privat
Margit Atzler
"Eine verwunschene Koboldlandschaft"
Interview mit "Ambiente"-Gestalterin Margit Atzler
13. November 2025, 12:43
Wie kamst du zu deiner Arbeit bei Ö1?
Ich hatte in Peru einen Dokumentarfilm gedreht, der sich aber nicht finanzieren ließ. Also ging ich mit dem Audiomaterial zu Ursula Burkert. Sie hat gesagt: "Probieren wir's aus." Mein erster Beitrag lief im Juni 2018.
Der spanischsprachige Raum liegt dir, du machst aber auch gern Entdeckungen in der Nähe. Was hast du da schon gefunden?
Im Saalachtal - da bin ich einen schmalen Weg bergauf durch den Wald gegangen, an einem furchtbaren Regentag. Das war eine richtig verwunschene Koboldlandschaft: mit moosbewachsenen Steinen und Farnen. Ich war ganz verzaubert - andächtig - zur Ruhe gekommen. Und diese Stimmung macht sich dann auch beim Interview und in den Beiträgen bemerkbar; sie drückt sich wohl auch in der Auswahl der Atmos aus.
Eine deiner Reportagen handelt vom Wandern mit Kindern. Du hattest deine zwei eigenen (damals 6 und 8 Jahre) dabei. Ist das Genuss oder Stress?
Beides. Man braucht mehr Zeit, weil sie ihren eigenen Kopf haben, auch mal wo länger bleiben wollen. Sie sind nicht ruhig, wenn man jemanden interviewt. Und in dem Augenblick, wo man es gern hätte, wollen sie nicht reden. Man muss noch flexibler sein als sonst. Und wenn der Interviewpartner auch noch sein Kind mithat, und dieser Zweijährige sagt die ganze Zeit: "Zuzi, zuzi, zuzi", dann ist das lustig beim Schnitt, kommt aber nicht in die Sendung.
Du warst mit dem blinden Extrembergsteiger Andy Holzer klettern. Wie ist es dir da ergangen?
Meine eigene Klettererfahrung ist sehr spärlich, da bin ich bald an meine körperlichen Grenzen gekommen. Man spürt: Dieser Griff oder dieser Schritt, den man da machen muss, ist gerade ein bisschen zu weit; weiter, als man gut körperlich schafft, als sich vertraut anfühlt. Man weiß im Kopf: Es könnt' sich theoretisch ausgehen - und man ist ja sowieso gesichert... aber es fehlt das Vertrauen. Und da hat's der Andy geschafft, mit seiner Präsenz und auch mit dieser unglaublichen Inspiration - der Tatsache eben, dass er blind ist -, dass ich mich diesen einen Griff weiter oder Schritt mehr getraut hab. Das ist das Schönste an meiner Arbeit: Ich lerne von diesen Menschen, lasse mich auf ihren Blickwinkel ein und bin für einen Moment mit Haut und Haaren in ihrer Welt. Und beim Transkribieren, Schneiden und Mischen durchlebe ich alles noch mal - das macht die Erfahrungen so reichhaltig.
Gab es ein Erlebnis, das dich besonders berührt hat?
Ja, das Pilgern mit meiner 84-jährigen Nachbarin - von ihrer Haustür 15 km nach Göttweig. Als wir ankamen, stieg sie die Stufen hinauf, setzte sich hin und sagte immer wieder: "Ich habe es geschafft." Da war so viel Dankbarkeit und Demut.
Reportagen von Margit Atzler finden sich im Ö1 Reiseatlas, z. B. über Lima, Madrid und Kastilien.
