum es beim Planen gehen kann
Wie eine Urlaubsreise ohne Hindernisse aussieht, ist äußerst individuell. Gibt es im Bad einen Haltegriff, und ist er auf der richtigen Seite? Sind drei Stufen mit etwas Hilfe gut überbrückbar oder ein echtes Problem, weil der Gang zu schmal, der Elektrorollstuhl zu schwer ist? Ist eine Stiege statt einer Leiter in den Pool nötig? Ein Audioguide für „Sehens“würdigkeiten? Oder spielt all das gar keine Rolle, und die Person braucht Reiseunterlagen in leichter Sprache und eine Begleitperson, und zwar im Zimmer nebenan mit Verbindungstür? Für andere reicht vielleicht eine geräumige Dusche mit ebenem Zugang und eine Auswahl rollatortauglicher Unternehmungen.
Aus Standard wird individuell
Für all diese Anforderungen ist Kevin Maier da. Der Metallbearbeitungstechniker orientierte sich nach einer schweren Handverletzung um und begleitete einige Jahre lang als Personenbetreuer Menschen in den Urlaub. Das Finden einer geeigneten Unterkunft war für seine Klient:innen aber ebenfalls herausfordernd, und so entwickelte sich die Zusammenarbeit mit einem Reisebüro, das Maier nun de facto selbst betreibt: „Grenzenlos Barrierefrei Reisen“.
Ein Büro für verschiedene Bedürfnisse
Maier sitzt im steirischen Riegersburg, seine Expertise reicht weit darüber hinaus: von Italien, Kroatien und Griechenland bis Frankreich und Lappland, von Städte- und Strand- bis Thermenreisen. Dabei geht es nicht immer nur um das passende Hotel, sondern auch um Programm, Restaurants und Transfers. Maier kennt alle Abstufungen von Flughafenassistenzen und bucht, was nötig ist. Er plant Reisen für gemischte Gruppen mit verschiedenen Ansprüchen und begleitet - wie auch eine weibliche Kollegin - weiterhin Gäste. „Dann ist das Büro halt abends im Hotelzimmer.“ Fürs Ausland arbeitet er oft mit Partnerbüros zusammen, man gibt sich gegenseitig Tipps. Ansonsten sind es häufig Maiers persönliche Reiseerfahrungen, die jene Datenbank speisen, aus der er seine maßgeschneiderten Lösungen zaubert. Dazu kommt oft noch stundenlange Recherche; dennoch ist das unverbindliche Angebot kostenlos. Es enthält nur keine Hotelnamen.
Destinationen in Österreich
Das Feedback der Kundschaft ist Maier wichtig, nicht zuletzt, weil es sein Wissen aktuell hält. Grundsätzlich recherchiert er jedes gewünschte Ziel, doch der Andrang ist groß. Schneller geht es bei Destinationen, die er häufig bucht. Neben Wien, Graz und Salzburg ist das z. B. das engagierte Schladming. Dort achtet man besonders darauf, dass Kulturveranstaltungen und Märkte für alle gut zugänglich sind. Auch der Lungau bietet neben seiner herrlichen Landschaft barrierefreie Unterkünfte aller Art. Das flache Gelände um den Neusiedler See wiederum ist quasi von Natur aus geeignet, um leicht voranzukommen. Dazu gibt es noch spezielle Strandrollstühle und problemlos befahrbare Veranstaltungsorte wie die Seebühne Mörbisch und der Römersteinbruch St. Margarethen. In der Steiermark kann man einen dreirädrigen Wanderrollstuhl mieten, der sich schieben und ziehen lässt. Ein Highlight: In Kärnten gibt es ein Hotel mit Hebelift direkt in den See.
Quartiere sollten sich trauen
Einen Innovationspreis hat Kevin Maier schon gewonnen. Was er sich wünschen würde? „Dass sich mehr Tourismusbetriebe für Menschen mit Beeinträchtigungen öffnen. Ich habe manchmal das Gefühl, es sagen welche ab, weil sie Angst vor Schwierigkeiten haben, zum Beispiel, wenn wir ein Pflegebett mitbringen wollen.“ Maier berät übrigens auch gern Unterkünfte vorab zu einem Umbau - weil „barrierefrei“ in der Praxis oft gefinkelter ist, als sich Außenstehende vorstellen …
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