Radiokolleg - Viel Segen ... und noch mehr Fluch?

Die zwei Gesichter der Chemie (2). Gestaltung: Armin Stadler

Die UN haben 2011 zum "Internationalen Jahr der Chemie" erklärt - genau ein Jahrhundert nach der Verleihung des Chemienobelpreises an Marie Curie. Die wissenschaftliche Pionierin bezahlte die bahnbrechende Entdeckung der radioaktiven Elemente "Polonium" und "Radium" letztlich mit ihrem Leben. Gerade an ihrer Person lässt sich das bis heute gespaltene Verhältnis der Gesellschaft zur Chemie festmachen. Auch nach einem Jahrhundert scheint in der Gesellschaft eine Irritation fortzuwirken, ob in der Chemie nicht jeder neue Nutzen mit einem zusätzlichen Risiko bezahlt wird.

Chemie steckt buchstäblich in allen Dingen, vom großen Universum bis zum kleinen Menschenalltag: in den ersten Sternen, die im Kosmos leuchteten, ebenso wie in der letzten Marmeladesemmel, die man verzehrt hat. Bleibt zu hoffen, dass es kein Acrylamid oder Pestizid war. Auch das Auto ist eine tolle Erfindung, die teilweise auf Chemie basiert. Aber bei der ersten Ausfahrt, bei der das Armaturenbrett noch immer nach Bisphenol A stinkt, atmet der stolze Käufer unzählige chemische Substanzen ein, die gesundheitsgefährdend sind.

Chemie ist natürlich und nützlich, kann durchaus schön sein und bedeutet Fortschritt. Gegenanzeige: Chemie ist künstlich und gefährlich, kann hässlich sein und bringt vor allem Macht und Geld. Wie jede andere Wissenschaft ist die Chemie per se weder gut noch böse. Dazu macht sie erst der Mensch, der ein ebenso talentierter Pharmazeut wie Giftmischer ist.

Eine Serie über die Janusköpfigkeit und das ambivalente Image einer Forschungsdisziplin, die wie kaum eine andere unser Alltagsleben bestimmt - und bei der es nach wie vor heißt: "Über mögliche Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte ... den Chemiker oder Toxikologen".

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