Im Gespräch

"Es fehlt eine stringente Anti-Diskriminierungs-Politik in Österreich". Michael Kerbler im Gespräch mit Mag. Barbara Liegl, Geschäftsführerin ZARA

ZARA steht für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit. Eine wesentliche Zielsetzung des Vereins ist es, Menschen zu mehr Zivilcourage zu ermutigen. Zivilcourage bedeutet den Mut zu haben, sich für jemanden, dem Unrecht geschieht, einzusetzen. Gleichzeitig will ZARA, die seit zehn Jahren in Österreich aktiv tätig ist, auf Rassismus, auf den offensichtlichen und den schleichenden, gewohnheitsmäßigen Alltagsrassismus, hinweisen und ihn eindämmen.

Im alljährlichen ZARA-Anti-Rassismus-Report werden Fälle dokumentiert, die bei ZARA-Büros gemeldet und überprüft wurden. Von Vorfällen im öffentlichen Raum, mit der Polizei, Behörden und anderen Institutionen, bis zur Arbeitswelt wurden etliche Einzelfälle sorgsam dokumentiert. Die Mehrheit der dokumentierten Fälle betrifft rassistische Übergriffe gegen Ausländer. Aber es wurden auch Einzelfälle festgehalten, in denen Österreicher wegen ihrer Herkunft beschimpft wurden.

Die Agentur für Grundrechte der Europäischen Union (FRA) hat in ihrem Jahresbericht 2009 darauf aufmerksam gemacht, dass Österreich, Polen, Irland, Schweden und Großbritannien ein wachsendes Problem mit rassistischen, antisemitischen, antiislamischen und rechtsradikalen Übergriffen haben. Es fehle - so der Bericht - an substanzieller Aufklärung der Diskriminierten über ihre Rechte und Ansprüche. Noch dazu gäbe es keine ausreichende und lückenhafte Datenverwaltung und Dokumentation von rassistischen und diskriminierenden Übergriffen.

ZARA und das Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte haben einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, mit dessen Hilfe Rassismus konsequent bekämpft werden soll: Die Errichtung eines Integrations-Staatssekretariats im Bundeskanzleramt sei notwendig, ein nationaler Aktionsplan gegen Rassismus müsse erarbeitet und umgesetzt und ein institutionalisierter Dialog mit der Zivilgesellschaft geführt werden.

Magistra Barbara Liegl ist ZARA-Geschäftsführerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte im Bereich Anti-Diskriminierung.

Service

Buch-Tipps
Christian Koller, "Rassismus", Taschenbuch erschienen in der Sachbuchreihe "Profile" des UTB Verlags, Paderborn - München - Wien (ISBN-10: 3825232468 bzw. ISBN-13: 978-3825232467)

ZARA - Verein Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (Hrg.), "Rassismus-Report 2008" . Der Report kann beim Verein in 1060 Wien, Luftbadgasse 14-16 direkt bestellt werden.
Er steht im Internet als Download unter zara - Rassismusreport
zur Verfügung.

Veranstaltungs-Tipp
Noch ein Hinweis auf unsere Ö1-Reihe ZEITGENOSSEN IM GESPRÄCH: am Samstag, den 17.Oktober findet im RadioKulturhaus eine Begegnung zum Thema "1989 - Deutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall" statt. Gäste von Michael Kerbler und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid sind der ehemalige Leiter der Stasiakten-Aufarbeitungsbehörde Joachim Gauck und der Schriftsteller Lutz Rathenow.Nähere Informationen finden Sie unter radiokulturhaus - Gespräche

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