Dimensionen - Magazin

1. 25 Jahre nach Tschernobyl: Folgen für die Landwirtschaft
2. Die Pharmaforschung in der molekularen Sackgasse
3. E. M. Cioran: Die braunen Flecken des Schwarzsehers
4. Zeitgeschichte ausstellen in Österreich
Redaktion: Franz Tomandl

Die Atomkatastrophe von Tschernobyl verseuchte rund ein Fünftel der landwirtschaftlichen Flächen von Belarus, von Weissrussland. Die Republik wurde damals vom radioaktiven Fallout am stärksten getroffen. Selbst nur leicht kontaminierte Agrarflächen sind gesundheitsgefährdend, denn über die Nahrungsmittel gelangt Radioaktivität in den Organismus. Und Strahlung von innen ist am gefährlichsten, kann Krebs und andere schwere Krankheiten erzeugen. - Wie kämpft die weißrussische Landwirtschaft gegen den unsichtbaren Feind an? Mit Sergej Tarasiuk, Agronom, Internationale Stiftung für ländliche Entwicklung, Belarus; Autor: Peter Jaeggi.

In immer kleinere Dimensionen vorzudringen ist ein erklärtes Ziel der Pharmaforschung. Damit das möglich ist, entwickeln zum Beispiel Ingenieure laufend neue Geräte. Eine Wunschvorstellung ist, einen Computertomographen für die Zellebene zur Verfügung zu haben, der Moleküle live beobachten kann. Das könnte sich diese Tendenz als molekulare Sackgasse für neue Medikamente herausstellen, meinen Wissenschaftler. Schon deshalb, weil die immensen Datenmengen kaum miteinander vergleichbar seien. Mehr Nutzen für den Patienten könnte es möglicherweise bringen, wenn Pharmaforscher stärker komplexe Wechselwirkungen auf Zell- oder Organebene studieren. Mit Jörg von Hagen, Pharmaforscher, Biotechnologe, molekularer Onkologe bei Merck Pharma Proteomforschung in Darmstadt. Autorin: Maria Mayer.

Er war der bekannteste philosophische Prediger des Selbstmordes im 20. Jahrhundert - und starb selbst eines natürlichen Todes: E. M. Cioran; geboren am 8. April 1911, vor genau 100 Jahren, im rumänischen Dorf Rasinari; gestorben 1995 in Paris. Der Aphoristiker, Essayist und Skeptiker, dessen Werk in der nihilistischen Tradition Nietzsches steht, zählt heute zu den großen Stilisten der französischen Literatur. 1937 übersiedelte Cioran im Alter von 26 Jahren nach Paris, ab 1949 wechselte er als Autor die Sprache. Seine "Lehre vom Zerfall" und alle weiteren Bücher erschienen nun in Französisch. - Seit dem Tod des pessimistischen Kulturkritikers hat die Forschung dessen rumänisches Frühwerk und die politische Haltung des jungen Cioran genauer unter die Lupe genommen. In der Folge wurde bekannt, dass der Philosoph Beziehungen zur parafaschistischen "Eisernen Garde" in Rumänien unterhielt und ein nationalistischen Pamphlet mit dem Titel "Die Verklärung Rumäniens" publizierte. Jetzt - zum 100. Geburtstag des Philosophen - bringt der Suhrkamp Verlag eine Auswahl publizistischer Texte heraus, die Cioran zwischen 1931 und 1937 über Deutschland verfasst hat. Sie stellen u.a. einen rumänischen Auslandstudenten vor, der sich in Zeitungsartikeln durchaus begeistert zeigt von der nationalsozialistischen Revolution, der deutschen Diktatur und der Führerfigur Hitler. Rezensent: Armin Stadler.

E. M. Cioran: "Über Deutschland. Aufsätze aus den Jahren 1931 -1937. Ins Deutsche übersetzt von Ferdinand Leopold, Suhrkamp Verlag.

Ist Österreich eine Nation ohne Museum? Die Frage stellt sich der Zeithistoriker Dirk Rupnow. Er meint damit nicht irgendein Museum, sondern ein Nationalmuseum. Trotz langjähriger Debatten gibt es noch immer kein Haus der österreichischen Geschichte. In dem neuen Buch "Zeitgeschichte ausstellen in Österreich", herausgegeben von Heidemarie Uhl und Dirk Rupnow im Böhlau Verlag, gibt er einen Überblick über die Diskussion und die möglichen Hindernisse für ein derartiges Nationalmuseum. Gestalterin: Ulrike Schmitzer

Dirk Rupnow/Heidemarie Uhl (Hrsg): Zeitgeschichte ausstellen in Österreich. Böhlau Verlag 2011

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