"Franz, der Reimer"

Zum 40. Todestag des österreichischen Musikers und Literaten Franz Mittler. Gestaltung: Roland Knie

Der Pianist und Komponist Franz Mittler, 1893 in Wien geboren, ist Literarhistorikern und, im Speziellen, Karl-Kraus-Kennern vermutlich noch in Erinnerung als letzter Klavierbegleiter des Karl Kraus am Vortragspult, hinter einem Paravent bemüht, die nicht allzu große Musikalität des Sprachmeisters, der in den dreißiger Jahren ja ganze Offenbach-Operetten allein vortrug, möglichst unauffällig zu kompensieren. Mittlers höchst beachtliches eigenes Werk, seine eigene Doppelbegabung geriet in Kraus' Schatten ein wenig in Vergessenheit.

Der junge Franz Mittler hatte nämlich, als er zu Karl Kraus stieß, in Fachkreisen als Musiker bereits einen guten Namen - und manche kannten ihn auch schon als wahrhaft genialischen Schöpfer von Schüttelreimen (von denen er noch vor dem Krieg auch ein schmales Bändchen in einem winzigen Verlag herausbrachte).

Von den Nationalsozialisten in die Emigration gezwungen, machte Mittler alsbald in den USA als Klaviervirtuose Karriere, unterhielt ein eigenes Klavier-Ensemble (!) und war auch ein gefragter Komponist, und zwar sowohl von eingängiger Gebrauchsmusik als auch von Lied- und Kammermusikalischem von einigem Anspruch. Als Mittler nach Europa zurückkehrte, dachte man in Wien, wie damals üblich, nicht daran, ihm irgendein Betätigungsfeld anzubieten. Das Salzburger Mozarteum rettete diesbezüglich das letzte Restchen österreichischen Anstands.

Franz Mittler siedelte sich schließlich in einer kleinen Ortschaft in Bayern an, oblag dort der Kirchenmusik und starb auch in seiner späten Wahlheimat am 27. Dezember 1970.

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