Gedanken für den Tag

"Gedanken zum muslimischen Fastenmonat Ramadan" von Gerhard Tucek

Fasten, Diäten und "richtige Ernährung" werden in medizinischen Ratgebern ebenso diskutiert, wie in Hochglanzmagazinen und Lifestyle-Sendungen. Offenbar bewegt die Frage des Essen und des freiwilligen Verzichts die Menschen.

Anlässlich des eben beginnenden Fastenmonats Ramadan macht sich der Sufi, Sozialanthropologe und Musiktherapeut Gerhard Tucek Gedanken über die soziale Dimension des Essens, über das Fasten als Form des Genießens und seine reinigenden Aspekte in der muslimischen Tradition.

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass in Kurhotels die Gäste oft viel Geld für wenig Essen ausgeben. Ich glaube, dass ein wichtiger Aspekt des Fastens auch darin liegt, aus dem alltäglichen Trott auszusteigen und sich von den Sachzwängen des Alltags zu lösen.
 
Ich erinnere mich noch gut daran, wie schwer mir das Ramadan-Fasten in Österreich gefallen ist, wenn es nicht mit einer Veränderung - oder wenigstens Verlangsamung - meines beruflichen Alltags verbunden war.
 
Beim Fasten im Ramadan sollen - im Idealfall - eingeschliffene Rhythmen der Tagesgestaltung ebenso durchbrochen werden, wie eingefahrene gedankliche Strukturen. Durch die Erfahrung des Mangels wird ein Bewusstsein für die sonst vorhandene Fülle erweckt. Oft wird das menschliche Bewusstsein im Alltagstrott stumpf und viele nehmen einfach "Essen" anstelle von wirklicher Nahrung zu sich.
 
Wer denkt etwa daran, dass durch den Verzehr pflanzlicher oder tierischer Nahrung ein Transformationsprozess von Materie zu geistiger und körperlicher Energie stattfindet? Die Zeit des Fastens ist eine Anfrage an mich, wofür ich diese Energie nutze. Diene ich damit dem Leben als solchem, oder handle ich nur zu meinem eigenen Vorteil? Erlebe ich mich noch als Teil der Schöpfung, oder habe ich mich in meinem Bewusstsein von ihr entfremdet?

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