Alte Musik - neu interpretiert

300 Jahre Gradus ad Parnassum

Johann Joseph Fux' berühmte Kompositionslehre und ihr langer Nachhall

Johann Joseph Fux, geboren in Hirtenfeld nahe St. Marein bei Graz, war ab 1701 Kapellmeister am Wiener Stephansdom, ab 1715 Hofkapellmeister in kaiserlichen Diensten sowie Komponist eines umfangreichen geistlichen wie weltlichen Werks. Im Alter von rund 65 Jahren veröffentlichte er 1725 eines der einflussreichsten Lehrwerke des Barock und darüber hinaus: "Gradus ad parnassum" (Stufe oder Stufen zum Parnass, dem Apollo geweihten Berg, Sitz der Musen und Sinnbild der Kunst). Das Buch, bald ins Deutsche und Italienische sowie in Teilen in weitere Sprachen übersetzt, ist eine systematische Zusammenfassung der Regeln des Kontrapunkts. Zum Teil in didaktischen Dialogen verfasst - zwischen einem Meister, Aloysius, und seinem Schüler, Joseph - entwickelt Fux in fünf Schritten oder Stufen (die Fux Gattungen nennt) eine Grammatik der Komposition, wie sie über viele Jahrhunderte in der abendländischen Musik gültig war.

Der "Gradus ad Parnassum" blickt allerdings eher zurück als voraus - und hält ein Ideal und Regelwerk fest, wie es in der Polyphonie der Renaissance etwa in den Kompositionen eines Giovanni Pietro Aloisio Sante da Palestrina Vollendung gefunden hat (der "Aloysius" des Lehrwerks). Regeln, an die allerdings schon Fux sich in seiner eigenen Praxis nicht immer konsequent gehalten hat, erklärt Thomas Hochradner, Musikhistoriker am Mozarteum in Salzburg und Herausgeber des thematischen Verzeichnisses von Fux' Werken.

Joseph Haydn hat das Lehrwerk gründlich studiert, Leopold Mozart damit Wolfgang Amadeus unterrichtet, Beethoven es hochgeschätzt, viele andere sich damit auseinandergesetzt. "Es hat Internationalität gewonnen wie keine andere Schrift des 18. Jahrhunderts und über den Bruch vom Barock zur Klassik hinaus Einfluss genommen", erklärt Thomas Hochradner, "weil man erkannt hat, dass die Beherrschung des Kontrapunkts notwendig ist, um größere Formen weiterzuentwickeln, wie das Streichquartett oder die Symphonie."

Thomas Hochradner erklärt im Gespräch mit Johann Kneihs, was den "Gradus ad Parnassum" unter den Lehrwerken besonders macht und ihm ein Jahrhunderte langes Nachleben ermöglicht hat. Dazu passend erklingt Musik nach allen Regeln des Kontrapunkts (wie auch mit Regelverstößen), von Giovanni da Palestrina bis Johann Joseph Fux, dessen Opern etwa in den vergangenen Jahren in einem Zyklus des Festivals Styriarte zu erleben waren.

Service

Buch-Empfehlung:

Klaus Aringer und Klaus Petermayr (Hrsg.): Fux im Kontext. Neue Forschungen zu Leben und Werk des steirischen Komponisten. Leykam Buchverlagsgesellschaft Graz-Wien-Berlin 2024.
ISBN (Print): 978-3-7011-0516-8, ISBN (PDF): 978-3-7011-0579-3

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux/1660 - 1741
Gesamttitel: "CONCENTUS MUSICO INSTRUMENTALIS...1701"
Titel: Rondeau a 7 für Violino piccolo, Fagott, Violine, 3 Violonen und B.c.
Rondo
Ausführende: Concentus musicus Wien
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 04:26 min
Label: Teldec 841271 XH / 2446902

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux/1660 - 1741
Album: JOHANN JOSEPH FUX: GEISTLICHE MUSIK
Titel: Ad te, Domine levavi, K 153 - für gemischte Singstimmen und Instrumentalensemble
Textanfang: Zu Dir, o Herr, erhebe ich meine Seele
Chor: Domkantorei Graz
Choreinstudierung: Josef M. Doeller
Orchester: Armonico Tributo Austria
Leitung: Lorenz Duftschmid
Länge: 04:04 min
Label: cpo 9998502

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux/1660 - 1741
Album: JOHANN JOSEPH FUX: GEISTLICHE MUSIK
Titel: Ave Maria, K 151 - für mittlere Stimme (Alt, Altus) und Instrumentalensemble
Solist/Solistin: Carlos Mena /Altus
Orchester: Armonico Tributo Austria
Leitung: Lorenz Duftschmid
Länge: 03:15 min
Label: cpo 9998502

Urheber/Urheberin: Gregorianik
Album: JOHANN JOSEPH FUX: GEISTLICHE MUSIK
Titel: Ave Maria, choraliter (Gregorianischer Gesang)
Chor: Grazer Choralschola /Herren
Leitung: Franz Karl Prassl
Länge: 01:03 min
Label: cpo 9998502

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux
Album: CONCENTUS MUSICO-INSTRUMENTALIS
Titel: Aria italiana [Giga] & Aire francoise [Entrée]
Solist/Solistin: Michael Hell, Flauto
Solist/Solistin: Andreas Helm, Oboe
Solist/Solistin: Peter Trefflinger, Violoncello
Solist/Solistin: Dimitri Bondarenko, Cembalo
Ausführende: NEUE HOFKAPELLE GRAZ
Leitung: Lucia Froihofer & Michael Hell
Label: CPO/PREISER 7779802

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux/1660 - 1741
Album: JOHANN JOSEF FUX: CEMBALOWERKE / PIECES POUR CLAVECIN
Titel: Ciaccona - für Cembalo
Solist/Solistin: Dorota Cybulska Amsler /Cembalo < nach Pierre Donzelague 1712, von Joop Klinkhamer 1992 >
Länge: 08:38 min
Label: K617 K 617138

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux
Album: Kaiserrequiem K51-53
Titel: Kyrie
Ausführende: Vokalensemble Zeronove
Ausführende: Barockensemble I Pizzicanti
Leitung: Lukas Wanner
Länge: 03:45 min
Label: Prospero PROSP0085

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux
PR: STYRIARTE 2023 - COSTANZA E FORTEZZA - 20230623
Titel: Costanza e fortezza (Auswahl)
Untertitel: Vorproduktion in der Helmut-List-Halle ohne Publikum
Titel: Finale
Ausführende: Zefiro Baroque Orchestra
Leitung: Alfredo Bernardini
Länge: 02:34 min

Komponist/Komponistin: Johann Joseph Fux/1660-1741
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Pietro Pariati/1665-1733
KM: Styriarte 2019 - Fux-Opernfest - 20190623 (5.1)
Titel: Dafne in Lauro - Teil 2
Opernfest
Untertitel: Apollo und Daphne
Titel: Arie der Dafne: "Lascio d'esser ninfa"
Solist/Solistin: Monica Piccinini /Sopran (Diana)
Solist/Solistin: Arianna Vendittelli /Sopran (Dafne)
Orchester: Zefiro Barockorchester
Leitung: Alfredo Bernardini /Dirigent
Länge: 49:57 min
Label: Fux concertato, Österreichische Akademie der Wissenschaften

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