Radiokolleg - Gypsy-Queens vom Balkan

Vier Roma-Musikerinnen im Porträt (3). Gestaltung: Grit Friedrich

Für viele Konzertbesucher bedeutete Goran Bregovics Musik lange die einzige Berührung mit dem Balkan. Und wer sich auf den mittlerweile unkomplizierten Weg auf den realen Balkan macht, wird dort zwar sehr viel gute Musik finden, kann aber auch Landstriche sehen, die sich nur mit Mühe von den materiellen und mentalen Zerstörungen erholen. Die traditionelle Zigeunermusik verschwindet, das ist zwar zu bedauern, aber kaum aufzuhalten in der postmodernen Gesellschaft. Doch immer noch gibt es Sängerinnen in Südosteuropa, die als Idole einer ganzen Generation gelten. Grund genug, in dieser Woche die bekanntesten Roma-Sängerinnen aus Serbien, Rumänien, Mazedonien und Ungarn vorzustellen.

Auf der Flucht vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien landete die Sängerin Ljiljana Petrovic-Buttler im Ruhrgebiet. Der bosnische Musikproduzent Dragi Sestic überredete sie zu einem Comeback, heute singt sie vor allem sparsam instrumentierte Balladen, die bewusst mit dem Klischee des ewig feiernden Zigeunermusikers brechen.

Gabi Lunca aus Rumänien tritt leider nur noch in religiösen Kontexten auf, dabei war sie neben Romica Puceanu die zweite Gypsy-Queen Rumäniens, die seit den sechziger Jahren mit goldener Stimme Lieder aus den Vorstadtkneipen auf große Bühnen gebracht hat. In den letzten Jahren des Ceausescu-Regimes wurden ihre Lieder allerdings nur noch selten im Radio gespielt, diese "muzica lautareasca" passte ob ihrer orientalischen Melodien und manchmal leicht frivolen Texte nicht ins Menschenbild des Conducators.

Die aus Mazedonien stammende Sängerin Esma Redzepova konnte, anders als ihre Kolleginnen aus Rumänien oder Bulgarien, bis Ende der achtziger Jahre von Festival zu Festival reisen und avancierte zum Star auch in Übersee. Die Sängerin hat dabei ihre ethnische Herkunft nie verleugnet, im Gegenteil: Sie entwickelte sich zu einer Botschafterin für die Romakultur Mazedoniens.

Die jüngste Sängerin in dieser Radiokolleg-Serie ist Mitsou aus Ungarn. Diese Musikerin suchte nach einer organischen Verbindung zwischen den archaischen Motiven ihrer Lieder und der Gegenwart, die von elektronischen Klängen geprägt ist. Dennoch ragt ihre Stimme wie ein Feuer aus den am Zeitgeist orientierten Arrangements.

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