Gedanken für den Tag

"Über die Weisheit des Siddharta Gautama, genannt der Buddha" von Ursula Lyon

Ursula Lyon ist langjährige buddhistische Yoga- und Meditationslehrerin. Ihre geistige Ausrichtung erhielt sie von westlichen und östlichen Dhammalehrern. Von der Ehrwürdigen Ayya Khema, deren Schülerin sie zwölf Jahre lang war, wurde sie schon früh zum Lehren autorisiert und gilt heute als Grande Dame des deutschsprachigen Buddhismus.

In der westlichen Welt haben die meisten Menschen das Lebensnotwendige, trotzdem gibt es Viele, die sich nicht glücklich fühlen. Es ist nicht der Mangel an äußeren Dingen, die das Leben verschönern und erleichtern, sondern ein inneres Suchen. Vielleicht ist es das Erkennen tiefster Wahrheit im eigenen Herzen, eine in uns liegende Sehnsucht, die uns das Gefühl gibt, unerfüllt zu sein.

Nach der Lehre des Buddha sind die meisten Menschen verblendet und unterliegen dem Ich-Wahn. Und dieser Ego-Wahn, den ich auch Ich-Sucht nenne, ist der größte Leidmacher.

Das Ich soll schön, kompetent und liebenswert sein; auf jeden Fall muss es besonders sein. Die Bemühung, anerkannt zu werden, das Betteln um die Bestätigung, etwas Besonderes darzustellen, herauszuragen aus dem Gros der Menschheit - das alles sind Anstrengungen, um dem Ich eine stabile Sicherheit zu geben. Es hört sich absurd an, wenn der Buddha sagt, dass 95 Prozent der Menschen einem Wahn unterlägen, geistig krank wären. Er nennt den Jugendwahn, den Schönheitswahn, den Gesundheitswahn, Erfolgswahn, den Ewigkeitswahn - und zeigt uns damit, dass wir dem wirklichen Leben oft ausweichen. Wir machen uns etwas vor, was nicht geht.

Das ideale Ich-Bild hängt so hoch, dass wir nie wirklich herankommen. Man müsste perfekt sein, um es zu erreichen. Perfektion bedeutet Fehlerlosigkeit: Etwas ist fertig,- ohne die Bewegung der Entwicklung, ist es wie tot. Als lebendige Wesen sind wir störungsanfällig und haben Schwächen. Wenn klar wird, dass das perfekte Ich eine Fata Morgana ist, ein Trugbild, unerreichbar, dann kommt man der Wahrheit näher.

Die Dinge realistisch zu sehen, wie sie sind und sich nicht von fixierten Ideen und Vorstellungen treiben zu lassen - ist ein bedeutender Schritt zur geistigen Freiheit.

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