Radiokolleg - Schuld und Schuldgefühle

Von Gewissensbissen und Selbstvorwürfen (4). Gestaltung: Natasa Konopitzky

Schuldig machen sich jene Menschen, die vorsätzlich gegen ein Gesetz verstoßen. So lautet - einfach ausgedrückt - die juristische Definition von Schuld. Warum aber fühlen sich Menschen schuldig, die keine reale Tat begangen haben? Warum leiden Kinder, deren Eltern sich getrennt haben, unter Schuldgefühlen? Warum treten bei Menschen, die Konzentrationslager überlebt haben oder bei Frauen, die vergewaltigt wurden, Gefühle der Schuld auf?

Schuld und das Gefühl von Schuld sind untrennbar mit der menschlichen Existenz verbunden. Schuldgefühle regulieren über die Instanz des Gewissens das soziale Zusammenleben - im Gegensatz zu den Instinkten und Trieben im Tierreich. Sigmund Freud bezeichnete in seinem Essay "Das Unbehagen in der Kultur" Schuldgefühle als den Preis für den Kulturfortschritt. Über dieses "normale" Schuldgefühl hinaus können aber sogenannte pathologische Schuldgefühle - ausgelöst etwa durch Traumata - zu schweren psychischen Störungen führen.

Service

Mathias Hirsch: "Schuld und Schuldgefühl. Zur Psychoanalyse von Trauma und Introjekt", Vandenhoeck & Ruprecht

Stephan Grätzel: "Dasein ohne Schuld. Dimensionen menschlicher Schuld aus philosophischer Perspektive", Vandenhoeck & Ruprecht

Sigmund Freud: "Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften", Fischer Taschenbuch

Thomas Bernhard: "Die Ursache", "Der Keller", "Der Atem", "Die Kälte" und "Ein Kind", dtv

Paul Ricoeur: Phänomenologie der Schuld, Verlag Karl Alber


InterviewpartnerInnen:
Felix de Mendelssohn, Psychoanalytiker, Wien
Mathias Hirsch, Psychoanalytiker, Düsseldorf
David Vyssoki, Psychotherapeut und Psychiater, ärztlicher Leiter der Ambulanz des psychosozialen Zentrums Esra in Wien
Susanne Heine, Institut für Praktische Theologie und Religionspsychologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
Helmut Lukas, Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Pia Andreatta, Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck
Eva Sebök, Landesleiterin von Rainbows NÖ-Ost.
Markus Zöchmeister, Psychoanalytiker, Salzburg
Stephan Grätzel, Institut für Philosophie der Johannes Gutenberg Universität in Mainz
Sighard Neckel, Institut für Soziologie der Universität Wien
Claus Lamm, biologischer Psychologe, Institut für Psychologie der Universität Wien
Eleonore Fischer, Dialoggruppe der "Nachkommen von Opfern und Tätern des Holocaust"


E-Mailadresse Eleonore Fischer

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