Radiogeschichten

"Arbeit, Tod und Krankheit" und "Drei Fragen". Von Leo Tolstoi. Zum 100. Todestag am 20. November. Aus dem Russischen von Erich Boehme. Es liest Martin Schwab. Gestaltung: Edith Vukan

In der ersten Geschichte, einer Legende, wird erzählt, dass Gott die Menschen geschaffen hat frei von Arbeit und jeglichen Bedürfnissen wie Wohnstätten und Kleidung, auch frei von Krankheiten. Er muss allerdings erkennen, dass die Menschen mit ihrem Leben nicht glücklich sind, und sucht nach einer Lösung. In der zweiten Geschichte, einem Märchen, macht sich der Zar auf die Suche nach einem Weisen, der ihm Antwort geben kann auf seine Fragen: Welcher Mensch ist der wichtigste? Wie erkennt man die richtige Zeit für jede Sache? Welche Sache ist die wichtigste?

Lew (Leo) Nikolajewitsch Graf Tolstoi zählt zu den bedeutendsten Autoren der Weltliteratur. Er entstammte einem alten russischen Adelsgeschlecht und wurde 1828 in Jasnaja Poljana geboren. Früh Vollwaise, lebte er bei der Schwester seines Vaters. 1844 begann er zunächst ein Studium der orientalischen Sprachen, wechselte dann aber zu den Rechtswissenschaften über. Nach Abbruch des Studiums folgten erste erfolglose Versuche, in Jasnaja Poljana, dem Stammgut der Familie, seine utopischen Landreformen durchzuführen. Ab 1851 diente er in der Kaukasusarmee; 1854/55 Teilnahme am Krimkrieg; 1856 Ende der Militärzeit.
1860 unternahm Tolstoi eine einjährige Auslandsreise (Deutschland, Frankreich, Italien, England, Belgien). Nach seiner Heirat mit Sofja Andrejewna Behrs wohnte er in Jasnaja Poljana und Moskau.

Sein literarisches Schaffen erreichte einen Höhepunkt 1868/69 mit "Krieg und Frieden", 1878 "Anna Karenina" - die beiden Romane, die seinen Ruhm begründeten - und 1899 "Auferstehung". In den Jahren 1879-82 sagte er sich endgültig vom Adel los und ging auf die Position der patriarchalischen Bauernschaft über. Obwohl er in seinen letzten Lebensjahren weltweite moralische Autorität genoss, exkommunizierte ihn die oberste Kirchenbehörde Russlands. Während der Revolution 1905 stellte er sich auf die Seite der russischen Bauernschaft, lehnte aber entsprechend seiner Lehre revolutionäre Gewalt ab. Im November 1910 floh er - alt und krank - heimlich aus Jasnaja Poljana. Lew Tolstoi starb 1910 auf der Bahnstation Astapowo.

Service

Leo Tolstoi, "Herr und Knecht". Volkserzählungen. Aus dem Russischen von Erich Boehme, Diogenes Verlag

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